Carltheater: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. März 2023, 13:56 Uhr

Das Carl-Theater zwei Jahre vor seiner Zerstörung durch einen Bombentreffer, Dezember 1942
Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von 1781
Datum bis 1944
Benannt nach Carl Carl
Prominente Personen
PageID 14018
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Theater, Carl Carl
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 15.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Carl-Theater.jpg
Bildunterschrift Das Carl-Theater zwei Jahre vor seiner Zerstörung durch einen Bombentreffer, Dezember 1942
  • 2., Praterstraße 31

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48° 12' 54.22" N, 16° 23' 1.10" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Carltheater am Generalstadtplan 1904

Leopoldstädter Theater (2., Praterstraße 31).

Anton Schreyer, ein Leopoldstädter Bürger, starb im Herbst 1780 und hinterließ seiner Geliebten Theresia Reich sein altes, halbverfallenes Häuschen in der Jägerzeile. Karl Marinelli, ein Zögling des Johann Matthias Menninger, der 1779 mit seiner Theatergesellschaft aus Baden nach Wien gekommen war, wo er in einer Bretterbude im Czerninschen Garten extemporierte und meist lustige Stücke spielte, kaufte das Häuschen nebst einem Garten am 7. Februar 1781 und legte am 16. März 1781 den Grundstein zu dem vom kaiserlichen Wasserbaudirektor Jean Baptiste Brequin und Baumeister Peter Mollner geplanten zweistöckigen Leopoldstädter Theater, das am 20. Oktober 1781 mit dem Gelegenheitsstück "Aller Anfang ist schwer" (von Marinelli) und dem Lustspiel "Der Witwer und seine Töchter" (Autor unbekannt) eröffnet wurde. Da damals die Figuren des Kasperl und Thaddädl die Bühne beherrschten, nannte man das Leopoldstädter Theater eine Zeitlang Kasperltheater. 1781 bestand das Ensemble des Theaters neben den Prinzipalen Marinelli und Menninger aus den Schauspielern La Roche, Dichter, Reisenhuber, Kindl, Wolschowsky und deren Gattinnen, Madame Menninger und den Geschwistern Marinellis, Josef und Elisabeth. Das durch rund 25 Jahre beliebteste Mitglied des Leopoldstädter Theaters war Johann La Roche, der die Figur des Kasperl unsterblich machte (1781-1806), wogegen Ignaz Schuster jene des Staberl kreierte. Die erfolgreichsten Bühnendichter in der Ära Marinelli waren Carl Friedrich Hensler und Joachim Perinet.

Die Jägerzeile mit dem Leopoldstädter Theater, um 1825
Carltheater, vor 1847

Hensler war der kreativste Bühnenautor des Theaters; zwischen 1786 und 1802 wurden 94 seiner Stücke aufgeführt. 1803, nach Marinellis Tod (28. Jänner), wurde das Haus für Rechnung seiner Erben dem Hausdichter Hensler in Pacht gegeben, der Singspiele und dramatisierte Volksmärchen aufführte und das Leopoldstädter Theater bis 1816 leitete, ab 1814 allerdings nur noch als Direktor. Am 1. Mai 1814 übernahm der Eisenhändler Leopold Huber die Pacht, ab 1817 führte er auch die Direktion. 1818 erhielt Marinellis Sohn Franz das Privilegium. Im Mai 1821 ging Huber in Konkurs. Daraus ergab sich ein bitterer Rechtsstreit zwischen Karl Marinellis Erben, Huber und Hensler, der erst mit dem Verkauf des Leopoldstädter Theaters an Rudolf Steinkeller am 31. August 1827 beendet werden konnte. Ignaz Schuster, 1801 ans Theater engagiert, blieb ihm sein ganzes Leben lang treu (künstlerischer Aufstieg als Komiker ersten Rangs mit der Rolle des Staberl in den "Bürgern von Wien" am 23. Oktober 1813). Die Schauspieler verkehrten im nahegelegenen Gasthof "Zur Weintraube" (2., Praterstraße 33); Therese Krones (ab 1821 am Leopoldstädter Theater engagiert) ist hier gestorben. Ab 11. Oktober 1817 war Raimund fest am Leopoldstädter Theater engagiert, ab September 1821 auch als Regisseur. Unter Steinkeller war er von 17. April 1828 bis 9. September 1830 Direktor der Bühne. Von seinen acht Zauberspielen wurden sechs in der Leopoldstadt uraufgeführt.

Das neu dekorierte Carltheater, 1834/1835
Dr. Carl als Staberl in "Staberls Reiseabentheuer", 1838

Die Ära Carl Carl und der Neubau - das Carl-Theater

Carltheater, um 1850
Carltheater, vor 1887
"Vindobona". Ein lustiges Märchen von O. F. Berg. Repertoire-Stück des Carl-Theaters, 1876

Am 1. Oktober 1819 wurde Grillparzers "Ahnfrau" am Leopoldstädter Theater erstmals aufgeführt. Raimund spielte den Geist Tobias Unglück und errang einen triumphalen Erfolg. Unter Steinkeller führte das Theater jedoch in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts nur noch ein Schattendasein. Nach Steinkellers Flucht übernahm Franz Marinelli die Leitung des Theaters, kam aber bald in finanzielle Nöte und wirtschaftete 1836/1837 gänzlich ab. Es blieb ihm nur der Ausweg, das Theater um 170.000 Gulden an den Pächter und Direktor des Theaters an der Wien, Carl Carl, zu verkaufen. Carl eröffnete das Theater am 26. Dezember 1838 und führte es einer glänzenden Epoche entgegen. Der Spielplan wurde von Ferdinand Raimund, Adolf Bäuerle, Josef Gleich und Karl Meisl beherrscht, doch kurz vor der Übernahme des Theaters durch Carl erschienen, beginnend mit dem Erfolgsstück "Lumpazivagabundus" (Gloriettegasse), auch Stücke von Johann Nestroy auf der Bühne. 1840 vereinigte Carl die Ensembles der beiden Theater. Nach dem Verkauf des Theaters an der Wien an Pokorny (23. April 1845) verlegte Carl auch Nestroy-Uraufführungen in die Leopoldstadt. Auf die viel zu kleine und längst veraltete Leopoldstädter Bühne allein angewiesen, ließ Carl daraufhin im August und September 1845 das Innere des Leopoldstädter Theaters renovieren. Schon damals kündigte er dem Publikum den Bau eines neuen, größeren Theaters an. Am 7. Mai 1847 fand die letzte Vorstellung im alten Theater statt, im selben Monat wurde das Gebäude niedergerissen.

Leopoldstädter Theater/Carltheater, Ansichtskarte, um 1904

Der Neubau wurde nach Plänen van der Eduard van der Nülls und August Sicard von Sicardsburgs errichtet, im Inneren künstlerisch ausgestaltet und (nach nur siebenmonatigen Bauzeit) am 10. Dezember 1847 als "Carltheater" eröffnet. Während der Bauzeit spielte die Gesellschaft im Odeon. Die Figuren an der Fassade des Theaters stammten von Hanns Gasser. Die beiden Hauptfiguren (Komus und Muse der Schauspielkunst) waren Porträts von Direktor Carl und Ida Brüning. 1854-1860 leitete Johann Nestroy selbst das Theater. Am 24. November 1860 wurde die erste Operette Franz von Suppés ("Das Pensionat") uraufgeführt. 1883 endete die Direktion Friedrich Strampfers, der bis 1869 das Theater an der Wien geleitet hatte, wo er mit den Schauspielerinnen Josefine Gallmeyer und Marie Geistinger große Erfolge feierte, dann das Carltheater und schließlich 1870 sogar das eigene Strampfertheater Unter den Tuchlauben eröffnete. Am 14. Jänner 1883 begannen die Vorstellungen unter der Leitung eines von der bisherigen Schauspielergesellschaft ernannte Komitees. 1895 gestaltete man unter Direktor Jauner nach Plänen Viktor von Weymans den Zuschauerraum um, wobei die vierte Galerie entfernt wurde. 1925 hatte das Theater einen Fassungsraum von 1121 Personen, 1929 wurde es geschlossen, 1944 fiel es Bombenangriffen zum Opfer; die Ruine wurde 1951 abgetragen.

Leopoldstädter Theater/Carltheater, um 1925
Leopoldstädter Theater/Carltheater, um 1925

Das Notenarchiv des Carltheaters befindet sich in der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Heute steht an der Stelle des Theaters das Bürohochhaus "Galaxie": erbaut 1974-1978 nach Plänen von Josef Becvar und H. Neuroth.

Liste der am Carltheater engagierten Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 111 Einträge von Personen, die im Carltheater engagiert waren.

BildNameBerufGeburtsdatumSterbedatum
Adele AlramSchauspielerin25 November 182624 Mai 1861
Adele BeckmannSängerin
Schauspielerin
4 Juni 18163 November 1885
Alexander Girardi.jpgAlexander GirardiSchauspieler
Sänger
Operettensänger
5 Dezember 185020 April 1918
Alexander MoissiSchauspieler2 April 188022 März 1935
Andreas ScuttaSänger
Schauspieler
Komponist
180624 Februar 1863
Anna BrustSchauspielerin26 November 186723 Februar 1940
Annakratz.jpgAnna KratzSchauspielerin
Sängerin
30 Oktober 183723 Januar 1918
Anton AscherSchauspieler
Theaterdirektor
Politiker
15 Juli 182021 April 1884
Anton BaumannSchauspieler
Sänger
Tänzer
Choreograf
Regisseur
Theatermeister
17576 November 1808
Anton GruberVolksdichter
Komponist
Schauspieler
Dichter
Volkssänger
18501919
HMW 055577 00026.jpgAnton HasenhutSchauspieler
Komiker
1 Juni 17606 Februar 1841
HMW 109300.jpgAnton J. SartorySchauspieler
Regisseur
Theaterdirektor
10 Juni 17678 August 1821
Anton KölmelSchauspieler
Mundartdichter
16 Mai 184429 Juli 1900
Anton MatschegSchauspieler5 Juni 185824 Dezember 1929
Antonie ErharttSchauspielerin
Sängerin
14 April 182625 August 1853
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 103 ff., 126 f., 160 ff., 183 f., 201 f.
  • Edith Futter: Die bedeutendsten Schauspielerinnen des Leopoldstädter Theaters in der Zeit von 1800 bis 1830. Diss. Univ. Wien. Wien 1965
  • Gustav Gugitz: Der weiland Kasperl. Johann Laroche. Wien 1920
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 419 ff.
  • Franz Hadamowsky: Das Theater in der Leopoldstadt von 1781 bis 1860. Wien 1934
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 482 ff., 599 ff.
  • Jahrbuch des k. k. priv. Carl-Theaters (hg. von E. Scholz u. a.). 1886-99
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien: Zsolnay 1993 (Wiener Geschichtsbücher, 30-32), S. 135 ff.
  • Robert Messner: Der wiedererstandene Umriß des alten Leopoldstädter Theaters. In: Wiener Geschichtsblätter 16 (1961), S. 272 f.
  • Leopold Rosner: 50 Jahre Carl-Theater 1847-97. Wien 1897
  • Gotthard August van der Stranden: Unpartheyische Betrachtungen über das neuerbaute Schauspielhaus in der Leopoldstadt. Wien 1781
  • Leopold Tatzer: Das alte Leopoldstädter Theater (1781-1847). Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966 (Wiener Schriften Heft, 24), S. 208 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 20 ff.
  • Wiener Zeitung, 27.04.1994