Hietzing: Unterschied zwischen den Versionen

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Hietzing, ([[13]]. [[Bezirk]]). 37,65 Quadratkilometer, 55.869 Einwohner (1991)
 
Hietzing, ([[13]]. [[Bezirk]]). 37,65 Quadratkilometer, 55.869 Einwohner (1991)
  
Geografisch reicht der im Südwesten der Stadt gelegene Bezirk in den [[Wienerwald]], dem hier Vorberge (geologisch "Kalkklippen") vorgelagert sind ([[Küniglberg]], 257 Meter; [[Rosenhügel]], 257 Meter; [[Roter Berg]], 262 Meter; [[Trazerberg]], 277 Meter).  
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==Bezirksgrenzen==
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<onlyinclude>1890/1892 wurden die beiderseits des [[Wienfluss]]es gelegenen selbstständigen Vorortgemeinden [[Baumgarten (Vorort)|Baumgarten]], [[Breitensee (Vorort)|Breitensee]], [[Hacking (Vorort)|Hacking]], [[Hietzing (Vorort)|Hietzing]], [[Lainz (Vorort)|Lainz]], [[Ober-St.-Veit (Vorort)|Ober-St.-Veit]], [[Penzing (Vorort)|Penzing]] und [[Unter-St.-Veit (Vorort)|Unter-St.-Veit]] samt den Katastralgemeinden Schönbrunn und [[Speising (Vorort)|Speising]], Teile von [[Hadersdorf]], [[Hütteldorf (Vorort)|Hütteldorf]] und [[Mauer]] sowie der Auhof zum damaligen 13. Bezirk zusammengeschlossen. Am 15. Oktober 1938 wurden die am linken Ufer der Wien gelegenen Teile des Bezirks Hietzing als 14. Bezirk konstituiert, wodurch der Bezirk, ausgenommen den [[Lainzer Tiergarten]], der erst 1956 dem 13. Bezirk zugeordnet wurde, seinen heutigen Umfang erhielt ([[Hietzing (Vorort)]],  Ober- und Unter-St.-Veit, Hacking, Speising, Lainz, die Siedlung Friedensstadt und Teile von Mauer). Geografisch reicht der im Südwesten der Stadt gelegene Bezirk in den [[Wienerwald]], dem hier Vorberge (geologisch "Kalkklippen") vorgelagert sind ([[Küniglberg]], 257 Meter; [[Rosenhügel]], 257 Meter; [[Roter Berg]], 262 Meter; [[Trazerberg]], 277 Meter).  
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== Bezirkswappen ==
 
== Bezirkswappen ==
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==Bezirksgeschichte==
 
==Bezirksgeschichte==
 
Die Ortsbezeichnung ist von dem Vornamen "Hiezo" oder "Hezzo", einer Kurzform von "Heinrich", abgeleitet. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1130. Seit 1253 scheint das Stift [[Klosterneuburg]] als Grundherr auf. Die ältesten Anwesen lagen im Bereich der [[Altgasse]], nördlich davon (Richtung Wienfluss) waren Viehweiden und Bleichen, südlich wenige Äcker und ausgedehnte Weingartenfluren. In der Nähe des Küniglbergs und um das Gebiet des heutigen Hietzinger Friedhofs gab es auch einen Steinbruch, sowie Sand- und Schottergruben, deren Material noch beim Bau von [[Schloß Schönbrunn]] Verwendung fand. An der Stelle des Kaiserstöckels stand bis 1683 eine Schleifmühle. Es gab auch die Faistenmühle, die als Lainzer Mühle bekannt wurde (13., Lainzer Straße 10).
 
Die Ortsbezeichnung ist von dem Vornamen "Hiezo" oder "Hezzo", einer Kurzform von "Heinrich", abgeleitet. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1130. Seit 1253 scheint das Stift [[Klosterneuburg]] als Grundherr auf. Die ältesten Anwesen lagen im Bereich der [[Altgasse]], nördlich davon (Richtung Wienfluss) waren Viehweiden und Bleichen, südlich wenige Äcker und ausgedehnte Weingartenfluren. In der Nähe des Küniglbergs und um das Gebiet des heutigen Hietzinger Friedhofs gab es auch einen Steinbruch, sowie Sand- und Schottergruben, deren Material noch beim Bau von [[Schloß Schönbrunn]] Verwendung fand. An der Stelle des Kaiserstöckels stand bis 1683 eine Schleifmühle. Es gab auch die Faistenmühle, die als Lainzer Mühle bekannt wurde (13., Lainzer Straße 10).
 
 
 
Die wachsende Beliebtheit des Wallfahrtsortes "Maria-Hietzing" erforderte den Ausbau der Seelsorge. Es wurden ein Chorherrenhaus und ein Gemeindegasthaus errichtet, in dem sich für Wallfahrerinnen und Wallfahrer die Möglichkeit der Übernachtung bot. Die zweite Türkenbelagerung 1683 verwüstete den Ort und die restlichen Weingärten. Der Ort war fast entvölkert und die Neubesiedelung ging nur langsam voran.
 
Die wachsende Beliebtheit des Wallfahrtsortes "Maria-Hietzing" erforderte den Ausbau der Seelsorge. Es wurden ein Chorherrenhaus und ein Gemeindegasthaus errichtet, in dem sich für Wallfahrerinnen und Wallfahrer die Möglichkeit der Übernachtung bot. Die zweite Türkenbelagerung 1683 verwüstete den Ort und die restlichen Weingärten. Der Ort war fast entvölkert und die Neubesiedelung ging nur langsam voran.
 
Der Bau des [[Schloss Schönbrunn|Schlosses Schönbrunn]], das an der Stelle der 1683 zerstörten [[Katterburg]] errichtet wurde, brachte schließlich den großen Aufschwung des damaligen Dorfes Hietzing. Die Nähe zum kaiserlichen Hoflager brachte eine starke Bautätigkeit mit sich, weil Quartiere für Adelige und Beamte geschaffen wurden. Das rasche Anwachsen der Häuserzahl im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert änderte die Struktur des Ortes. Die neu erbauten Häuser wurden von Menschen aus gehobener sozialer Stellung bewohnt, die in Hietzing den Sommer verbrachten. Dieser Fremdenzustrom steigerte die Verdienstmöglichkeiten der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner.
 
 
 
1815 entstand ein regelmäßiger Verkehr zwischen dem Petersplatz und Hietzing in einem einfachen Holzwagen, der Zeiserlwagen genannt wurde. Dieser Gesellschaftswagen brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Hietzinger Ausflugslokale.Ab 1869 gab es eine [[Pferdetramway]]. Schon 14 Jahre später, 1883, verkehrte die Dampftramway von Hietzing nach Perchtoldsdorf. Seit 1886 verläuft sie zwischen der [[Gaudenzdorf (Vorort)|Gaudenzdorferlinie]] und Hietzing. 1887 nahm eine Linie nach Ober Sankt Veit den Betrieb auf.
 
1815 entstand ein regelmäßiger Verkehr zwischen dem Petersplatz und Hietzing in einem einfachen Holzwagen, der Zeiserlwagen genannt wurde. Dieser Gesellschaftswagen brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Hietzinger Ausflugslokale.Ab 1869 gab es eine [[Pferdetramway]]. Schon 14 Jahre später, 1883, verkehrte die Dampftramway von Hietzing nach Perchtoldsdorf. Seit 1886 verläuft sie zwischen der [[Gaudenzdorf (Vorort)|Gaudenzdorferlinie]] und Hietzing. 1887 nahm eine Linie nach Ober Sankt Veit den Betrieb auf.
 
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Nach der Bezirksgründung und Eingemeindung begann 1892 die Regulierung und Einwölbung des Wienflusses (Errichtung von Baracken für die italienischen Arbeiter in Hietzing), 1899 wurde die Wientallinie der [[Stadtbahn]] eröffnet. Elektrische [[Straßenbahn]]linien verbanden ab 27. April 1907 Hietzing mit dem Stadtzentrum: Linie 53 (nur 1907/1908): [[Bellaria (1)|Bellaria]]-Hietzing; Linie 54 (1907-1938): Bellaria-Schönbrunn; Linie 55 (1907-1927): [[Babenbergerstraße]]-Hietzing; Linie 56 (1907-1915): Babenbergerstraße-[[Schönbrunn]]; Linie 57 (1907-1936): [[Eschenbachgasse]]-Hietzing (mit Abweichungen); Linie 58 (ab 1914): Neuer Markt-Unter-St.-Veit, mit Abweichungen, ab 1942 ab Babenbergerstraße, Verkürzung nach der Eröffnung der U3-Trasse zum Westbahnhof, Einstellung der Linie 2017; Linie 59 (1909-1972): Babenbergerstraße (1911-1942 Hoher Markt)-Hietzing (zeitweise nach Lainz beziehungsweise Speising); Linie 60 (1911/1912): Babenbergerstraße-Hietzing-Lainz, später von stadtferneren Ausgangspunkten, ab 24. November 1963 Hietzing-Stadtbahn[U-Bahn]-Rodaun, seit 2017 [[Westbahnhof]]-Rodaun). Auf dem Roten Berg wurde 1897 ein Vulkangang entdeckt, auf dem [[Gemeindeberg]] 1898 eine [[Prähistorie|prähistorische]] Siedlung.  
== Hietzing als Bezirk==
 
<onlyinclude>1890/1892 wurden die beiderseits des [[Wienfluss]]es gelegenen selbstständigen Vorortgemeinden [[Baumgarten (Vorort)|Baumgarten]], [[Breitensee (Vorort)|Breitensee]], [[Hacking (Vorort)|Hacking]], [[Hietzing (Vorort)|Hietzing]], [[Lainz (Vorort)|Lainz]], [[Ober-St.-Veit (Vorort)|Ober-St.-Veit]], [[Penzing (Vorort)|Penzing]] und [[Unter-St.-Veit (Vorort)|Unter-St.-Veit]] samt den Katastralgemeinden Schönbrunn und [[Speising (Vorort)|Speising]], Teile von [[Hadersdorf]], [[Hütteldorf (Vorort)|Hütteldorf]] und [[Mauer]] sowie der Auhof zum damaligen 13. Bezirk zusammengeschlossen. 1892 begann die Regulierung und Einwölbung des Wienflusses (Errichtung von Baracken für die italienischen Arbeiter in Hietzing), 1899 wurde die Wientallinie der [[Stadtbahn]] eröffnet.</onlyinclude>
 
 
 
Elektrische [[Straßenbahn]]linien verbanden ab 27. April 1907 Hietzing mit dem Stadtzentrum: Linie 53 (nur 1907/1908): [[Bellaria (1)|Bellaria]]-Hietzing; Linie 54 (1907-1938): Bellaria-Schönbrunn; Linie 55 (1907-1927): [[Babenbergerstraße]]-Hietzing; Linie 56 (1907-1915): Babenbergerstraße-[[Schönbrunn]]; Linie 57 (1907-1936): [[Eschenbachgasse]]-Hietzing (mit Abweichungen); Linie 58 (ab 1914): Neuer Markt-Unter-St.-Veit, mit Abweichungen, ab 1942 ab Babenbergerstraße, Verkürzung nach der Eröffnung der U3-Trasse zum Westbahnhof, Einstellung der Linie 2017; Linie 59 (1909-1972): Babenbergerstraße (1911-1942 Hoher Markt)-Hietzing (zeitweise nach Lainz beziehungsweise Speising); Linie 60 (1911/1912): Babenbergerstraße-Hietzing-Lainz, später von stadtferneren Ausgangspunkten, ab 24. November 1963 Hietzing-Stadtbahn[U-Bahn]-Rodaun, seit 2017 [[Westbahnhof]]-Rodaun).
 
 
 
Auf dem Roten Berg wurde 1897 ein Vulkangang entdeckt, auf dem [[Gemeindeberg]] 1898 eine [[Prähistorie|prähistorische]] Siedlung.
 
 
 
Am 15. Oktober 1938 wurden die am linken Ufer der Wien gelegenen Teile des Bezirks Hietzing als 14. Bezirk konstituiert, wodurch der Bezirk, ausgenommen den [[Lainzer Tiergarten]], der erst 1956 dem 13. Bezirk zugeordnet wurde, seinen heutigen Umfang erhielt ([[Hietzing (Vorort)]],  Ober- und Unter-St.-Veit, Hacking, Speising, Lainz, die Siedlung Friedensstadt und Teile von Mauer).  
 
  
 
==Wirtschaftsgeschichte==
 
==Wirtschaftsgeschichte==
Vor der ersten Türkenbelagerung 1529 war Hietzing ein aufstrebender Weinbauort. Nach den schweren Zerstörungen erholte sich der Ort aber rasch. Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Umwandlung der Weingärten in Ackerland.
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Vor der ersten Türkenbelagerung 1529 war Hietzing ein aufstrebender Weinbauort. Nach den schweren Zerstörungen erholte sich der Ort aber rasch. Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Umwandlung der Weingärten in Ackerland. Der Bau des [[Schloss Schönbrunn|Schlosses Schönbrunn]], das an der Stelle der 1683 zerstörten [[Katterburg]] errichtet wurde, brachte schließlich den großen Aufschwung des damaligen Dorfes Hietzing. Die Nähe zum kaiserlichen Hoflager brachte eine starke Bautätigkeit mit sich, weil Quartiere für Adelige und Beamte geschaffen wurden. Das rasche Anwachsen der Häuserzahl im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert änderte die Struktur des Ortes. Die neu erbauten Häuser wurden von Menschen aus gehobener sozialer Stellung bewohnt, die in Hietzing den Sommer verbrachten. Dieser Fremdenzustrom steigerte die Verdienstmöglichkeiten der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Der Charakter des Bezirks als "Nobelbezirk" mit wenigen Industrie- und Gewerbebetrieben blieb auch in der Folge erhalten.  
  
 
==Bauliche Gestalt==
 
==Bauliche Gestalt==
 
Neben [[Schloss Schönbrunn]] (mit Schlosspark, [[Gloriette]], [[Palmenhaus]], [[Schönbrunner Schlosskapelle]] und [[Schönbrunner Schlosstheater]], [[Tiergarten]] und [[Wagenburg]]) befinden sich im Bezirk bedeutende Kirchen (darunter die [[Hietzinger Kirche]] und die [[Lainzer Kirche]]), das Erzbischöfliche Schloss (Sommerschloss) in Ober-St.-Veit und das [[Faniteum]], das [[Krankenhaus Lainz|Lainzer Krankenhaus]] und das ehemalige [[Pflegeheim Lainz|Lainzer Versorgungsheim]], das [[ORF-Zentrum]] am Küniglberg, die Sozialakademie in Speising, die [[Maria-Theresien-Kaserne]] ([[Fasangartenkaserne (13, Am Fasangarten 2)|Fasangartenkaserne]]), Siedlungen (darunter [[Wiener Werkbundsiedlung|Werkbundsiedlung]], [[Kongresssiedlung]] und [[Friedensstadt|Siedlung Friedensstadt]]), der [[Lainzer Tiergarten]] (mit der [[Hermesvilla]]), zahlreiche Villen (vergleiche [[Hietzing (Vorort) | Hietzing, Vorortgemeinde]]), der [[Hofpavillon]] der (1899 eröffneten) [[Stadtbahn]], Friedhöfe (darunter [Neuer Hietzinger Friedhof|[Hietzinger Friedhof]], [[Lainzer Friedhof]] und [[Ober-St.-Veiter Friedhof]] sowie das [[Bezirksmuseum Hietzing]].  
 
Neben [[Schloss Schönbrunn]] (mit Schlosspark, [[Gloriette]], [[Palmenhaus]], [[Schönbrunner Schlosskapelle]] und [[Schönbrunner Schlosstheater]], [[Tiergarten]] und [[Wagenburg]]) befinden sich im Bezirk bedeutende Kirchen (darunter die [[Hietzinger Kirche]] und die [[Lainzer Kirche]]), das Erzbischöfliche Schloss (Sommerschloss) in Ober-St.-Veit und das [[Faniteum]], das [[Krankenhaus Lainz|Lainzer Krankenhaus]] und das ehemalige [[Pflegeheim Lainz|Lainzer Versorgungsheim]], das [[ORF-Zentrum]] am Küniglberg, die Sozialakademie in Speising, die [[Maria-Theresien-Kaserne]] ([[Fasangartenkaserne (13, Am Fasangarten 2)|Fasangartenkaserne]]), Siedlungen (darunter [[Wiener Werkbundsiedlung|Werkbundsiedlung]], [[Kongresssiedlung]] und [[Friedensstadt|Siedlung Friedensstadt]]), der [[Lainzer Tiergarten]] (mit der [[Hermesvilla]]), zahlreiche Villen (vergleiche [[Hietzing (Vorort) | Hietzing, Vorortgemeinde]]), der [[Hofpavillon]] der (1899 eröffneten) [[Stadtbahn]], Friedhöfe (darunter [Neuer Hietzinger Friedhof|[Hietzinger Friedhof]], [[Lainzer Friedhof]] und [[Ober-St.-Veiter Friedhof]] sowie das [[Bezirksmuseum Hietzing]].  
  
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==Statistik==
 
==Häuser  (heutiges Gebiet)==
 
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==Siehe auch ==
 
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*[[Straßennamen-Hietzing]]
 
*[[Straßennamen-Hietzing]]
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== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 28. Juni 2019, 15:53 Uhr

Bezirkswappen Hietzing
Daten zum Objekt
Art des Objekts Bezirk
Datum von
Datum bis
Name seit 1890
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Hietzing (Vorort)
Bezirk 13
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Schloß Schönbrunn
PageID 14665
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 28.06.2019 durch WIEN1.lanm08wei
Bildname Wappen13.jpg
Bildunterschrift Bezirkswappen Hietzing
Hier befindet / befand sich:


Hietzing, (13. Bezirk). 37,65 Quadratkilometer, 55.869 Einwohner (1991)

Bezirksgrenzen

1890/1892 wurden die beiderseits des Wienflusses gelegenen selbstständigen Vorortgemeinden Baumgarten, Breitensee, Hacking, Hietzing, Lainz, Ober-St.-Veit, Penzing und Unter-St.-Veit samt den Katastralgemeinden Schönbrunn und Speising, Teile von Hadersdorf, Hütteldorf und Mauer sowie der Auhof zum damaligen 13. Bezirk zusammengeschlossen. Am 15. Oktober 1938 wurden die am linken Ufer der Wien gelegenen Teile des Bezirks Hietzing als 14. Bezirk konstituiert, wodurch der Bezirk, ausgenommen den Lainzer Tiergarten, der erst 1956 dem 13. Bezirk zugeordnet wurde, seinen heutigen Umfang erhielt (Hietzing (Vorort), Ober- und Unter-St.-Veit, Hacking, Speising, Lainz, die Siedlung Friedensstadt und Teile von Mauer). Geografisch reicht der im Südwesten der Stadt gelegene Bezirk in den Wienerwald, dem hier Vorberge (geologisch "Kalkklippen") vorgelagert sind (Küniglberg, 257 Meter; Rosenhügel, 257 Meter; Roter Berg, 262 Meter; Trazerberg, 277 Meter).


Bezirkswappen

Drei Hacken im Bindenschild (Hacking), heiliger Veit (Ober- und Unter-St.-Veit), Baum mit Gnadenbild, von vier Bauern umgeben (Hietzing), Pelikan im Nest, seine Jungen nährend (Speising), Hubertushirsch (Lainz).

Bezirksgeschichte

Die Ortsbezeichnung ist von dem Vornamen "Hiezo" oder "Hezzo", einer Kurzform von "Heinrich", abgeleitet. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1130. Seit 1253 scheint das Stift Klosterneuburg als Grundherr auf. Die ältesten Anwesen lagen im Bereich der Altgasse, nördlich davon (Richtung Wienfluss) waren Viehweiden und Bleichen, südlich wenige Äcker und ausgedehnte Weingartenfluren. In der Nähe des Küniglbergs und um das Gebiet des heutigen Hietzinger Friedhofs gab es auch einen Steinbruch, sowie Sand- und Schottergruben, deren Material noch beim Bau von Schloß Schönbrunn Verwendung fand. An der Stelle des Kaiserstöckels stand bis 1683 eine Schleifmühle. Es gab auch die Faistenmühle, die als Lainzer Mühle bekannt wurde (13., Lainzer Straße 10). Die wachsende Beliebtheit des Wallfahrtsortes "Maria-Hietzing" erforderte den Ausbau der Seelsorge. Es wurden ein Chorherrenhaus und ein Gemeindegasthaus errichtet, in dem sich für Wallfahrerinnen und Wallfahrer die Möglichkeit der Übernachtung bot. Die zweite Türkenbelagerung 1683 verwüstete den Ort und die restlichen Weingärten. Der Ort war fast entvölkert und die Neubesiedelung ging nur langsam voran. 1815 entstand ein regelmäßiger Verkehr zwischen dem Petersplatz und Hietzing in einem einfachen Holzwagen, der Zeiserlwagen genannt wurde. Dieser Gesellschaftswagen brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Hietzinger Ausflugslokale.Ab 1869 gab es eine Pferdetramway. Schon 14 Jahre später, 1883, verkehrte die Dampftramway von Hietzing nach Perchtoldsdorf. Seit 1886 verläuft sie zwischen der Gaudenzdorferlinie und Hietzing. 1887 nahm eine Linie nach Ober Sankt Veit den Betrieb auf. Nach der Bezirksgründung und Eingemeindung begann 1892 die Regulierung und Einwölbung des Wienflusses (Errichtung von Baracken für die italienischen Arbeiter in Hietzing), 1899 wurde die Wientallinie der Stadtbahn eröffnet. Elektrische Straßenbahnlinien verbanden ab 27. April 1907 Hietzing mit dem Stadtzentrum: Linie 53 (nur 1907/1908): Bellaria-Hietzing; Linie 54 (1907-1938): Bellaria-Schönbrunn; Linie 55 (1907-1927): Babenbergerstraße-Hietzing; Linie 56 (1907-1915): Babenbergerstraße-Schönbrunn; Linie 57 (1907-1936): Eschenbachgasse-Hietzing (mit Abweichungen); Linie 58 (ab 1914): Neuer Markt-Unter-St.-Veit, mit Abweichungen, ab 1942 ab Babenbergerstraße, Verkürzung nach der Eröffnung der U3-Trasse zum Westbahnhof, Einstellung der Linie 2017; Linie 59 (1909-1972): Babenbergerstraße (1911-1942 Hoher Markt)-Hietzing (zeitweise nach Lainz beziehungsweise Speising); Linie 60 (1911/1912): Babenbergerstraße-Hietzing-Lainz, später von stadtferneren Ausgangspunkten, ab 24. November 1963 Hietzing-Stadtbahn[U-Bahn]-Rodaun, seit 2017 Westbahnhof-Rodaun). Auf dem Roten Berg wurde 1897 ein Vulkangang entdeckt, auf dem Gemeindeberg 1898 eine prähistorische Siedlung.

Wirtschaftsgeschichte

Vor der ersten Türkenbelagerung 1529 war Hietzing ein aufstrebender Weinbauort. Nach den schweren Zerstörungen erholte sich der Ort aber rasch. Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Umwandlung der Weingärten in Ackerland. Der Bau des Schlosses Schönbrunn, das an der Stelle der 1683 zerstörten Katterburg errichtet wurde, brachte schließlich den großen Aufschwung des damaligen Dorfes Hietzing. Die Nähe zum kaiserlichen Hoflager brachte eine starke Bautätigkeit mit sich, weil Quartiere für Adelige und Beamte geschaffen wurden. Das rasche Anwachsen der Häuserzahl im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert änderte die Struktur des Ortes. Die neu erbauten Häuser wurden von Menschen aus gehobener sozialer Stellung bewohnt, die in Hietzing den Sommer verbrachten. Dieser Fremdenzustrom steigerte die Verdienstmöglichkeiten der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Der Charakter des Bezirks als "Nobelbezirk" mit wenigen Industrie- und Gewerbebetrieben blieb auch in der Folge erhalten.

Bauliche Gestalt

Neben Schloss Schönbrunn (mit Schlosspark, Gloriette, Palmenhaus, Schönbrunner Schlosskapelle und Schönbrunner Schlosstheater, Tiergarten und Wagenburg) befinden sich im Bezirk bedeutende Kirchen (darunter die Hietzinger Kirche und die Lainzer Kirche), das Erzbischöfliche Schloss (Sommerschloss) in Ober-St.-Veit und das Faniteum, das Lainzer Krankenhaus und das ehemalige Lainzer Versorgungsheim, das ORF-Zentrum am Küniglberg, die Sozialakademie in Speising, die Maria-Theresien-Kaserne (Fasangartenkaserne), Siedlungen (darunter Werkbundsiedlung, Kongresssiedlung und Siedlung Friedensstadt), der Lainzer Tiergarten (mit der Hermesvilla), zahlreiche Villen (vergleiche Hietzing, Vorortgemeinde), der Hofpavillon der (1899 eröffneten) Stadtbahn, Friedhöfe (darunter [Neuer Hietzinger Friedhof|[Hietzinger Friedhof]], Lainzer Friedhof und Ober-St.-Veiter Friedhof sowie das Bezirksmuseum Hietzing.

Statistik

Häuser (heutiges Gebiet)

  • 1463: 170
  • 1590: 206
  • 1713: 199
  • 1751: 218
  • 1787: 283
  • 1795: 311
  • 1822: 456
  • 1830: 536
  • 1851: 649
  • 1869: 994
  • 1880: 1.143
  • 1890: 1.251
  • 1951: 5.034
  • 1961: 5.452
  • 1971: 7.419
  • 1981: 9.282
  • 1991: 9.950
  • 2001: 10.513

Einwohner (heutiges Gebiet)

  • 1783: 2.136
  • 1794: 2.200
  • 1830: 3.968
  • 1846: 5.324
  • 1851: 5.877
  • 1857: 7.194
  • 1869: 9.808
  • 1880: 11.585
  • 1890: 14.520
  • 1900: 20.095
  • 1910: 34.883
  • 1923: 39.231
  • 1934: 44.157
  • 1939: 45.813
  • 1951: 46.995
  • 1961: 54.191
  • 1971: 57.068
  • 1981: 55.331
  • 1991: 55.909
  • 2001: 49.580
  • 2011: 50.626

Häuserschematismen

Verlinkungen zu Häuserschematismen sind in den jeweiligen Artikeln zu den Vorstädten beziehungsweise Vororten zu finden.

Bezirksvorsteher

  • Franz Hanselmayer (1891-1897; vorher 1877-1891 Bürgermeister von Hietzing; Hanselmayergasse)
  • Georg Gusenleithner (1897-1907; Gusenleithnergasse [14; ursprünglich Bürgermeister von Penzing])
  • Leopold Karlinger (1907-1919; * 1846, † 1928; Karlingergasse [14])
  • Franz Schimon (1919-1929; * 1863, † 1929; Schimonhof)
  • Dr. Isidor Spielmann (1929-1932)
  • Karl Hofbauer (Sozialdemokratische Arbeiterpartei [SDAP], 1932-1934)
  • Josef Cudlin (Diktatur, Christlichsoziale, 1934-1938; * 28. Dezember 1878, † 19. Juni 1959)
  • Hans Mayer (1945)
  • Anton Figl (Sozialdemokratische Partei Österreichs [SPÖ]; 24. Juli 1955 bis 16. April 1946; anschließend bis 30. Juni 1962 Bezirksvorsteher 14. Bezirk; * 20. Jänner 1895, † 13. Jänner 1963; Anton-Figl-Hof)
  • Josef Cudlin (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 16. April 1946 bis 4. Mai 1950)
  • Othmar Hassenberger (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 4. Mai 1950 bis 7. Juli 1953; * 3. Mai 1889, † 7. Juli 1953)
  • Ernst Florian (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 11. August 1953 bis 11. Dezember 1959; * 5. Dezember 1899, † 27. September 1968)
  • Josef Fischer (Sozialdemokratische Partei Österreichs [SPÖ]; 11. Dezember 1959 bis 26. November 1964; * 2. Dezember 1903, † 12. Juli 1979)
  • Josef Gerstbach (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 26. November 1964 bis 20. Mai 1969; * 25. Juni 1906)
  • Eduard Popp (Sozialdemokratische Partei Österreichs [SPÖ]; 20. Mai 1969 bis 13. Mai 1976; * 18. April 1916)
  • Eugen Gutmannsbauer (Sozialdemokratische Partei Österreichs [SPÖ]; 13. Mai 1976 bis 5. Dezember 1978; * 31. Mai 1934)
  • Elfriede Bischof (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 5. Dezember 1978 bis 7. Februar 1990; * 7. August 1933)
  • Heinrich Gerstbach (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; 7. Februar 1990 bis 8. Juli 2013; * 17. Jänner 1941).
  • Silke Kobald (Österreichische Volkspartei [ÖVP]; seit 8. Juli 2013

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 60 ff.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 34
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975 3/1, S. 96
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 98
  • Walter Weinzettl: Hietzing. Seine siedlungs- und sozialgeschichtliche Entwicklung bis 1820. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 10 (1952/53), S. 82 ff.
  • Walter Weinzettl: Hietzing, Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Ortes bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, Diss. Univ. Wien, Wien 1949
  • Ingrid Kosetschek: Hietzing als Sommerfrische und Ausflugsziel im Vormärz, Historische Hausarbeit Universität Wien, Wien 1965
  • Wolfgang Pauker: Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte von Hietzing. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1928-1943 (1929), S. 83 ff.
  • Floridus Röhrig: Die Kapelle von Hietzing ein kirchliches Streitobjekt. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), S. 122 ff.
  • Peter Ernst: Die althochdeutsche Siedlungsnamentypen in Niederösterreich und Wien. In: Diss.en der Univ. Wien, Wien 199 (1989), S. 154 f.
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 343
  • Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980, S. 352 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 195 ff.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 258 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 345 ff.
  • Peter Csendes: Erinnerungen an Wiens Türkenjahre. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 29), S. 48 f. (Türkenerinnerungen)
  • Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer,13)
  • Hietzing. Ein Heimatbuch des 13. Wiener Gemeindebezirks. 2 Bände. 1925-1932)
  • J. Jahne: Heimatkunde des politischen Bezirks Hietzing-Umgebung. 1911
  • Karl Fischer: Wien in alten Ansichtskarten: Hietzing und Schloß Schönbrunn. 1989
  • Krobot-Slezak-Sternhart: Straßenbahn in Wien. 1972, S. 299 ff., 325 f.
  • Gerhard Weissenbacher: In Hietzing gebaut. Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes. Band 1. 1996
  • Gerhard Weissenbacher: In Hietzing gebaut. Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes. Band 2. 1998

Links

Bevölkerungsgeschichte

  • Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien: http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/diverse_Publications/Historisches_Ortslexikon/Ortslexikon_Wien.pdf
  • Statistik Austria, Volkszählung 2001. Wohnbevölkerung nach Gemeinden (mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869). Wien 2002, S. 98 f.
  • Statistik Austria: Census 2011 Wien. Ergebnisse zur Bevölkerung aus der Registerzählung. Wien 2013, S. 32.
  • Statistik Austria: Census 2011 Gebäude- und Wohnungszählung. Ergebnisse zu Gebäuden und Wohnungen aus der Registerzählung. Wien 2013, S. 152.
  • Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2004. Wien 2004, S. 178.