Herbert Steiner

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Daten zur Person
Personenname Steiner, Herbert
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Univ.-Doz., Sektionsrat
Geschlecht männlich
PageID 29832
GND 118617400
Wikidata Q1609144
Geburtsdatum 3. Februar 1923
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. Mai 2001
Sterbeort Wien
Beruf Zeithistoriker
Parteizugehörigkeit Kommunistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 26

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 9. Februar 1993, Übernahme: 10. März 1993)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 3. Februar 1976, Übernahme: 23. April 1976)
  • Preis der Stadt Wien für Volksbildung (Übernahme: 10. Juli 1987)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 20. Dezember 1993)
  • Theodor-Körner-Preis für Soziale und Geisteswissenschaften (Verleihung: 1958)

  • Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (1963 bis 1983)
  • Sekretär von Young Austria in Großbritannien (1941 bis 1945)
  • Sekretär der Freien Österreichischen Jugend (1945)

Steiner Herbert, * 3. Februar 1923 Wien, † 26. Mai 2001 Wien (Leichnam aufgrund seiner testamentarischer Verfügung der Anatomie übergeben; anonyme Bestattung der Urne auf dem Zentralfriedhof, Gruppe 26), Zeithistoriker, Gründer des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW), Gattin Rella.

Bereits als Mittelschüler betätigte er sich, einem sozialdemokratischen Elternhaus entstammend (sein Vater war Mitglied des Republikanischen Schutzbunds, er selbst kam über die sozialdemokratischen Kinderfreunde und Rote Falken 1937 zum "Kommunistischen Jugendverband"), im antifaschistischen Widerstand und musste deshalb im März 1938 aus Österreich flüchten; seine Eltern fielen dem Holocaust zum Opfer. Im britischen Exil betätigte er sich in der Jugendorganisation Young Austria (ab 1940 als deren Sekretär) und knüpfte viele Kontakte zu Männern des politischen und kulturellen Lebens (beispielsweise Elias Canetti und Erich Fried).

Nach seiner Rückkehr nach Wien (1945) wirkte Steiner bis 1952 als Bundessekretär der Freien Österreichischen Jugend und beim Aufbau des Österreichischen Jugendherbergswerks; er studierte an der Universität Prag (Dr. phil.). Schwerpunkte seiner historischen Forschungen waren die Geschichte des antifaschistischen Widerstands, die Revolution 1848 und die Frühgeschichte der Arbeiterbewegung. 1963 gelang ihm nach intensiven Vorarbeiten die Gründung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands als überparteiliche Institution, die er 1983 in eine Stiftung überleitete; der Aufbau des DÖW ist als Steiners Lebenswerk zu betrachten. 1982 habilitierte er sich an der Universität Wien und erhielt die Venia legendi (Univ.-Doz.).

Neben der wissenschaftlichen Leitung des DÖW (die er 1983 an Dr. Wolfgang Neugebauer übergab) war er ab 1965 in der Internationalen Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung (ITH) tätig, die alljährlich in Linz wissenschaftliche Tagungen abhält ("Linzer Konferenzen") und sich dank Steiners Initiativen (die er über Anregung Bruno Kreiskys gemeinsam mit Rudolf Neck setzte) zu einer internationalen Plattform entwickelte, die gleichermaßen von Funktionären wie Oppositionellen jenseits des "Eisernen Vorhangs" zu Begegnungen und Diskussionen genutzt wurde. Im selben Jahr übernahm er ehrenamtlich die Funktion eines Sekretärs der Historischen Kommission der Kommunistischen Partei Österreichs, zog sich jedoch nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakische Sozialistische Republik 1968 aus dieser Funktion zurück.

Schon zur Zeit des "Kalten Krieges" galt sein besonders Bemühen der Zusammenführung westlicher und östlicher Wissenschaftler. Es gelang ihm dank vieler persönlicher Beziehungen und Freundschaften, konservative, sozialdemokratische und kommunistische Kräfte zu bündeln und Fragen aufzugreifen, die alle drei Partner interessierten. Steiner war nicht nur als Veranstalter wissenschaftlicher Kongresse und Herausgeber von Tagungsberichten tätig, sondern veröffentlichte auch beachtliche eigene Werke, darunter "Zur Geschichte der arbeitenden Jugend Österreichs 1848-1945" (1958), "Die internationale Arbeiterassociation und die österreichische Arbeiterbewegung" (1964), "Die Arbeiterbewegung Österreichs 1867-1899" (1964), "Die KPÖ 1918-1933" (1968), "Gestorben für Österreich" (1968), "Die Gebrüder Scheu" (1968), "Käthe Leichter" (1973) und "Karl Marx in Wien" (1978). Führend war auch seine Beteiligung an der Jura-Soyfer-Gesellschaft.

Goldenes Ehrenzeichen Land Wien (1993).

Literatur

  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001
  • Unterlagen des DÖW