Susanne Scholl

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Daten zur Person
Personenname Scholl, Susanne
Abweichende Namensform
Titel Dr.
Geschlecht weiblich
PageID 37592
GND 119144727
Wikidata Q2369489
Geburtsdatum 19. September 1949
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
  • Axel-Corti-Preis (Verleihung: 2007)
  • Concordia-Preis des Presseclubs Concordia
  • Buchliebling Lifetime Award (Verleihung: 2012)
  • Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien (Verleihung: 2012)


Susanne Scholl, * 19. September 1949 Wien, Journalistin.

Biografie

Susanne Scholl entstammt einer österreichisch-jüdischen Ärztefamilie. Ihre Eltern − beide aus Wien − hatten sich im Exil in London kennengelernt, sie remigrierten nach Wien im Jahr 1949. Die Großeltern, väterlicherseits wie auch mütterlicherseits, wurden im Nationalsozialismus ermordet − eine Tatsache, die Susanne Scholl auch in ihrem ersten Roman "Elsas Großväter" (Picus-Verlag 2003) verarbeitete. Das Buch thematisiert die Flucht im Dritten Reich und ist den Großeltern gewidmet.

Susanne Scholl, die sich vor allem als Journalistin einen Namen gemacht hat, studierte Slawistik in Moskau und Rom, wo sie 1972 promovierte. Im Anschluss daran war sie als Assistentin des Auslandskorrespondenten Manuel Lucbert bei der Zeitung "Le Monde" tätig, bevor sie für die Austria Presse Agentur und für Radio Österreich International arbeitete. Der Osteuropa-Experte Paul Lendvai holte sie 1986 in die gerade frisch ins Leben gerufene Osteuroparedaktion des ORF − dies war der Beginn einer langjährigen Tätigkeit für das öffentlich-rechtliche Fernsehen bis zur Pensionierung im Jahr 2009. 1989 übersiedelte Susanne Scholl nach Bonn, von wo aus sie das Ende der DDR dokumentieren konnte. 1991 kam sie in die Hauptstadt der Sowjetunion. Die Journalistin verbrachte insgesamt sechzehn Jahre in Moskau und gilt längst als profunde Kennerin Russlands. In Moskau leitete Scholl ab 1994 das Auslandsbüro des ORF, sie unterbrach diese Tätigkeit nur kurzzeitig, um in Wien beim ORF-Radio die Leitung des "Europajournals" zu übernehmen.

Endgültig kehrte Susanne Scholl erst 2009 wieder in ihre Geburtsstadt zurück. Sie lebt seitdem als freie Journalistin und schreibt unter anderem für die Zeitschrift "News". In den "Salzburger Nachrichten" erscheint darüber hinaus wöchentlich eine Kolumne aus ihrer Feder.

Susanne Scholl legte viele Buchpublikationen vor und trat sowohl als Sachbuch- als auch als Romanautorin hervor. Vier ihrer Sachbücher widmen sich ihrem Spezialgebiet Russland und analysieren die Geschichte des Landes, den Alltag der Menschen, insbesondere Missstände und Probleme. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Tschetschenien-Kriegen: Susanne Scholl fragt nach den Möglichkeiten des Überlebens für Frauen und Kinder inmitten von Trümmern − eine Frage, die nicht nur dem Sachbuch "Töchter des Krieges" (2007) zugrunde liegt, sondern auch dem Roman "Reise nach Karaganda" (2006). Im Zuge der Berichterstattung über Tschetschenien wurde Scholl im Dezember 2006 vorübergehend verhaftet.

Zu den Sachbüchern von Susanne Scholl zählen neben den "Töchtern des Krieges" auch die "Moskauer Küchengespräche" (1997), die das Russland unter der Führung Jelzins beleuchten, während hingegen das "Russische Tagebuch" (1994) das Ende der Ära Gorbatschow bis hin zur gewaltsamen Stürmung des Parlamentsgebäudes in Moskau im Jahr 1993 dokumentiert. Etwas allgemeiner hinterfragt "Russland mit und ohne Seele" (2009) das angeblich Wesenhafte des ambivalenten Landes und seiner Leute.

Kritik übt Scholl durchaus auch an von ihr diagnostizierten Missständen im Heimatland Österreich: Das Schicksal von Flüchtlingen und Asylbewerbern hierzulande ist Thema des Buches "Allein zu Hause" (2011). Das Buch will Anklage gegen die Xenophobie und das Vorurteil erheben und ruft zu mehr Solidarität und einer Politik auf, die der Menschenfeindlichkeit keinen Platz einräumt. Zivilcourage, Demokratie und Menschenrechte, insbesondere die Meinungs- und Pressefreiheit, sind seit jeher Anliegen der Schriftstellerin, die seit Jahrzehnten gegen Stereotypisierung, Faschismus und Rassismus anschreibt, dabei unterschiedlichste Kanäle nutzt und mitunter auch ungewöhnliche Wege beschreitet.

Seit der Gründung im Jahr 2017 unterstützt Susanne Scholl unterstützt die Initiative "Omas gegen rechts".

Literatur

Weblinks