Wagenburg

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von 1922
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 3050
GND
WikidataID
Objektbezug Pferde, Kutscher, Verkehrswesen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 13., Schloß Schönbrunn

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48° 11' 12.02" N, 16° 18' 34.44" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wagenburg (13., Schloß Schönbrunn [seit 1922]; Sammlung historischer Prunk- und Gebrauchswagen [Teil des Kunsthistorischen Museums]), eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Art aus der Zeit von 1700 bis 1918. Sie beherbergt nicht nur den best erhaltenen höfischen Fuhrpark des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch einen einzigartigen Bestand historischer Reit- und Zuggeschirre, die weltgrößte Sammlung ziviler Uniformen und einen erlesenen Bestand persönlicher Kleidungsstücke von Mitgliedern des österreichischen Kaiserhauses. Zu den über 100 historischen Wagen gehören auch der Imperialwagen des Hofs und der Karussellwagen Maria Theresias. Die Wagenburg verwahrt auch Schlitten, Sänften und Tragsessel, Reitgeschirre und -gegenstände, Pferde- und Bespannungsbilder. Das Monturdepot (1, Hofburg, Leopoldinischer Trakt) ist der Sammlung angegliedert.

Jahrhunderte lang dienten Pferd und Wagen als prestigeträchtige Repräsentationsmittel am kaiserlichen Hof. Bei Krönungen, Hochzeiten und feierlichen Prozessionen zeigten sich Herrscher und Herrscherinnen und Adelsleute dem Volk in prunkvollen Kutschen, die von reich geschmückten, edlen Pferden gezogen wurden. Der technische Fortschritt ermöglichte seit dem späten 18. Jahrhundert auch eine rasante Entwicklung des Wagenbaus. Es entstand eine Vielzahl neuer Wagentypen, die die Kutsche mehr und mehr zu einem effizienten Gebrauchsgegenstand werden ließen, auf den auch das wohlhabende Bürgertum nicht mehr verzichten wollte. Die Verwaltung der Fahrzeuge hatte das Oberststallmeisteramt inne. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie hatte die neugegründete Republik naturgemäß keine Verwendung mehr für den gewaltigen Fuhrpark des Kaiserhauses in den Hofstallungen, der aus über 600 Fahrzeugen und rund 350 Pferden bestand. Wagen und Pferde wurden daher teils öffentlich versteigert und teils an Behörden zum "Verbrauch" abgegeben. Auch die Nachfolgestaaten der Monarchie beantragten und erhielten größere Bestände von kaiserlichen Equipagen.

Die verbliebenen Fahrzeuge und Zugpferde wurden in ein kommerzielles Mietwagen- und Transportunternehmen, den "Bundesfuhrwerksbetrieb", umgewandelt. Ein Großteil des Personals des ehemaligen Oberststallmeisteramtes konnte hier weiterbeschäftigt werden und trug bei der Arbeit nach wie vor die kaiserlichen Livreen. Als der "Bundesfuhrwerksbetrieb" 1922 aufgelöst wurde, wurden jene Fahrzeuge, die für historisch wertvoll erachtet wurden, dem Kunsthistorischen Museum übergeben und nach Schönbrunn gebracht, wo sie in der ehemaligen, provisorisch adaptierten Winterreitschule, die fortan als Schauhalle diente, aufgestellt wurden. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurden die nicht mehr benötigten Livreen des Oberststallmeisteramtes gemeinsam mit der Garderobe der habsburgischen Hausorden (Goldenes Vlies, Ungarischer Sankt Stefans Orden, Österreichischer Leopoldsorden und Orden der Eisernen Krone) dem Kunsthistorischen Museum übergeben. Das Nachsehen hatten die österreichischen Staatstheater, die versucht hatten, die Ornate der habsburgischen Hausorden ihrem Kostümfundus einzuverleiben. So entstand die Sammlung "Wagenburg und Monturdepot".

1939 publizierten August Grosz und Heinrich Klapsia einen ersten kurzgefassten Katalog. Im selben Jahr wurde der einstige Reitstall des Kaisers und der Kaiserin, der sogenannte Englische Reitstall, in die Ausstellung inkludiert und in den Anhang des Kataloges aufgenommen. Im Zweiten Weltkrieg erlitten Gebäude und Wagen erhebliche Schaden. Die ersten Anstrengungen des damaligen Direktors Erwin Maria Auer galten daher der Sicherung des Bestandes, der sukzessiven Restaurierung der wichtigsten Wagen und der Wiedereröffnung der notdürftig reparierten Hallen 1947. Erst 1970 erfolgte der langersehnte Umbau, bei dem das Ausstellungsareal vergrößert und in zwei Räume unterteilt wurde, sodass auch Sonderausstellungen realisierbar wurden.

Seit 2001 konnte sich die Wagenburg durch multilaterale Kooperationen und Forschungsprojekte auch als internationales Forschungszentrum zur Geschichte des Wagenbaus, der europäischen Mobilität, sowie höfischer Kleidung und höfischer Repräsentation etablieren.

Die Sammlungen der Wagenburg

Hof-Wagenburg

In der Wagenburg werden die Reste des ursprünglich über 600 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks des Wiener Hofes aufbewahrt: Neben den großen Prunkkarossen, mit denen der Herrscher seine Macht demonstrierte, gab es "Leib"-Wägen für die kaiserliche Familie, Dienstfahrzeuge für die Hofangestellten, Lastwägen für den Transport von Gütern sowie Reise-, Sport-, Freizeit- und Kindergefährte. Seit 2008 führt ein "Sisi-Pfad" durch die Wagenburg, der das Leben der berühmten Monarchin von ihrem Einzug als kaiserliche Braut bis hin zu ihrem Begräbnis anhand ihrer Kutschen, ihrer prachtvollen Kleider und einzigartiger Kultobjekte wie ihrem persönlichen Sattel nachvollziehbar macht.

Fahrzeuge des höfischen Adels

Auch für den Adel waren Pferd und Wagen Jahrhunderte lang ein wichtiges Statussymbol. Die meisten großen Familien unterhielten daher eigene Fuhrparks, deren Fahrzeuge die Kutschen des Hofes an Reichtum und Schönheit mitunter sogar übertrafen. Bis 1918 waren die zahllosen eleganten Equipagen des Adels ein wichtiger Bestandteil des Wiener Straßenbildes. Rund 80 dieser Adelsfahrzeuge sind bis heute in der Kaiserlichen Wagenburg erhalten.

Reiche Sattelkammer

Im ersten Stock der Hofstallungen war die "Reiche Sattelkammer" untergebracht, in der die prunkvollen historischen Reit- und Zuggeschirre und prachtvolle Accessoires, wie reich bestickte Schabracken und Handdecken, aufbewahrt wurden. Die Reiche Sattelkammer, die bereits im 19. Jahrhundert museal betrieben wurde, wurde 1922 gemeinsam mit den Restbeständen der Hofwagenburg dem Kunsthistorischen Museum übergeben.

Monturdepot

Sammlungsschwerpunkt sind zivile Uniformen der österreichischen Monarchie, Magnatenkleider, Ordensornate, Hoflivreen, Livreen des höfischen Adels, sowie Kleider von Mitgliedern des Kaiserhauses. Das Monturdepot ist nicht öffentlich zugänglich.

Leitung

  • Erwin Maria Auer, Direktor der Wagenburg/Monturdepot (1951-1972)
  • Georg Kugler, Direktor der Wagenburg/Monturdepot (1973-2000)
  • Monica Kurzel-Runtscheiner, Direktorin der Wagenburg (seit 2001)

Weblinks

Literatur

  • Führer durch die Wagenburg, 1982
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 04.12.1972
  • Georg Kugler: Die Wagenburg in Schönbrunn. Mailand: Electa 1996.
  • Herbert Haupt: Das Kunsthistorische Museum. Die Geschichte des Hauses am Ring. 100 Jahre im Spiegel historischer Ereignisse. 1991
  • Die Geschichte der Wagenburg [Stand: 15.12.2017]