Martin Jahoda

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Daten zur Person
Personenname Jahoda, Martin
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367991
GND
Wikidata
Geburtsdatum 13. Dezember 1903
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 18. Juli 1990
Sterbeort New York City
Beruf Druckereibesitzer, Drucker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 4.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Martin Jahoda, * 13. Dezember 1903 Wien, † 18. Juli 1990 New York, Drucker.

Biografie

Seine Eltern, Hedwig und Georg Jahoda, hatten eine Druckerei in Wien, die ab den 1900er Jahren Karl Kraus’ Zeitschrift "Die Fackel" druckte. Georg Jahoda hatte zwei Schwestern, Johanna Koenig und Paula Pauline Hostovsky.

Nach seiner Ausbildung zum Drucker in Bratislava übernahm Georg Jahoda die Wiener Druckerei seines 1926 verstorbenen Vaters. Bereits im Alter von 23 Jahren wurde er so zum Teilhaber der Firma "Jahoda & Siegel". Seine eigene graphisch-typographische Expertise, die er während seiner Ausbildung erworben hatte, prägte den Verlag der Druckerei. Er förderte den Verlag, indem er etwa Verlagsalmanache für "Jahoda & Siegel" veröffentlichte, deren Inhalte von seinen typographischen Neigungen beeinflusst waren. Zudem setzte er sich für die Zusammenarbeit mit dem 1925 gegründeten Verlag Herbert Reichners ein, der in Wien unter anderem auch Elias Canetti verlegte.

Georg Jahoda schätzte Karl Kraus und dessen Werk ebenso wie einst sein Vater. Seine Kindheitserinnerungen zeugen davon, dass er mit dem Bewusstsein aufwuchs, dass Kraus ein bedeutender und besonderer Autor war. Als Kinder mussten sie stets ruhig sein, wenn Kraus täglich abends anrief, um Fahnenkorrekturen zu koordinieren. Da sich das Wohnhaus im selben Gebäude wie die Druckerei befand, hinterließ der Schriftsteller so einen bleibenden Eindruck in der gesamten Familie. Bis zu Kraus’ Tod und darüber hinaus druckte und bewahrte Jahoda mit Sorgfalt das Werk des geschätzten Schriftstellers. Mit der nationalsozialistischen Übernahme Österreichs wurde dies jedoch der Familie Jahoda unmöglich. In seinem Testament bedachte Karl Kraus Martin Jahoda mit einem Teil seiner Bibliothek und die Familie Jahoda mit 20% der Erträge seiner Werke.

Friedrich Pfäfflin berichtet, dass Jahoda während der Novemberpogrome am 16. November 1938 nach Dachau deportiert wurde. Knapp einen Monat später, am 19. Dezember 1938, wurde er wieder entlassen. Daraufhin flohen die Jahodas im Jahr 1939 nach New York, wo sich auch Kraus’ Anwalt Oskar Samek aufhielt. In den Vereinigten Staaten gründeten Georg Jahoda und Friedrich Siegel – der ebenfalls deportiert, entlassen und nach Amerika geflohen war – in den 1940er Jahren erneut eine gemeinsame Firma namens "Profile Press Jahoda & Siegle". In New York arbeiteten sie hauptsächlich für Museen sowie Galerien und waren dabei aber recht erfolgreich. Das Unternehmen lief gut. Die Druckerei in Wien wurde hingegen enteignet und von Josef Ehrlich übernommen; erst im Jahr 1958 ging sie wieder an die ehemaligen Besitzer (Jahoda und Siegel) zurück.

Georg Jahoda überließ den Teilnachlass zu Karl Kraus (den Bestand aus der Druckerei) nicht Wien oder einem anderen österreichischen Institut, sondern dem Literaturarchiv in Marbach.


Quellen

Literatur

  • Isabel Langkabel: Das "unterbrochene Werk zur Sprachlehre". Zu den späten sprachkritischen Untersuchungen aus dem Karl Kraus-Nachlass. Kontext – Edition – Erläuterung. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Heidelberg 2023
  • Friedrich Pfäfflin: Karl Kraus und Georg Jahoda. Der Satiriker und sein Drucker und Verleger. Göttingen: Wallstein 2023
  • Claudia Reitmayr: "Arisierung" im Wiener Buchdrucks- und Verlagswesen anhand zweier Fallbeispiele: Die Druckerei "Jahoda & Siegel" und der Verlag "Richard Lànyi". Diplomarbeit. Wien 2004
  • Martin Jahoda: Karl Kraus et son imprimeur, in: Karl Kraus, hrsg. v. Eliane Kaufholz unter Mitarbeit von Caroline Kohn. Paris: L’Herne 1975, 229 f.