Robert Danneberg
Robert Danneberg, * 23. Juli 1885 Wien, † 12. Dezember 1942 KZ Auschwitz (laut Beschluss des Stadtsenats vom 6. November 1950 gemeinsam mit Hugo Breitner und Julius Tandler Ehrengrab im Urnenhain des Krematoriums; für Danneberg mußte symbolisch eine leere Urne beigesetzt werden), Politiker.
Nach Studium (Dr. jur.) schloß sich Danneberg frühzeitig der Sozialdemokratischen Partei an und versah 1903-1918 leitende Funktionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend; er war Erster Sekretär der Sozialistischen Bildungszentrale und wurde 1918 in den Gemeinderat kooptiert.
Dannebergs Broschüre „Das sozialdemokratische Programm" diente in mehreren Auflagen der politischen Bildung der Parteifunktionäre. 1919-1934 gehörte Danneberg dem Gemeinderat (beziehungsweise 1922-1934 auch dem Landtag) an und bekleidete ab 1922 den Posten des Landtagspräsidenten; ebenfalls 1919-1934 gehörte er auch dem Nationalrat an. Außerdem war Danneberg Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Vorsitzender-Stellvertreter des Klubs der sozialdemokratischen Nationalratsabgeordneten und Vorsitzender des Klubs der sozialdemokratischen Gemeinderäte.
Er erwarb sich Verdienste um die Wiener Stadtverfassung von 1931, führte eine Reform der Magistratsverwaltung durch und gilt (da die Einführung der Wohnbausteuer von ihm maßgeblich beeinflußt wurde) als Schöpfer des Wiener Wohnbauprogramms (1923).
Die Leistungen der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung faßte er in der Broschüre „Die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung in Wien" zusammen, die 1929 unter dem Titel „Zehn Jahre neues Wien" in vierter Auflage erschien und in einige Fremdsprachen übersetzt wurde.
Wesentlichen Anteil hatte Danneberg auch an der Gestaltung des Mietengesetzes. Nach dem Ausscheiden Hugo Breitners übernahm Danneberg 1932 das Finanzressort und blieb bis 1934 Stadtrat.
Im Februar 1934 wurde er verhaftet, arbeitete jedoch nach seiner Entlassung in der illegalen Bewegung. Durch die Nationalsozialisten wurde er 1938 neuerlich verhaftet, kam in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald, um schließlich im KZ Auschwitz den Tod zu finden (das Todesdatum bleibt fraglich). Siehe auch Dannebergplatz.
Literatur
- Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 20 (Alfred Pfabigan)
- Eduard März: Robert Danneberg. In: Werk und Widerhall, S. 106 ff.
- Robert Danneberg 1885-1942. Idealismus und Pragmatik. In: Dokumentation 1/92 (Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung)
- Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 140 ff.
- Leon Kane: Robert Daneberg. Ein pragmatischer Idealist. 1980
- Joseph Buttinger: Am Beispiel Österreichs. Frankfurt: 1972
- Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1896 - 1934. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 2), Reg.
- Wolfgang Neugebauer: Robert Danneberg (1885-1942). Eine biographische Skizze. In: Archivalisches Jahrbuch für Geschichte der Arbeiterbewegung 1 (1985), S. 86 ff.
- Archivalische Mitteilungsblätter für Geschichte der Arbeiterbewegung 2 (1962), S. 17 ff. (Werksverz.)
- Franz Patzer: Der Wiener Gemeinderat 1918-1934. In: Wiener Schriften 15 (1961), Reg.
- Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien. In: Wiener Schriften 6 (1958) und 11 (1959), Reg.
- Arbeiterzeitung, Thema, 28.06.1985
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 102 f.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Wien: 1958 ff. Band 6, S. 166 (Reisnerstraße 41)
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 167