VS Quellenstraße 54

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1908
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68763
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 10., Quellenstraße 54
  • VS Eulenschule

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48° 10' 31.22" N, 16° 22' 46.70" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Volksschule Quellenstraße 54 ist eine öffentliche Volksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten. Im gleichen Schulgebäude, aber unter einer anderen Adresse, befindet sich die Sonderschule Quellenstraße 52.

Unter der Adresse Quellenstraße 52 befand sich anfänglich eine Knabenmädchenvolksschule, ab 1874 eine reine Knabenvolksschule und kurzeitig außerdem eine Bürgerschule. Nach dem Zu- und Umbau 1908 befand sich die Mädchenvolksschule unter der Adresse Quellenstraße 52, während in der Quellenstraße 54 die Knabenvolksschule zu finden war.

Schulanfänge

Anfang der 1870er Jahre mietete die Stadt Wien das Privathaus in der Quellengasse (frühere Bezeichnung für die Quellenstraße) 18 auf zehn Jahre, um dort eine Doppelvolksschule, also eine Schule für Knaben und Mädchen, unterzubringen. Im Schuljahr 1874 erfolgte jedoch die Trennung der beiden Geschlechter, sodass für die Mädchenvolksschule mit Gemeinderatsbeschluss vom 5. Mai 1874 in der Himberger Straße 62 zwölf Wohnungen für insgesamt neun Lehrzimmer gemietet wurden. Das Privathaus in der Quellengasse 18 war somit nur noch für die Knabenschule bestimmt. Im Kommunalkalender scheint erst ab dem Jahr 1875 eine Knabenvolksschule mit fünf Klassen und Oberlehrer Josef Huber als Leiter der Schule in der Quellengasse 18, die überhaupt bis 1876 noch dem 4. Bezirk Wieden zugehörig war, auf. Nach der Entstehung des 10. Bezirks wechselte die Straßennummerierung, sodass sich die Knabenvolksschule ab dem Jahr 1877 in der Quellenstraße 52 wiederfindet. Aus der "Quellengasse" wurde erst 1907 die "Quellenstraße".

1896-1898: Zusätzliche Bürgerschule

Im Jahr 1896 plante die Gemeinde Wien auf dem neu erworbenen und nun in ihrem Besitz befindlichen Grund in der Quellengasse 52 die zusätzliche Errichtung einer Bürgerschule. Nach Demolierung des dortselbst bestandenen Hofquertraktes wurde mit den Bauarbeiten Ende März 1896 begonnen. Im gleichen Jahr stand bereits der Rohbau. Das Schulgebäude konnte mit Beginn des Schuljahres 1897/1898 der Benützung übergeben werden. Eine Bürgerschule für Knaben und Mädchen taucht im Kommunalkalender allerdings nur in den Jahren 1898 und 1899 (in den Standesausweisen in den Jahren 1896/1897 und 1897/1898) auf, weshalb eine Umsiedlung an einen anderen Standort naheliegt.

1908: Um- und Ausbau

Im Jahr 1908 wurde dann ein Schulbauprojekt für den Um- und Ausbau der mittlerweile wieder zur Doppelvolksschule (ab 1900 befand sich an diesem Standort auch wieder eine Mädchenvolksschule) gewordenen Schule genehmigt, welcher im Jahr 1909 bereits abgeschlossen war. Zu dem Umbau des alten, in die Jahre gekommenen Knabenvolksschultraktes wurde der Nachbargrund samt Haus erworben und nach Demolierung dieses Hauses und der alten Schule auf der vergrößerten Grundfläche das neue Schulhaus errichtet.

Ab diesem Zeitpunkt befand sich die Mädchenvolksschule unter der Adresse Quellenstraße 52, während die Knabenvolksschule in der Quellenstraße 54 zu finden war.

Schulausstattung

Das Gebäude der 1896 erbauten Bürgerschule bestand aus einem dreistöckigen Hofquertrakt und einem ebenerdigen Hofseitentrakt, in welchem der Turnsaal untergebracht war. Der Haupttrakt enthielt zwölf Lehrzimmer, einen Zeichensaal, ein Schulleiterzimmer, ein Konferenzzimmer und fünf Lehrmittelzimmer, eine Turnsaalgarderobe sowie die Schuldienerwohnung.

Nach dem Umbau im Jahr 1908 bestand das Schulgebäude in der Quellenstraße 52-54 nun aus einem vierstöckigen Gassen- und einem ebenerdigen Hoftrakt und enthielt 13 Lehrzimmer, einen Turnsaal samt Umkleideraum, eine Kanzlei, ein Konferenzzimmer, ein Lehrmittelzimmer, zwei Schulwerkstättenräume, ein Schulausspeiseraum und eine Schuldienerwohnung. Um den Straßenlärm, den Staub und die Sonnenhitze zu vermeiden, waren sämtliche Lehrzimmer gegen den großen Schulhof gerichtet; Gänge, Stiegenhaus, Aborte und Nebenräume hingegen wurden gegen die Quellenstraße situiert. Bei der Ausführung und Einrichtung des Schulgebäudes suchte die Gemeinde den Anforderungen in jeder Hinsicht gerecht zu werden. Das Schulgebäude erhielt Eisenbetondecken, um die Deckenbeschüttung zu vermeiden, für welche ein sanitär einwandfreies Material nur schwer zu erhalten war. Es wurden in den Gängen Garderobenkästen aus Drahtgeflecht angebracht (statt der Kleiderrechen in den Lehrzimmern).

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs war die Knabenvolksschule Quellenstraße 54 eine Religionssammelstelle für den evangelischen Religionsunterricht. Während der Kriegszeit fungierten beide Volksschulen als Standort für eine Bezirksaushilfslehrkraft. Zahlreiche Räumlichkeiten der Knabenvolksschule (Turnsaal, Klassenzimmer, Werkstätten, Schulküche und Lehrlingsbibliothekszimmer) wurden für den Lehrlingshort, den Knabenhort sowie für die öffentliche Ausspeisung benützt. Im ersten Kriegsjahr fehlte bereits ein Drittel der Lehrer an der Knabenvolksschule, da jene einberufen worden waren. In den folgenden Kriegsjahren kam die zusätzliche Beschäftigung bei unterschiedlichen Brotkommissionen hinzu, was zu einer Reduktion des Unterrichts geführt haben muss.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 gab es einen Wechsel in der Schulleitung. Oberlehrer Alois Egger wurde ab 22. Juni 1938 neuer Schulleiter der Knabenvolksschule. Die wenigen jüdischen Schulkinder, die es noch in den Jahren 1934/1935 gegeben hatte (elf jüdische Knaben auf insgesamt 290 Schüler) verschwanden gänzlich. In den Schuljahren 1938/1939 bis 1943/1944 gab es neben den üblichen Knabenklassen auch ein bis drei gemischte Klassen, die als "Sprachkrankenklasse" bezeichnet wurde und die auch nicht zur Gesamtschulkinderzahl der Knabenvolksschule hinzugerechnet wurde.

Die Räumlichkeiten der Knabenvolksschule dienten auch anderen Schulen beziehungsweise Organisationen. So wurde die Schulküche von der Mädchenhauptschule Erlachgasse 91, von der Hilfsschule Uhlandgasse 1 sowie dem Jugendhort für Knaben und Mädchen benützt. Den Turnsaal belegte die Hitlerjugend wöchentlich. Ab dem Schuljahr 1940/1941 bis Kriegsende waren die Knaben der Quellenstraße 54 dann in der Knabenvolksschule Uhlandgasse 1 untergebracht.

Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 hatte das Schulgebäude in der Quellenstraße 52-54 auch einige Bombentreffer abbekommen.

Gegenwart

Heute wird die Volksschule Quellenstraße 54 von 16 Klassen besucht. Die Schülerinnen und Schüler werden von sechs Klassenlehrkräften und – gemäß dem Schwerpunkt Sprach- und Lesekompetenz – von zusätzlichen Sprachheilpädagoginnen und -pädagogen betreut.

Zur Schulausstattung gehören neben den üblichen Klassenzimmern ein Aufenthaltsbereich, eine Holzwerkstätte, ein Theater-, Musik- und Textilraum, die Schulbibliothek sowie ein kleiner Turnsaal und der Schulhof.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 - Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 - Standesausweise 1876-1915
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P10/2.120422
  • Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
  • Die Gemeinde-Verwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1871 bis 1873. Bericht des Bürgermeisters Dr. Cajetan Felder vorgelegt dem Gemeinderathe im November 1874. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1874
  • Die Gemeinde-Verwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1874 bis 1876. Bericht des Bürgermeisters Dr. Cajetan Felder vorgelegt dem Gemeinderathe im Dezember 1877. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1878
  • Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1894-1896. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898
  • Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Gerlach & Wiedling, Buch und Kunstverlag 1910
  • Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1909. Bericht des Bürgermeisters Dr. Josef Neumayer. Wien: Gerlach & Wiedling, Buch und Kunstverlag 1910
  • Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1875. Wien: J. G. Manz’schen Buchhandlung 1875
  • Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1876. Wien: J. G. Manz’schen Buchhandlung 1876
  • Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1877. Wien: Manz’sche k. k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung 1877
  • Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1892. Wien: Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn 1892
  • Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1898. Wien: Druck und Verlag von Johann N. Vernay 1898
  • Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1899. Wien: Druck und Verlag von Johann N. Vernay 1899

Weblinks