Alexander von Zemlinsky: Unterschied zwischen den Versionen

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Alexander von Zemlinsky wuchs in der von der jüdischen Kultur geprägten [[Leopoldstadt]] auf. Der Vater des Komponisten, Adolf von Zemlinszky [sic.], war erst 1870 zum Judentum konvertiert und wurde Sekretär der türkisch-israelitischen Kultusgemeinde, die Mutter stammte aus einer jüdisch-muslimischen Mischehe. Alexander Zemlinsky konvertierte 1899 vom Judentum zum Protestantismus.  
 
Alexander von Zemlinsky wuchs in der von der jüdischen Kultur geprägten [[Leopoldstadt]] auf. Der Vater des Komponisten, Adolf von Zemlinszky [sic.], war erst 1870 zum Judentum konvertiert und wurde Sekretär der türkisch-israelitischen Kultusgemeinde, die Mutter stammte aus einer jüdisch-muslimischen Mischehe. Alexander Zemlinsky konvertierte 1899 vom Judentum zum Protestantismus.  
 
    
 
    
Zemlinsky studierte von 1884 bis 1890 Klavier am Konservatorium bei [[Anton Door]], von 1890 bis 1900 Komposition bei [[Robert Fuchs (Komponist)|Robert Fuchs]] und Dirigieren bei [[Franz Krenn]]. Als künstlerischer Leiter des 1895 gegründeten Orchestervereins "Polyhymnia" lernte er [[Arnold Schönberg]] kennen, der sein Schüler, sein Freund und durch die Hochzeit mit Zemlinskys Schwester Mehtilde (1901) auch sein Schwager werden sollte. Zemlinsky auch Lehrer, Förderer und Freund von [[Anton von Webern|Anton Webern]] und [[Erich Wolfgang Korngold]]. Anders als Schönberg und Webern blieb Zemlinsky immer der Spätromantik verpflichtet, seine Kompositionen sind durchwegs tonal.  
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Er studierte von 1884 bis 1890 Klavier am Konservatorium bei [[Anton Door]], von 1890 bis 1900 Komposition bei [[Robert Fuchs (Komponist)|Robert Fuchs]] und Dirigieren bei [[Franz Krenn]]. Als künstlerischer Leiter des 1895 gegründeten Orchestervereins "Polyhymnia" lernte er [[Arnold Schönberg]] kennen, der sein Schüler, sein Freund und durch die Hochzeit mit Zemlinskys Schwester Mathilde (1901) auch sein Schwager werden sollte. Zemlinsky war auch Lehrer, Förderer und Freund von [[Anton von Webern|Anton Webern]] und [[Erich Wolfgang Korngold]]. Anders als Schönberg und Webern blieb Zemlinsky immer der Spätromantik verpflichtet, seine Kompositionen sind durchwegs tonal.  
  
Mit Schönberg gründete Zemlinsky 1904 die [[Vereinigung schaffender Tonkünstler in Wien]], Mahler wurde Ehrenpräsident. Im selben Jahr wurde er Kapellmeister an der [[Volksoper (Institution)|Volksoper]] und nahm mit Schönberg und [[Elsa Bienenfeld]] die Unterrichtstätigkeit an der [[Eugenie Schwarzwald|Schwarzwald]]schule auf.  
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Mit Schönberg gründete Zemlinsky 1904 die [[Vereinigung schaffender Tonkünstler in Wien]], Gustav Mahler fungierte als Ehrenpräsident. Im selben Jahr wurde Alexander von Zemlinsky Kapellmeister an der [[Volksoper (Institution)|Volksoper]] und nahm mit Schönberg und [[Elsa Bienenfeld]] die Unterrichtstätigkeit an der [[Eugenie Schwarzwald|Schwarzwald]]schule auf.  
  
1906 heiratete der Komponist Ida Guttmann, 1908 wurde das einzige Kind des Ehepaare, die Tochter Anna, geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1926), 1930 heiratete der Komponist die Sängerin Luise Sachsel.  
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Der Komponist heiratete 1906 Ida Guttmann, das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter Anna, wurde 1908 geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1926) heiratete der Komponist 1930 die Sängerin Luise Sachsel.  
  
 
1907 holte Mahler Zemlinsky an die [[Staatsoper|Hofoper]], doch bereits ein Jahr später kehrte er in die Volksoper zurück, wo 1910 seine Oper "Kleider machen Leute" uraufgeführt wurde.  
 
1907 holte Mahler Zemlinsky an die [[Staatsoper|Hofoper]], doch bereits ein Jahr später kehrte er in die Volksoper zurück, wo 1910 seine Oper "Kleider machen Leute" uraufgeführt wurde.  
  
1909 ging er als erster Kapellmeister ans Hoftheater Mannheim, von 1911 bis 1927 war er Direktor der Deutschen Oper Prag (ab 1920 zugleich Leiter der Deutschen Musikakademie Prag).  
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Im Jahr 1909 ging er als erster Kapellmeister ans Hoftheater Mannheim, von 1911 bis 1927 war er Direktor der Deutschen Oper Prag (ab 1920 zugleich Leiter der Deutschen Musikakademie Prag).  
  
Ab 1927 war Zemlinsky in Berlin tätig (1927-1930 Gastdirigent an der Kroll-Oper, 1930-1933 an der Berliner Staatsoper, zugleich Lehrer an der Berliner Musikhochschule). Nach der Machtergreifung [[Adolf Hitler|Hitler]]s 1933 flüchtete er nach Österreich (Dirigent des Wiener Konzertorchesters), 1938 über Prag und Paris nach New York. Zu seinen Kammermusikpartnern gehörten [[Franz Bartolomey (Klarinettist)|Franz Bartolomey]] und [[Emil Sauer]].  
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Ab 1927 war Zemlinsky in Berlin tätig (1927–1930 Gastdirigent an der Kroll-Oper, 1930–1933 an der Berliner Staatsoper, zugleich Lehrer an der Berliner Musikhochschule). Nach der Machtergreifung [[Adolf Hitler|Hitler]]s 1933 flüchtete er nach Österreich (Dirigent des Wiener Konzertorchesters), 1938 über Prag und Paris nach New York. Zu seinen Kammermusikpartnern gehörten [[Franz Bartolomey (Klarinettist)|Franz Bartolomey]] und [[Emil Sauer]].  
  
 
Unter Zemlinskys Kompositionen befinden sich acht Opern (darunter "Sarema", 1897 [Text von Schönberg]; "Kleider machen Leute", 1910; "Der Zwerg", 1922; "Der Kreidekreis", 1933), drei Symphonien, vier Streichquartette, Klavier- und Chorwerke, Kammermusik und Lieder.  
 
Unter Zemlinskys Kompositionen befinden sich acht Opern (darunter "Sarema", 1897 [Text von Schönberg]; "Kleider machen Leute", 1910; "Der Zwerg", 1922; "Der Kreidekreis", 1933), drei Symphonien, vier Streichquartette, Klavier- und Chorwerke, Kammermusik und Lieder.  
  
Zemlinsky starb im amerikanischen Exil. Seine Urne wurde 1985 auf den Wiener Zentralfriedhof überführt und in einem Ehrengrab beigesetzt.  
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Zemlinsky starb im amerikanischen Exil. Seine Urne überführte man 1985 auf den Wiener Zentralfriedhof und setzte ihn in einem Ehrengrab bei.  
  
1957 wurde die [[Zemlinskygasse]] in Liesing nach dem Komponisten benannt.  
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1957 wurde die [[Zemlinskygasse]] in Liesing nach dem Komponisten benannt.  
  
 
== Literatur==
 
== Literatur==
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*Otto Brusatti: Mahler x 100. Von Alma bis Zemlinsky. Wien: Echo Media 2010
 
*Otto Brusatti: Mahler x 100. Von Alma bis Zemlinsky. Wien: Echo Media 2010
 
* Walter Pass / Gerhard Scheit / Wilhelm Svoboda: Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 390 f.
 
* Walter Pass / Gerhard Scheit / Wilhelm Svoboda: Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 390 f.
*Otto Biba: Alexander Zemlinsky. Bin ich kein Wiener? Ausstellung im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in wine. Katalog. Wien: Gesellschaft der Musikfreunde 1992
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*Otto Biba: Alexander Zemlinsky. Bin ich kein Wiener? Ausstellung im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Katalog. Wien: Gesellschaft der Musikfreunde 1992
 
* Norbert Tschulik: Einer der "Meister des Übergangs". Zur 50. Wiederkehr des Todestages von Alexander Zemlinsky. In: Wiener Zeitung, 13.03.1992, S. 16
 
* Norbert Tschulik: Einer der "Meister des Übergangs". Zur 50. Wiederkehr des Todestages von Alexander Zemlinsky. In: Wiener Zeitung, 13.03.1992, S. 16
* Jean Clair [Red.]: Vienne 1880-1938. L'apocalypse joyeuse. Paris: Editions du Centre Pompidou 1986
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* Jean Clair [Red.]: Vienne 1880–1938. L'apocalypse joyeuse. Paris: Editions du Centre Pompidou 1986
* Gabriele Koller / Gloria Withalm: Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Jänner - Februar 1985. Zentralsparkasse und Kommerzialbank, Wien, in Zsarb. mit der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Wien: Zentralsparkasse u. Kommerzialbank 1985, S. 353 f.
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* Gabriele Koller / Gloria Withalm: Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Jänner Februar 1985. Zentralsparkasse und Kommerzialbank, Wien, in Zsarb. mit der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Wien: Zentralsparkasse u. Kommerzialbank 1985, S. 353 f.
* Walter Gürtelschmied: Zemlinsky 1985: Ein Wiener kehrt zurück. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 12 (1985), S. 646-656
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* Walter Gürtelschmied: Zemlinsky 1985: Ein Wiener kehrt zurück. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 12 (1985), S. 646–656
 
* Franz Endler: Jetzt kennt man Zemlinsky. Die Volksoper spielt eine musikalische Komödie sehr ansprechend. In: Die Presse, 17.06.1985, S. 4
 
* Franz Endler: Jetzt kennt man Zemlinsky. Die Volksoper spielt eine musikalische Komödie sehr ansprechend. In: Die Presse, 17.06.1985, S. 4
*[http://memory.loc.gov/diglib/ihas/loc.natlib.scdb.200033894/default.html Library of Congress: Alexander von Zemlinsky Collection, 1887-1939]  
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*[http://memory.loc.gov/diglib/ihas/loc.natlib.scdb.200033894/default.html Library of Congress: Alexander von Zemlinsky Collection, 1887–1939]  
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== Links ==
 
== Links ==
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Zemlinsky Wikipedia: Alexander von Zemlinsky]
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Zemlinsky Wikipedia: Alexander von Zemlinsky]

Version vom 20. Juli 2020, 15:22 Uhr

Daten zur Person
Personenname Zemlinsky, Alexander von
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 7573
GND 11863643X
Wikidata
Geburtsdatum 14. Oktober 1871
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. März 1942
Sterbeort Larchmont, NewYork, USA
Beruf Komponist, Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Library of Congress
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 20.07.2020 durch DYN.rabus
Begräbnisdatum 18. Juli 1985
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 G, Nr. 71
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 2., Odeongasse 3 (Geburtsadresse)
  • 3., Löwengasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor der Deutschen Oper Prag (1911 bis 1927)
  • Rektor der Deutschen Musikschule Prag (1920 bis 1927)

Alexander von Zemlinsky, * 14. Oktober 1871 Wien, † 16. März 1942 Larchmont, New York, USA, Komponist, Dirigent.

Biografie

Alexander von Zemlinsky wuchs in der von der jüdischen Kultur geprägten Leopoldstadt auf. Der Vater des Komponisten, Adolf von Zemlinszky [sic.], war erst 1870 zum Judentum konvertiert und wurde Sekretär der türkisch-israelitischen Kultusgemeinde, die Mutter stammte aus einer jüdisch-muslimischen Mischehe. Alexander Zemlinsky konvertierte 1899 vom Judentum zum Protestantismus.

Er studierte von 1884 bis 1890 Klavier am Konservatorium bei Anton Door, von 1890 bis 1900 Komposition bei Robert Fuchs und Dirigieren bei Franz Krenn. Als künstlerischer Leiter des 1895 gegründeten Orchestervereins "Polyhymnia" lernte er Arnold Schönberg kennen, der sein Schüler, sein Freund und durch die Hochzeit mit Zemlinskys Schwester Mathilde (1901) auch sein Schwager werden sollte. Zemlinsky war auch Lehrer, Förderer und Freund von Anton Webern und Erich Wolfgang Korngold. Anders als Schönberg und Webern blieb Zemlinsky immer der Spätromantik verpflichtet, seine Kompositionen sind durchwegs tonal.

Mit Schönberg gründete Zemlinsky 1904 die Vereinigung schaffender Tonkünstler in Wien, Gustav Mahler fungierte als Ehrenpräsident. Im selben Jahr wurde Alexander von Zemlinsky Kapellmeister an der Volksoper und nahm mit Schönberg und Elsa Bienenfeld die Unterrichtstätigkeit an der Schwarzwaldschule auf.

Der Komponist heiratete 1906 Ida Guttmann, das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter Anna, wurde 1908 geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1926) heiratete der Komponist 1930 die Sängerin Luise Sachsel.

1907 holte Mahler Zemlinsky an die Hofoper, doch bereits ein Jahr später kehrte er in die Volksoper zurück, wo 1910 seine Oper "Kleider machen Leute" uraufgeführt wurde.

Im Jahr 1909 ging er als erster Kapellmeister ans Hoftheater Mannheim, von 1911 bis 1927 war er Direktor der Deutschen Oper Prag (ab 1920 zugleich Leiter der Deutschen Musikakademie Prag).

Ab 1927 war Zemlinsky in Berlin tätig (1927–1930 Gastdirigent an der Kroll-Oper, 1930–1933 an der Berliner Staatsoper, zugleich Lehrer an der Berliner Musikhochschule). Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 flüchtete er nach Österreich (Dirigent des Wiener Konzertorchesters), 1938 über Prag und Paris nach New York. Zu seinen Kammermusikpartnern gehörten Franz Bartolomey und Emil Sauer.

Unter Zemlinskys Kompositionen befinden sich acht Opern (darunter "Sarema", 1897 [Text von Schönberg]; "Kleider machen Leute", 1910; "Der Zwerg", 1922; "Der Kreidekreis", 1933), drei Symphonien, vier Streichquartette, Klavier- und Chorwerke, Kammermusik und Lieder.

Zemlinsky starb im amerikanischen Exil. Seine Urne überführte man 1985 auf den Wiener Zentralfriedhof und setzte ihn in einem Ehrengrab bei.

1957 wurde die Zemlinskygasse in Liesing nach dem Komponisten benannt.

Literatur

  • Otto Brusatti: Mahler x 100. Von Alma bis Zemlinsky. Wien: Echo Media 2010
  • Walter Pass / Gerhard Scheit / Wilhelm Svoboda: Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 390 f.
  • Otto Biba: Alexander Zemlinsky. Bin ich kein Wiener? Ausstellung im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Katalog. Wien: Gesellschaft der Musikfreunde 1992
  • Norbert Tschulik: Einer der "Meister des Übergangs". Zur 50. Wiederkehr des Todestages von Alexander Zemlinsky. In: Wiener Zeitung, 13.03.1992, S. 16
  • Jean Clair [Red.]: Vienne 1880–1938. L'apocalypse joyeuse. Paris: Editions du Centre Pompidou 1986
  • Gabriele Koller / Gloria Withalm: Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Jänner – Februar 1985. Zentralsparkasse und Kommerzialbank, Wien, in Zsarb. mit der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Wien: Zentralsparkasse u. Kommerzialbank 1985, S. 353 f.
  • Walter Gürtelschmied: Zemlinsky 1985: Ein Wiener kehrt zurück. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 12 (1985), S. 646–656
  • Franz Endler: Jetzt kennt man Zemlinsky. Die Volksoper spielt eine musikalische Komödie sehr ansprechend. In: Die Presse, 17.06.1985, S. 4
  • Library of Congress: Alexander von Zemlinsky Collection, 1887–1939

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