Generali Arena

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Generali Arena (2016)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
Datum von 1922
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Franz Horr-Stadion
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 23708
GND
WikidataID Q696476
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 15.11.2022 durch WIEN1.lanm08gat
Bildname P6290154.JPG
Bildunterschrift Generali Arena (2016)
  • 10., Fischhofgasse 12

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Bei der Generali Arena, dem ehemaligen Franz Horr-Stadion, handelt es sich um den in der Fischhofgasse 12, nahe dem Laaer Berg im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten gelegenen Sportplatz des FK Austria Wien.

Vom Tschechisches Herz zum ASKÖ X-Platz

1922 erwarb der Verein „Tschechisches Herz“ („Ceské srdce“), der zur Linderung der Not tschechischer Witwen und Waisen nach Kriegsende vier Jahre zuvor gegründet worden war, ein Areal in der Fischhofgasse und errichtete dort einen Sportplatz, der zunächst vom tschechischen Fußballverein SK Slovan genutzt wurde. Tschechen und Slowaken stellten seit ihrem vermehrten Zuzug in die k.u.k. Hauptstadt im Laufe des 19. Jahrhunderts eine große Bevölkerungsminderheit in Wien. Sie arbeiteten vor allem als Arbeiter bei den Ziegelwerken am Wienerberg sowie als Kleingewerbetreibende und Handwerker. Die tschechisch-slowakische Minderheit entfaltete ein weitschichtiges Vereinsleben, in dem Sport eine wichtige Rolle spielte. Aushängeschild war dabei der SK Slovan mit den Vereinsfarben Grün-Weiß, der 1922 in die oberste Spielklasse aufstieg und die Sportstätte in Favoriten in der Folge unter beträchtlichem finanziellem Aufwand als Fußballplatz adaptierte. So sahen 3.000 Zuschauer den 1:0 Meisterschaftssieg der Gastgeber über Bezirksrivalen Hertha bei der offiziellen Platzeröffnung am 30. August 1925. Ehrgeizige Pläne für eine Erweiterung auf ein sechsstelliges Fassungsvermögen konnten aber nicht umgesetzt werden, weil die Beförderung größerer Zuschauermassen in die südliche Wiener Peripherie aufgrund der unzureichenden Verkehrswege mit Straßenbahnen nicht zu bewerkstelligen waren. Trotzdem verfolgten bis zu 10.000 Zuschauer Spitzenbegegnungen auf dem „Tschechisches-Herz“-Platz. Die Grün-Weißen aus Favoriten konnten sich bis 1931 zehn Saisonen in der obersten Spielklasse halten und erreichten als größten Erfolg in ihrer Vereinsgeschichte das Cupfinale 1924.

Franz-Horr-Stadion, Flugaufnahme 1.6.1978

Nach 1945 übersiedelte der SK Slovan auf den Red Star Platz nach Penzing. Die Gemeinde Wien übernahm die Sportstätte in Favoriten, sanierte sie und stellte den Sportplatz der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) zur Verfügung. In der Folge fanden auf dem nunmehrigen „ASKÖ X“ Platz nur noch selten Fußballspiele statt, dafür aber andere Sportveranstaltungen wie etwa Speedway Rennen. Anfang der 1960er Jahre kehrte der Fußball in Gestalt des Wiener Fußballverbands (WFV), der die Anlage damals übernahm, wieder zurück.

Franz-Horr-Stadion

Doch noch fehlte ein arrivierter Verein, der die Sportstätte dauerhaft nutzen sollte. Anfang der 1970er Jahre tauchten erste Pläne auf, den FK Austria in Favoriten dauerhaft zu verankern. Seit ihrem endgültigen Abgang von ihrem „Amateure“-Platz in Ober St. Veit im Jahr 1930 hatten die Violetten ein Vagabundendasein als Untermieter in diversen Wiener Stadien geführt. Sie kamen daher als Nutzer der Anlage in der Fischhofgasse in Frage. 1973 ließ der Wiener Fußballverband (WFV) den Platz unter tatkräftiger Hilfe von violetten Anhängern renovieren und schloss schließlich im Juli 1973 einen Nutzungsvertrag mit dem FK Austria mit zehnjähriger Laufzeit ab. Das erste Heimspiel am 26. August 1973 gegen die Vienna verfolgten 10.000 Zuschauer. Sofort entbrannte auch eine öffentliche Diskussion um einen etwaigen neuen Namen für den Platz. Präferiert wurde „Matthias Sindelar-Stadion“. Doch als am 6. Januar 1974 der ehemalige SPÖ-Nationalabgeordnete und derzeitige Wiener Verbandspräsident (WFV) Franz Horr, der den Vertrag mit dem neuen Mieter eingefädelt hatte, überraschend verstarb, wurde das Stadion im Frühjahr 1974 nach ihm benannt. Zwischen Klub und Platz herrschte nicht sogleich Liebe auf den ersten Blick. Zwar hatte der Verband erste Adaptierungsschritte getätigt. Doch trotzdem befand sich die Sportstätte in einem beklagenswerten Zustand und erhielt unter Fußballfans in der Folge den nicht unpassenden Spitznamen „Horror-Stadion“. Da Pläne für eine weitergehende Sanierung nur schleppend voran gingen, beschloss die violette Führung unter „Mister Austria“ Josef „Joschi“ Walter künftig ihre Heimspiele im noch nicht fertiggestellten Hütteldorfer „Weststadion“, dem spätere Gerhard-Hanappi-Stadion, austragen zu wollen. In der Saison 1977/1978 bestritten die Violetten tatsächlich elf Heimspiele in Hütteldorf, was jedoch unter den Fans nicht gutgeheißen wurde: Die violetten Anhänger zeigten ihren Unmut über die Übersiedlung in die Heimat des Erzrivalen Rapid, indem sie den Heimspielen mehrheitlich fern blieben.

Violette Rückkehr

So kehrte der FK Austria schlussendlich doch wieder nach Favoriten zurück und der Wiener Gemeinderat entschied Ende Juni 1978 eine Sanierung sowie den Ausbau des Platzes in Millionenhöhe. Im Oktober 1981 starteten die Bauarbeiten für eine knapp 3.000 Zuschauer fassende Nordtribüne. Nachdem die erste Ausbaustufe im Sommer 1982 fertiggestellt worden war, kehrten die Violetten endgültig nach Favoriten wieder zurück. Die Eröffnung folgte vor 8.000 Zuschauern am 22. August 1982 beim Meisterschaftsspiel gegen Wacker Innsbruck. Trotz der ersten Bauarbeiten war das Stadion zunächst aber noch ein Provisorium und Spitzenbegegnungen sowie Spiele im Europapokal mussten weiterhin im Praterstadion oder in Hütteldorf ausgetragen werden. So fand erst im Mai 1985 das erste große Wiener Derby nahe dem Verteilerkreis statt. 1986 begann der Bau einer Stehplatztribüne auf der Westseite für 3.000 Zuschauer, die zusammen mit der ausgebauten Nordtribüne im Oktober 1987 eingeweiht wurde.

Matthias-Sindelar-Tribüne

Knapp zehn Jahre später nahm endlich die vorläufige Fertigstellung der Anlage Gestalt an. Nach der Errichtung der Südtribüne verfügte der Platz nun über ein Fassungsvermögen von 12.000 Plätzen, darunter 3.000 Stehplätze. Im September 1997 folgte durch die Einweihung der neuen Osttribüne die Erweiterung auf ein Fassungsvermögen von 15.000 Zuschauern. Als 1999 die Südtribüne in Matthias Sindelar-Tribüne umbenannt wurde, schloss sich schließlich auch der Kreis zu den Ursprüngen des Platzes, da die violette Klubikone aus der tschechischen Minderheit Wiens gestammt hatte.

Generali Arena

2007 wurde im Stadion weitergebaut und eine zweistöckige neue Tribüne auf der Ostseite errichtet, die im Oktober 2008 gegen Borussia Dortmund eingeweiht wurde. Die neue „Ost“ avancierte seitdem zur Heimat des harten Kerns der violetten Anhänger. Auch das Viola Pub, der Fanshop sowie das vereinseigene Museum sind in der Osttribüne untergebracht. Seit 2011 trägt das Stadion mit „Generali Arena“ den Namen eines Versicherungsunternehmens. Seit Mitte 2016 ist die letzte Ausbaustufe der Anlage im Gange, die einen Modernisierungsprozess der Sportstätte im zweistelligen Millionenbereich vorsieht, der bis 2018 abgeschlossen werden soll. Bis dahin trägt der Verein seine Heimspiele wieder im Ernst-Happel-Stadion aus.

Literatur

  • David Forster: Favoriten – das tschechische Herz. In: Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fussballs. Hg. von Peter Eppl u.a. Wien: Löcker (Ausstellungskatalog, 347. Sonderausstellung des Wien Museums) 2008, S. 96-97
  • Matthias Marschik: Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre. Wiener Neustadt: Verlag Fun Toy 2001
  • Edgar Schütz: Franz-Horr-Stadion (Tschechisches-Herz-Platz). In: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Hg. von Andreas Tröscher u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2007, S. 63-67
  • Edgar Schütz/ Clemens Zavarsky: Wien. Generali Arena. In: Fussballtempel. Hg. von Reinaldo Coddou H. Mannheim: Edition Panorama 2011, S. 230