Emigration

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.07.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Emigration.

Seit dem Mittelalter wurden Bewohner Wiens immer wieder aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen verfolgt, verhaftet, ihres Vermögens beraubt, zur Auswanderung gezwungen oder zwangsweise deportiert. Hervorstechend sind die Verfolgungen von Juden (erstmals 1421 [ Geserah ], nochmals 1670 [Vertreibung aus dem Leopoldstädter Getto] und schließlich ab 1938 [nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler ]) sowie (im Zuge der Gegenreformation) von Protestanten; dazu kommt beispielsweise die Emigration vieler Sozialdemokraten, die Wien (insbesonders nach dem niedergeschlagenen Aufstand gegen das autoritäre Regime im Februar 1934) aus politischen Gründen verließen oder verlassen mussten. Nach dem "Anschluss" Österreichs (1938) verließen auch zahlreiche nichtjüdische Personen freiwillig Wien.

Das (freiwillige oder unfreiwillige) Verlassen Wiens wird generell bei den biographischen Stichwörtern angegeben, die Ausweisung beziehungsweise Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen wird unter den Stichwörtern Holocaust, Juden und Vertreibung (hinsichtlich der jüdischen Bewohner; hier auch die zugehörigen Adressen von Behörden, Sammelstellen, Lagern und Deportationsörtlichkeiten) behandelt. Obwohl die Bezeichnung Emigration auch in wissenschaftlichen Publikationen oftmals unqualifiziert Verwendung findet, ist darauf hinzuweisen, dass nach dem "Anschluss" Österreichs die meisten Menschen, die Wien verließen, dies unter Zurücklassung ihrer gesamten Habe tun mussten, weshalb der Begriff Emigration (der das Element der Freiwilligkeit assoziiert) vor allem hinsichtlich jener, die aus rassistischen Gründen das Land verließen (beziehungsweise noch verlassen konnten), besser durch Vertreibung beziehungsweise Flucht zu ersetzen ist; aus diesem Grund sind einschlägige Angaben auch unter dem Stichwort Vertreibung zusammengefasst. Ins Exil konnten Menschen (aus politischen Gründen) bestenfalls während der 1930er Jahre gehen.

Vergleiche auch Antifaschistische Gedenkstätten, Antisemitismus, Gestapo, Juden, Judenverfolgungenund Nationalsozialismus beziehungsweise Protestanten.

Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Johann Holzner / Sigurd Paul Scheichl / Wolfgang Wiesmüller [Hg.]: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945. Innsbruck: Institut für Germanistik 1991 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Germanistische Reihe, 40)
  • Sylvia M. Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. Ein Kapitel vergessene österreichische Literatur. Romane, Autobiographien, Tatsachenberichte auf englisch und deutsch. Wien [u.a.]: Brandstätter 1985

Zur Terminologie vergleiche:

  • Albert Sternfeld: Sprache und Politik. In: Betrifft: Österreich - von Österreich betroffen. Wien: Löcker 1990, S. 13 ff.