Carltheater: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
K (Änderungen von DYN.cristian (Diskussion) wurden auf die letzte Version von WIEN1.lanm08mic zurückgesetzt)
Markierung: Zurücksetzung
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Bauwerk
 
{{Bauwerk
 
|Art des Bauwerks=Gebäude
 
|Art des Bauwerks=Gebäude
|Gemeindebau=Nein
 
 
|Jahr von=1781
 
|Jahr von=1781
 
|Jahr bis=1944
 
|Jahr bis=1944
|Datum bis unbekannt=Nein
+
|Benannt nach=Carl Carl
 
|Andere Bezeichnung=Carl-Theater
 
|Andere Bezeichnung=Carl-Theater
|Benannt nach=Carl Carl
+
|Architekt=Eduard van der Nüll; August Sicard von Sicardsburg;
|Architekt=Eduard van der Nüll; August Sicard von Sicardsburg
 
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 +
|Bildname=Carl-Theater.jpg
 +
|Bildunterschrift=Das Carl-Theater zwei Jahre vor seiner Zerstörung durch einen Bombentreffer, Dezember 1942
 +
|Bildquelle=WStLA, Fotoarchiv Gerlach, FC1: 9390M
 +
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
 
|Stadtplan Anzeige=Ja
 
|Stadtplan Anzeige=Ja
 
|Stadtplan=https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?bookmark=RAl9RnDWOEYmqSFD0AubQhwpAtZGVBFvuBteomSQZg-b-b
 
|Stadtplan=https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?bookmark=RAl9RnDWOEYmqSFD0AubQhwpAtZGVBFvuBteomSQZg-b-b
 
|Stadtplan Text=Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1904
 
|Stadtplan Text=Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1904
|Bildname=Carltheater Praterstraße 31 Stadtplan 1885 .jpg
 
|Bildunterschrift=Carltheater am Stadtplan 1885
 
|Bildquelle=WStLA, Fotoarchiv Gerlach, FC1: 9390M
 
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
 
 
}}
 
}}
 
{{Adresse
 
{{Adresse

Version vom 20. Januar 2021, 09:20 Uhr

Das Carl-Theater zwei Jahre vor seiner Zerstörung durch einen Bombentreffer, Dezember 1942
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Carl-Theater
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Carl Carl
Einlagezahl
Architekt Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg
Prominente Bewohner
PageID 14018
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 20.01.2021 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Carl-Theater.jpg
Bildunterschrift Das Carl-Theater zwei Jahre vor seiner Zerstörung durch einen Bombentreffer, Dezember 1942
  • 2., Praterstraße 31

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 54.22" N, 16° 23' 1.10" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1904

Leopoldstädter Theater (2., Praterstraße 31).

Anton Schreyer, ein Leopoldstädter Bürger, starb im Herbst 1780 und hinterließ seiner Geliebten Theresia Reich sein altes, halbverfallenes Häuschen in der Jägerzeile. Karl Marinelli, ein Zögling des Johann Matthias Menninger, der 1779 mit seiner Theatergesellschaft aus Baden nach Wien gekommen war, wo er in einer Bretterbude im Czerninschen Garten extemporierte und meist lustige Stücke spielte, kaufte das Häuschen nebst einem Garten am 7. Februar 1781 und legte am 16. März 1781 den Grundstein zu dem vom kaiserlichen Wasserbaudirektor Jean Baptiste Brequin und Baumeister Peter Mollner geplanten zweistöckigen Leopoldstädter Theater, das am 20. Oktober 1781 mit dem Gelegenheitsstück "Aller Anfang ist schwer" (von Marinelli) und dem Lustspiel "Der Witwer und seine Töchter" (Autor unbekannt) eröffnet wurde. Da damals die Figuren des Kasperl und Thaddädl die Bühne beherrschten, nannte man das Leopoldstädter Theater eine Zeitlang Kasperltheater. 1781 bestand das Ensemble des Theaters neben den Prinzipalen Marinelli und Menninger aus den Schauspielern La Roche, Dichter, Reisenhuber, Kindl, Wolschowsky und deren Gattinnen, Madame Menninger und den Geschwistern Marinellis, Josef und Elisabeth. Das durch rund 25 Jahre beliebteste Mitglied des Leopoldstädter Theaters war Johann La Roche, der die Figur des Kasperl unsterblich machte (1781-1806), wogegen Ignaz Schuster jene des Staberl kreierte. Die erfolgreichsten Bühnendichter in der Ära Marinelli waren Carl Friedrich Hensler und Joachim Perinet.

Hensler war der kreativste Bühnenautor des Theaters; zwischen 1786 und 1802 wurden 94 seiner Stücke aufgeführt. 1803, nach Marinellis Tod (28. Jänner), wurde das Haus für Rechnung seiner Erben dem Hausdichter Hensler in Pacht gegeben, der Singspiele und dramatisierte Volksmärchen aufführte und das Leopoldstädter Theater bis 1816 leitete, ab 1814 allerdings nur noch als Direktor. Am 1. Mai 1814 übernahm der Eisenhändler Leopold Huber die Pacht, ab 1817 führte er auch die Direktion. 1818 erhielt Marinellis Sohn Franz das Privilegium. Im Mai 1821 ging Huber in Konkurs. Daraus ergab sich ein bitterer Rechtsstreit zwischen Karl Marinellis Erben, Huber und Hensler, der erst mit dem Verkauf des Leopoldstädter Theaters an Rudolf Steinkeller am 31. August 1827 beendet werden konnte. Ignaz Schuster, 1801 ans Theater engagiert, blieb ihm sein ganzes Leben lang treu (künstlerischer Aufstieg als Komiker ersten Rangs mit der Rolle des Staberl in den "Bürgern von Wien" am 23. Oktober 1813). Die Schauspieler verkehrten im nahegelegenen Gasthof "Zur Weintraube" (2, Praterstraße 33); Therese Krones (ab 1821 am Leopoldstädter Theater engagiert) ist hier gestorben. Ab 11. Oktober 1817 war Raimund fest am Leopoldstädter Theater engagiert, ab September 1821 auch als Regisseur. Unter Steinkeller war er von 17. April 1828 bis 9. September 1830 Direktor der Bühne. Von seinen acht Zauberspielen wurden sechs in der Leopoldstadt uraufgeführt.

Die Ära Carl Carl und der Neubau - das Carl-Theater

Am 1. Oktober 1819 wurde Grillparzers „Ahnfrau" am Leopoldstädter Theater erstmals aufgeführt. Raimund spielte den Geist Tobias Unglück und errang einen triumphalen Erfolg. Unter Steinkeller führte das Theater jedoch in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts nur noch ein Schattendasein. Nach Steinkellers Flucht übernahm Franz Marinelli die Leitung des Theaters, kam aber bald in finanzielle Nöte und wirtschaftete 1836/1837 gänzlich ab. Es blieb ihm nur der Ausweg, das Theater um 170.000 Gulden an den Pächter und Direktor des Theaters an der Wien, Carl Carl, zu verkaufen. Carl eröffnete das Theater am 26. Dezember 1838 und führte es einer glänzenden Epoche entgegen. Der Spielplan wurde von Ferdinand Raimund, Adolf Bäuerle, Josef Gleich und Karl Meisl beherrscht, doch kurz vor der Übernahme des Theaters durch Carl erschienen, beginnend mit dem Erfolgsstück "Lumpazivagabundus" (Gloriettegasse), auch Stücke von Johann Nestroy auf der Bühne. 1840 vereinigte Carl die Ensembles der beiden Theater. Nach dem Verkauf des Theaters an der Wien an Pokorny (23. April 1845) verlegte Carl auch Nestroy-Uraufführungen in die Leopoldstadt. Auf die viel zu kleine und längst veraltete Leopoldstädter Bühne allein angewiesen, ließ Carl daraufhin im August und September 1845 das Innere des Leopoldstädter Theaters renovieren. Schon damals kündigte er dem Publikum den Bau eines neuen, größeren Theaters an. Am 7. Mai 1847 fand die letzte Vorstellung im alten Theater statt, im selben Monat wurde das Gebäude niedergerissen.

Der Neubau wurde nach Plänen van der Eduard van der Nülls und August Sicard von Sicardsburgs errichtet, im Inneren künstlerisch ausgestaltet und (nach nur siebenmonatigen Bauzeit) am 10. Dezember 1847 als "Carltheater" eröffnet. Während der Bauzeit spielte die Gesellschaft im Odeon. Die Figuren an der Fassade des Theaters stammten von Hanns Gasser. Die beiden Hauptfiguren (Komus und Muse der Schauspielkunst) waren Porträts von Direktor Carl und Ida Brüning. 1854-1860 leitete Johann Nestroy selbst das Theater. Am 24. November 1860 wurde die erste Operette Franz von Suppés ("Das Pensionat") uraufgeführt. 1883 endete die Direktion Friedrich Strampfers, der bis 1869 das Theater an der Wien geleitet hatte, wo er mit den Schauspielerinnen Josefine Gallmeyer und Marie Geistinger große Erfolge feierte, dann das Carltheater und schließlich 1870 sogar das eigene Strampfertheater Unter den Tuchlauben eröffnete. Am 14. Jänner 1883 begannen die Vorstellungen unter der Leitung eines von der bisherigen Schauspielergesellschaft ernannte Komitees. 1895 gestaltete man unter Direktor Jauner nach Plänen Viktor von Weymans den Zuschauerraum um, wobei die vierte Galerie entfernt wurde. 1925 hatte das Theater einen Fassungsraum von 1121 Personen, 1929 wurde es geschlossen, 1944 fiel es Bombenangriffen zum Opfer; die Ruine wurde 1951 abgetragen.

Carltheater (vor 1887)
Carltheater (vor 1847)

Das Notenarchiv des Carltheaters befindet sich in der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Heute steht an der Stelle des Theaters das Bürohochhaus "Galaxie": erbaut 1974-1978 nach Plänen von Josef Becvar und H. Neuroth.

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 103 ff., 126 f., 160 ff., 183 f., 201 f.
  • Edith Futter: Die bedeutendsten Schauspielerinnen des Leopoldstädter Theaters in der Zeit von 1800 bis 1830. Diss. Univ. Wien. Wien 1965
  • Gustav Gugitz: Der weiland Kasperl. Johann Laroche. Wien 1920
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 419 ff.
  • Franz Hadamowsky: Das Theater in der Leopoldstadt von 1781 bis 1860. Wien 1934
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 482 ff., 599 ff.
  • Jahrbuch des k. k. priv. Carl-Theaters (hg. von E. Scholz u. a.). 1886-99
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien: Zsolnay 1993 (Wiener Geschichtsbücher, 30-32), S. 135 ff.
  • Robert Messner: Der wiedererstandene Umriß des alten Leopoldstädter Theaters. In: Wiener Geschichtsblätter. Nr. 16. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1961, S. 272 f.
  • Leopold Rosner: 50 Jahre Carl-Theater 1847-97. 1897
  • Gotthard August van der Stranden: Unpartheyische Betrachtungen über das neuerbaute Schauspielhaus in der Leopoldstadt. 1781
  • Leopold Tatzer: Das alte Leopoldstädter Theater (1781-1847). In: Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966 (Wiener Schriften Heft 24), S. 208 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 20 ff.
  • Wiener Zeitung, 27.04.1994