Emigration: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 2: Zeile 2:
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
}}
 
}}
Emigration. Seit dem Mittelalter wurden Bewohner Wiens immer wieder aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen verfolgt, verhaftet, ihres Vermögens beraubt, zur Auswanderung gezwungen oder zwangsweise deportiert. Hervorstechend sind die Verfolgungen von [[Juden]] (erstmals 1421 [ [[Geserah]] ], nochmals 1670 [Vertreibung aus dem Leopoldstädter Getto] und schließlich ab 1938 [nach der Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler]) sowie (im Zuge der [[Gegenreformation]]) von Protestanten; dazu kommt beispielsweise die Emigration vieler Sozialdemokraten, die Wien (insbesonders nach dem niedergeschlagenen Aufstand gegen das autoritäre Regime im Februar 1934) aus politischen Gründen verließen oder verlassen mußten. Nach der Okkupation Österreichs (1938) verließen auch zahlreiche nichtjüdische Personen freiwillig Wien. - Das (freiwillige oder unfreiwillige) Verlassen Wiens wird generell bei den biographischen Stichwörtern angegeben, die Ausweisung beziehungsweise Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen wird unter den Stichwörtern [[Holocaust]], [[Juden]] und [[Vertreibung]] (hinsichtlich der jüdischen Bewohner; hier auch die zugehörigen Adressen von Behörden, Sammelstellen, Lagern und Deportationsörtlichkeiten) behandelt. Obwohl die Bezeichnung Emigration auch in wissenschaftlichen Publikationen oftmals unqualifiziert Verwendung findet, ist darauf hinzuweisen, daß nach der Okkupation Österreichs die meisten Menschen, die Wien verließen, dies unter Zurücklassung ihrer gesamten Habe tun mußten, weshalb der Begriff Emigration (der das Element der Freiwilligkeit assoziiert) vor allem hinsichtlich jener, die aus rassistischen Gründen das Land verließen (beziehungsweise noch verlassen konnten), besser durch Vertreibung beziehungsweise Flucht zu ersetzen ist; aus diesem Grund sind einschlägige Angaben auch unter dem Stichwort [[Vertreibung]] zusammengefaßt. Ins Exil konnten Menschen (aus politischen Gründen) bestenfalls während der 1930er Jahre gehen. - Vergleiche auch [[Antifaschistische Gedenkstätten]], [[Antisemitismus]], [[Gestapo]], [[Juden]] und [[Nationalsozialismus]] beziehungsweise [[Protestantismus]]. - Die Immigration (Einwanderung) wird unter dem Stichwort [[Zuwanderung]] ([[Zuwanderungsfonds]]) behandelt.
+
Emigration. Seit dem Mittelalter wurden Bewohner Wiens immer wieder aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen verfolgt, verhaftet, ihres Vermögens beraubt, zur Auswanderung gezwungen oder zwangsweise deportiert. Hervorstechend sind die Verfolgungen von [[Juden]] (erstmals 1421 [ [[Geserah]] ], nochmals 1670 [Vertreibung aus dem Leopoldstädter Getto] und schließlich ab 1938 [nach der Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler]) sowie (im Zuge der [[Gegenreformation]]) von Protestanten; dazu kommt beispielsweise die Emigration vieler Sozialdemokraten, die Wien (insbesonders nach dem niedergeschlagenen Aufstand gegen das autoritäre Regime im Februar 1934) aus politischen Gründen verließen oder verlassen mußten. Nach der Okkupation Österreichs (1938) verließen auch zahlreiche nichtjüdische Personen freiwillig Wien. - Das (freiwillige oder unfreiwillige) Verlassen Wiens wird generell bei den biographischen Stichwörtern angegeben, die Ausweisung beziehungsweise Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen wird unter den Stichwörtern [[Holocaust]], [[Juden]] und [[Vertreibung]] (hinsichtlich der jüdischen Bewohner; hier auch die zugehörigen Adressen von Behörden, Sammelstellen, Lagern und Deportationsörtlichkeiten) behandelt. Obwohl die Bezeichnung Emigration auch in wissenschaftlichen Publikationen oftmals unqualifiziert Verwendung findet, ist darauf hinzuweisen, daß nach der Okkupation Österreichs die meisten Menschen, die Wien verließen, dies unter Zurücklassung ihrer gesamten Habe tun mußten, weshalb der Begriff Emigration (der das Element der Freiwilligkeit assoziiert) vor allem hinsichtlich jener, die aus rassistischen Gründen das Land verließen (beziehungsweise noch verlassen konnten), besser durch Vertreibung beziehungsweise Flucht zu ersetzen ist; aus diesem Grund sind einschlägige Angaben auch unter dem Stichwort [[Vertreibung]] zusammengefaßt. Ins Exil konnten Menschen (aus politischen Gründen) bestenfalls während der 1930er Jahre gehen. - Vergleiche auch [[Antifaschistische Gedenkstätten]], [[Antisemitismus]], [[Gestapoleitstelle Wien|Gestapo]], [[Juden]] und [[Nationalsozialismus]] beziehungsweise [[Protestanten]].  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
Zeile 8: Zeile 8:
 
* Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
 
* Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
 
* Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
 
* Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
* Johann Holzner / Sigurd Paul Scheichl / Wolfgang Wiesmüller [Hgg.]: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Innsbruck 1991 (Germanistische Reihe, 40)  
+
* Johann Holzner / Sigurd Paul Scheichl / Wolfgang Wiesmüller [Hg.]: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945. Innsbruck: Institut für Germanistik 1991 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Germanistische Reihe, 40)  
* Sylvia M. Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. 1985.
+
* Sylvia M. Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. Ein Kapitel vergessene österreichische Literatur. Romane, Autobiographien, Tatsachenberichte auf englisch und deutsch. Wien [u.a.]: Brandstätter 1985  
  
 
''Zur Terminologie vergleiche:''
 
''Zur Terminologie vergleiche:''
*A. Sternfeld: Sprache und Politik. In: Betrifft: Österreich. 1990, S. 13 ff.
+
* Albert Sternfeld: Sprache und Politik. In: Betrifft: Österreich - von Österreich betroffen. Wien: Löcker 1990, S. 13 ff.

Version vom 8. Mai 2014, 10:18 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.05.2014 durch WIEN1.lanm09mer

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Emigration. Seit dem Mittelalter wurden Bewohner Wiens immer wieder aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen verfolgt, verhaftet, ihres Vermögens beraubt, zur Auswanderung gezwungen oder zwangsweise deportiert. Hervorstechend sind die Verfolgungen von Juden (erstmals 1421 [ Geserah ], nochmals 1670 [Vertreibung aus dem Leopoldstädter Getto] und schließlich ab 1938 [nach der Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler]) sowie (im Zuge der Gegenreformation) von Protestanten; dazu kommt beispielsweise die Emigration vieler Sozialdemokraten, die Wien (insbesonders nach dem niedergeschlagenen Aufstand gegen das autoritäre Regime im Februar 1934) aus politischen Gründen verließen oder verlassen mußten. Nach der Okkupation Österreichs (1938) verließen auch zahlreiche nichtjüdische Personen freiwillig Wien. - Das (freiwillige oder unfreiwillige) Verlassen Wiens wird generell bei den biographischen Stichwörtern angegeben, die Ausweisung beziehungsweise Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen wird unter den Stichwörtern Holocaust, Juden und Vertreibung (hinsichtlich der jüdischen Bewohner; hier auch die zugehörigen Adressen von Behörden, Sammelstellen, Lagern und Deportationsörtlichkeiten) behandelt. Obwohl die Bezeichnung Emigration auch in wissenschaftlichen Publikationen oftmals unqualifiziert Verwendung findet, ist darauf hinzuweisen, daß nach der Okkupation Österreichs die meisten Menschen, die Wien verließen, dies unter Zurücklassung ihrer gesamten Habe tun mußten, weshalb der Begriff Emigration (der das Element der Freiwilligkeit assoziiert) vor allem hinsichtlich jener, die aus rassistischen Gründen das Land verließen (beziehungsweise noch verlassen konnten), besser durch Vertreibung beziehungsweise Flucht zu ersetzen ist; aus diesem Grund sind einschlägige Angaben auch unter dem Stichwort Vertreibung zusammengefaßt. Ins Exil konnten Menschen (aus politischen Gründen) bestenfalls während der 1930er Jahre gehen. - Vergleiche auch Antifaschistische Gedenkstätten, Antisemitismus, Gestapo, Juden und Nationalsozialismus beziehungsweise Protestanten.

Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Johann Holzner / Sigurd Paul Scheichl / Wolfgang Wiesmüller [Hg.]: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945. Innsbruck: Institut für Germanistik 1991 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Germanistische Reihe, 40)
  • Sylvia M. Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. Ein Kapitel vergessene österreichische Literatur. Romane, Autobiographien, Tatsachenberichte auf englisch und deutsch. Wien [u.a.]: Brandstätter 1985

Zur Terminologie vergleiche:

  • Albert Sternfeld: Sprache und Politik. In: Betrifft: Österreich - von Österreich betroffen. Wien: Löcker 1990, S. 13 ff.