Zum Sperl

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Sperlhaus
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1807
Datum bis 1873
Andere Bezeichnung Sperlhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Sperlbauer
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 6095
GND
WikidataID
Objektbezug Johann Georg Scherzer der Ältere
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 28.08.2023 durch WIEN1.lanm08gat
Bildname Sperlhaus.jpg
Bildunterschrift Sperlhaus
  • 2., Kleine Sperlgasse 2c
  • Nr.: 202 (Bezirk: Leopoldstadt, 1795, bis: 1819)
  • Nr.: 212 (Bezirk: Leopoldstadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 240 (Bezirk: Leopoldstadt, 1819, bis: 1862)

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48° 12' 57.19" N, 16° 22' 40.95" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zum Sperl, Vergnügungsetablissement (2., Kleine Sperlgasse 2c), benannt nach dem Leopoldstädter Hausschild "Zum Sperlbauer".

Das Haus gehörte ab 1801 Johann Georg Scherzer dem Älteren, der eine Enkelin des Vorbesitzers Sperlbauer geheiratet hatte. Er erwarb ein schräg gegenüberliegendes Haus, ließ die Gassenfront nach vorn erweitern und legte im hinteren Teil einen Gasthausgarten samt öffentlichen Tanzsaal an, den er aufs herrlichste ausschmücken ließ und am 29. September 1807 eröffnete. Schon zur Zeit des Wiener Kongresses galt dieses Vergnügungslokal nach dem Apollosaal (7) als das vornehmste Wiens. Der Kürze halber wurde das neugestaltete Objekt bald nur "Sperlhaus", der Tanzsaal "Zum Sperl" genannt.

1839 wurde "der Sperl", wo Lanner und Johann Strauß (Vater) oft zum Tanz aufspielten, nach dem Muster bedeutender Pariser Säle umgestaltet und galt nun lange Zeit sogar als das vornehmste Vergnügungsetablissement Österreichs. Bis in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts war es so beliebt, dass hier in jedem Fasching 20-30 Elitebälle abgehalten wurden. Am 19. September 1849 trat hier Johann Strauss (Vater) (der ab 1829 Musikdirektor bei Johann Georg Scherzer dem Älteren gewesen war) zum letztenmal öffentlich auf († 25. September 1849). Dem Lokal hatte er 1830 den "Sperl-Walzer", 1831 den "Sperl-Galopp" und 1839 seine "Sperl-Polka" gewidmet (von Strauß' Werken wurde über ein Viertel beim Sperl uraufgeführt).

1835 verpachtete Scherzer das Lokal an seine Söhne Johann Georg dem Jüngeren und Josef Leonhard, doch trennte sich ersterer 1837 von seinem Bruder (der 1842 in Konkurs ging) und führte den Betrieb bis 1843 allein weiter. 1843 pachtete er das Lokal und musste es schließlich 1857 an Familie Daum verkaufen. In den 60er Jahren verlor das 1858 neuerlich umgestaltete Etablissement zwar nicht an Popularität (die Plakate "Ob schön, ob Regen - jeder Fremde geht zum Sperl" trugen dazu bei [der erste Teil des Werbespruchs wurde bald zum geflügelten Wort]), wohl aber an Vornehmheit. Mehr und mehr wurde der Sperl zur Unterhaltungsstätte einer zwielichtigen Gesellschaft und zum Treffpunkt der Halbwelt, bis er vollends verrufen war. 1873 wurde das Lokal geschlossen, das Gebäude demoliert. An seiner Stelle entstanden 1875-1877 Schulgebäude (Volksschule und Realgymnasium ["Sperlschule"]).

2014 bis 2018 "Stadtschrift"-Wand am Sperlgymnasium.

Siehe auch: Große Sperlgasse, Kleine Sperlgasse.

Baupläne

Quellen

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 122. ff, S. 162, S. 288, S. 344
  • Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 71
  • Friedrich Reischl: Die Wiener Prälatenhöfe. Wien: Selbstverlag 1919, S. 68 ff.
  • Leopold Steiner: Zur Besitzgeschichte des Etablissements „Zum Sperl". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1974, S. 143 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 261 ff.
  • Friedrich Schlögl: Gesammelte Werke 1., S.103 ff.
  • Josef Schrank: Die Prostitution in Wien. 1886, S. 259 f., S. 378, S. 395 ff.
  • F. Ullmayer: Wiener Volkslebenannt 1873, S. 13ff.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 77
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 35 f.