Walter Benjamin

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Daten zur Person
Personenname Benjamin, Walter
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367995
GND 118509039
Wikidata Q61078
Geburtsdatum 15. Juli 1892
Geburtsort Berlin 4005728-8
Sterbedatum 26. September 1940
Sterbeort Portbou 4300245-6
Beruf Schriftsteller, Kulturkritiker, Philosoph, Übersetzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 25.02.2024 durch DYN.astrid hauer
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Walter Benjamin, * 15. Juli 1892 Berlin, † 26. September 1940 Portbou (Spanien), Philosoph, Kulturkritiker, Übersetzer.

Biografie

Der Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer Walter Benjamin lebte bis zu seiner Flucht aus Deutschland 1938 größtenteils in seiner Geburtsstadt Berlin.

Beziehung zu Kraus

Benjamin scheint ab 1916/17 Karl Kraus gelesen zu haben. Nach Werner Kraft, der ihn auf Kraus aufmerksam machte, begann Benjamin zu dieser Zeit mit der Lektüre der in der Zeitschrift Die Fackel publizierten Gedichte. Ab 1918/19 las Benjamin dann wohl regelmäßig die Fackel im Allgemeinen. Er besuchte schließlich auch die Kraus-Vorlesungen in Berlin und rezensierte sie, 1928 unter anderem in der "Literarischen Welt". Ende der 1920er Jahre widmete sich Benjamin intensiv Kraus als Person, indem er einen Essay über den österreichischen Schriftsteller verfasste, der bis heute oft rezipiert und zitiert wird. Der mehrteilige Essay erschien 1931 in der "Frankfurter Rundschau". Die Arbeit an dem Text dauerte laut Benjamin fast ein Jahr und erforderte außerordentliche Anstrengungen. Umso enttäuschender muss es für Benjamin gewesen sein, als Kraus ablehnend auf den Essay reagierte, obwohl Benjamin das Kraus’sche Werk schätzte.

Benjamins Briefwechsel mit dem Religionshistoriker Gershom Scholem zeigt deutlich, wie intensiv die Fackel in intellektuellen Kreisen diskutiert und besprochen wurde. Nicht nur die Rezeption der Zeitschrift, sondern auch die Erwartungen ihrer Zeitgenossen sind in dieser Korrespondenz gut dokumentiert. Benjamins Enttäuschung über Kraus’ bekannte Juli-Fackel aus dem Jahr 1934 wird ebenfalls deutlich. In dieser Ausgabe positionierte sich Kraus gegen die Sozialdemokraten und unterstützte Engelbert Dollfuß, was Benjamin kritisierte: "Hier ist wirklich ein neuer Timon aufgestanden, der den Erwerb seines Lebens hohnlachend unter die falschen Freunde verteilt".

Möglicherweise hat Kraus’ Zitationsmethode der Fackel auch Benjamins eigene Produktion beeinflusst. Kraus’ eigentümliche Zitierweise, bei der ein Sachverhalt oder eine Person ohne Kommentar kritisiert und durch ein Zitat bloßgestellt wird, könnte die Form des posthum erschienenen "Passagenwerks" geprägt haben, an dem Benjamin von 1927 bis zu seinem Tod 1940 arbeitete.

Obwohl Benjamin zur selben Zeit mit ähnlichen Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen verkehrte wie Kraus, gibt es keine Belege für ein Aufeinandertreffen der beiden. Die Rezeption und Wirkung ist außerdem einseitig: Lediglich Benjamin setzte sich mit Kraus’ Werk auseinander, während Kraus wiederum Benjamin, ähnlich wie Ludwig Wittgenstein, als Produzenten nicht ernst nahm.

Literatur

  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Zsolnay 2020
  • Gershom Scholem, Walter Benjamin: Briefwechsel 1933–1940. Hg. von Gershom Scholem. Suhrkamp: Frankfurt a.M. 2018
  • Benjamin-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. von Burkhardt Lindner / Thomas Küpper / Timo Skrandies. Stuttgart: J.B. Metzler 2011
  • Friedrich Pfäfflin [Hg.]: "Aus großer Nähe". Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein 2008


Walter Benjamin im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.