Leopold Schönbauer

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Leopold Schönbauer (1950)
Daten zur Person
Personenname Schönbauer, Leopold
Abweichende Namensform
Titel o. Prof., Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
PageID 12050
GND 129105112
Wikidata Q1621370
Geburtsdatum 13. November 1888
Geburtsort Thaya, Niederösterreich
Sterbedatum 11. September 1963
Sterbeort Wien
Beruf Chirurg, Politiker, Volksbildner
Parteizugehörigkeit Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Österreichische Volkspartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-NG
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Letzte Änderung am 5.11.2022 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 16. September 1963
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 C, Nummer 26
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname LeopoldSchönbauer.jpg
Bildunterschrift Leopold Schönbauer (1950)
  • 9., Alser Straße 4 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1958)
  • Billroth-Medaille der Gesellschaft der Ärzte (Verleihung: 1959)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 24. Oktober 1958)
  • Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaft (Verleihung: 1950)

  • Vorstand der I. Chirurgischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus (1939)
  • Leiter der chirurgischen Abteilung des Lainzer Krankenhauses (1930)
  • Rektor der Universität Wien (1953 bis 1954)
  • Direktor des Allgemeinen Krankenhauses (1961)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (1959 bis 1962)

Leopold Schönbauer, * 13. November 1888 Thaya, Niederösterreich, † 11. September 1963 Wien, Chirurg.

Biografie

Der aus einer Ärztefamilie stammende Leopold Schönbauer studierte an der Deutschen Universität Prag Medizin und promovierte 1914 sub auspiciis Imperatoris zum Dr. med. univ. Seit 1911 war er bereits Assistent von Otto Grosser.

Leopold Schönbauer wurde im Ersten Weltkrieg verwundet. 1919 wurde er Assistent an der I. Chirurgischen Universitäts-Klinik unter Anton Eiselsberg, habilitierte sich 1924 an der Universität Wien für Chirurgie. 1930 übernahm er die Leitung der chirurgischen Abteilung des Lainzer Krankenhauses, ab 1933 war Leopold Schönbauer ao. Professor.

Schönbauers berufliche Karriere erfuhr in der NS-Zeit mit der Verleihung des Ordinariats und der Übernahme des Vorstandes der I. Chirurgischen Klink am Allgemeinen Krankenhaus einen kräftigen Schub. Von 1939 bis 1945 fungierte er zudem als Vizedekan der Medizinischen Fakultät, und saß im Beirat der Hauptabteilung E (Gesundheitspolitik und Volkspflege) der Gemeindeverwaltung in Wien. In der von Schönbauer geleiteten Fachabteilung im AKH wurden an Patienten zwangsweise Sterilisierungen vorgenommen, die nach der NS-Ideologie (Erbgesundheitslehre) als "nicht erbgesund" galten. Mit Juni 1940 war Schönbauer als NSDAP-Mitglied unter der Nummer 8.121.441 in die Partei aufgenommen worden, wurde zudem förderndes Mitglied der SS und erhielt 1943 das "Silberne Treuedienstabzeichen" der NSDAP.

Zwischen 1938 und 1945 unterhielt er eine rege Reisetätigkeit und hielt unter anderem in Sarajevo, Belgrad und Budapest Vorträge. Schönbauers Name findet sich auch auf der Teilnehmerliste einer Tagung in der Militärärztlichen Akademie in Berlin, zu der im Mai 1943 die Elite der NS-Ärzteschaft geladen war.

In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs gelang es durch Schönbauers persönlichen Einsatz, das Allgemeine Krankenhaus, das von amerikanischen und russischen Truppen als Kampfplatz verwendet werden sollte, vor allen Kriegshandlungen zu schützen und den dringend notwendigen Spitalsbetrieb aufrecht zu halten.

Durch den Einsatz von Adolf Schärf, der mehrfach Patient bei Schönbauer war, konnte Schönbauer unter Anwendung einer Ausnahmeregelung des Verbotsgesetzes (§27 des NS-Verbotsgesetz vom Mai 1945) auf seine Person rasch und ohne berufliche oder wirtschaftliche Nachteile entnazifiziert werden ("Lex Schönbauer")

1953/1954 bekleidete er das Amt des Rektors der Universität Wien und leitete bis 1961 als Direktor das Allgemeine Krankenhaus. 1959-1962 war der Mediziner auch Abgeordneter zum Nationalrat (ÖVP). Gesellschaftlich stieg Schönbauer zu einer populären Figur im Nachkriegsösterreich auf und wurde zeitweise sogar als Präsidentschaftskandidat gehandelt. Der Kabarettist Helmut Qualtinger ironisierte diese "glatte" und unkritische gesellschaftliche Widereingliederung Schönbauers bereits 1952 im Rahmen der von Carl Merz gestalteten Revue "Brettl vor'm Kopf".

Zu den von ihm veröffentlichten wissenschaftlichen Werken gehören "Konservative Frakturbehandlung" (1928), "Hirnchirurgie" (gemeinsam mit Hans Hoff, 1933) und sein "Lehrbuch der Chirurgie" (zwei Bände, 1950). Mehr als 200 wissenschaftliche Arbeiten widmete er den Spezialgebieten Schilddrüsenchirurgie und Neurochirurgie sowie der Karzinomforschung. Ab 1945 war Schönbauer auch Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin; einschlägige Veröffentlichungen waren: "Das medizinische Wien" (11944,21947), "Beiträge zur Geschichte der Medizin" (1948) und "Geschichte der Anästhesie" (1950); ebenfalls 1950 erschienen die von ihm und Marlene Jantsch ergänzten "Lebenserinnerungen" Julius von Wagner-Jaureggs.

Leopold Schönbauer bewohnte mit seiner Familie eine 1882 von Karl Borkowski im Währinger Cottage für den Zoologen Karl Claus erbaute Villa Weimarer Straße 72.

Dem Arzt wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil und auch nach dem Tod wurde er mehrfach geehrt:

Er ist in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof bestattet. Die Wohnhausnalge Linzer Straße 96 trägt seinen Namen. Am 31. Dezember 1981 wurde Leopold Schönbauer durch die Anbringung einer Gedenktafel im Hof 1 des Alten Allgemeinen Krankenhauses Universitäts-Campus geehrt. Da die nationalsozialistische Vergangenheit des Mediziners unerwähnt blieb, wurde 2015 ein Zusatz zur Gedenktafel Leopold Schönbauer angebracht, welcher diese biografische Lücke schließt.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv 1.3.2.11.A42 – NS-Registrierung │ 1945-1957 Schönbauer, Leopold (K7 104).
  • Archiv der Universität Wien, Medizinische Fakultät, Personalakt Leopold Schönbauer
  • Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Inneres 1945–2002, Gauakt 1416 (Leopold Schönbauer).

Link

Literatur

  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Band 21. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1982, S. 103 ff.
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
  • Kurt Keminger: Das Kropfspital in Rudolfsheim. Wien: Maudrich 1990, S. 79
  • Otto Schönbauer: Leopold Schönbauer. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 11.11.1988
  • Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1963/1964. Wien: Selbstverlag der Universität 1963, S. 64 ff.
  • Wiener medizinische Wochenschrift 103 (1953), S. 855
  • Wiener medizinische Wochenschrift 109 (1959), S. 919 f.
  • Wiener medizinische Wochenschrift 113 (1963), S. 837
  • Wiener klinische Wochenschrift 70 (1958) 46, S. 75
  • Wiener klinische Wochenschrift 75 (1963), S. 801 f.
  • Wiener klinische Wochenschrift 100 (1988), S. 769 f.
  • Klinische Medizin 13 (1958), S. 411 f.