Streitbeilegung im Handel mit Venedig (1343)

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Urkunde zur Beilegung des Streits zwischen Wien und Venzone (1343)
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Friedensvertrag
Datum von 1343 JL
Datum bis
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 44809
GND
WikidataID
Objektbezug Venedig, Mittelalter, Siegel
Quelle
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Letzte Änderung am 29.12.2022 durch DYN.krabina
Bildname Venzone urkunde.jpg
Bildunterschrift Urkunde zur Beilegung des Streits zwischen Wien und Venzone (1343)

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Am 13. Oktober 1343 wurde in Venzone (Peuschelsdorf), das in der Region Friaul-Julisch Venetien am Eingang zum Kanaltal liegt, eine bemerkenswerte Urkunde ausgestellt. Bürgermeister und Rat des Ortes verpflichteten sich gegenüber dem Bürgermeister, dem Rat und der Gemeinde von Wien, künftig keine Wiener Kaufleute mehr zu belästigen. Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, müssten 100 Mark in Silber als Buße gezahlt werden.

In den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts scheint die Bürgerschaft des kleinen Ortes Wiener, die mit ihren Waren auf ihrem Weg nach oder von Venedig durchkamen, ungerecht behandelt, belastet, angehalten und auch verhaftet zu haben. Das wollten sich die Wiener nicht länger gefallen lassen. Sie gingen mittels rechtlicher Schritte dagegen vor, indem sie den Bürgermeister und Rat von Venzone auf die gegenständliche Urkunde festlegten. Der österreichische Landesfürst als Wiener Stadtherr scheint auch seinen Anteil an diesem Vertrag zwischen den beiden Seiten gehabt zu haben. Immerhin kassierte er – so die Urkunde – die Hälfte des Bußgeldes bei Zuwiderhandeln.

Siegel der Stadt Venzone (1343)

Siegel von Venzone

Das an der Urkunde hängende Siegel macht über sein Siegelbild, eine Brücke mit Kreuz und einem auf der Brücke sitzenden Hund, die strategische Bedeutung des Ortes klar. Das Kreuz steht für den Patriarchen von Aquileia als Stadtherr von Venzone. Dem Patriarchen Johannes wurde 1001 von Kaiser Otto III. eine Wegeabgabe gewährt, die unter anderem in Venzone an der Brücke zu entrichten war. Alle, die den Tagliamento auf dem Weg von oder nach Venedig überqueren mussten, hatten die Abgabe zu entrichten. Der Hund sollte aufmerksam über die Einnahmen wachen beziehungsweise niemanden passieren lassen, der nicht gezahlt hatte.

Mit der Abgabe wurde den Bewohnern von Venzone die Möglichkeit zur Kontrolle und Einflussnahme auf den Handelsverkehr eingeräumt. Offensichtlich haben sie die Macht gegenüber den Wienern zu offensiv ausgelebt. Die Wiener ließen sich ihr Abkommen mit der Gemeinde von Venzone auch vom Patriarchen von Aquileia, dessen Kapitel und der Gemeinde von Aquileia bestätigen. Die Wichtigkeit des Handels mit Venedig für Wien sowie die damit verbundenen Sicherungsbemühungen belegt auch noch eine weitere Urkunde aus 1351. In ihr garantiert der Patriarch von Aquileia Albrecht II. für die österreichischen Kaufleute freien Verkehr, Sicherheit und keine überhöhten Zölle in seinem Gebiet.

Wiener Venedighandel

Schon um 1200 lassen sich Handelsbeziehungen zwischen Wien und Venedig belegen. Mit dem in den 1220er-Jahren begründeten "Kaufhaus der Deutschen", dem Fondaco dei Tedeschi, verfügten die Wiener schon seit dem 13. Jahrhundert über eigene Niederlassungen in der Republik Venedig. 1311 lässt sich eine "Gesellschaft von Kaufleuten der Stadt Wien" in der Lagunenstadt belegen. Die Wiener nahmen seit dem 13. Jahrhundert eine führende Rolle unter den Deutschsprachigen in der Handelsstadt ein. Umso wichtiger war die Absicherung der Route durch die vier großen Herrschaftsgebilde, nämlich Österreich, die seit 1192 zu Österreich gehörende Steiermark, Kärnten und schließlich das Patriarchat von Aquileia.

Im Gegensatz zum Donauhandel, den traditionell die Regensburger Kaufleute dominierten und bei dem die Wiener nur als Zwischenhändler auftraten, waren die Wiener Kaufleute von Beginn an selbst aktiv am Handel mit Venedig beteiligt. Das sollte auch für den weiteren Verlauf des Mittelalters und die Frühe Neuzeit so bleiben.

Quelle