Frida Uhl

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Daten zur Person
Personenname Uhl, Frida
Abweichende Namensform Uhl, Marie Friederike Cornelia; Uhl, Frieda; Strindberg-Uhl, Frieda; Strindberg-Uhl, Maria Friederike Cornelia; Strindberg, Frida; Eve, Marie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 37639
GND 118828843
Wikidata Q79179
Geburtsdatum 4. April 1872
Geburtsort Mondsee (Oberösterreich) 4333077-0
Sterbedatum 28. Juni 1943
Sterbeort Salzburg 4076982-3
Beruf Schriftstellerin, Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 25.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum 2. Juli 1943
Friedhof Ortsfriedhof Mondsee
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Frida Uhl, * 4. April 1872 Mondsee (Oberösterreich), † 28. Juni 1943 Salzburg, Schriftstellerin, Journalistin, Übersetzerin.

Biografie

Marie Friederike Cornelia Uhl war die zweitgeborene Tochter von Friedrich Uhl, Chefredakteur der "Wiener Zeitung", und dessen Ehefrau Marie. Ihre Eltern trennten sich, als Frida sieben Jahre alt war. Das Mädchen wurde von einer Amme in der Villa ihres Vaters im oberösterreichischen Mondsee erzogen. Als sie neun Jahre alt war, entschied sich ihr Vater dazu, Frida – wie er es bereits bei der älteren Tochter Marie getan hatte – in eine Klosterschule zu geben. So verbrachte sie die folgenden zehn Jahre in unterschiedlichen Klosterschulen in Italien, Deutschland, Frankreich und England.

1891 bot Friedrich Uhl seiner mittlerweile 19-jährigen Tochter ein Position als Journalistin bei der "Wiener Zeitung" an. Als Korrespondentin reiste Frida Uhl nach München und Berlin, wo sie Rezensionen, Ausstellungs- und Theaterkritiken schrieb. Die intelligente, attraktive und emanzipierte junge Frau zog Aufmerksamkeit auf sich. Im Jänner 1893 lernte Frida Uhl in Berlin den berühmten Schriftsteller August Strindberg kennen, den sie nur wenige Monate später, am 2. Mai 1893, heiratete. Die Zeit mit August Strindberg ist die für Frida Uhls Leben am besten dokumentierte, obwohl die Beziehung nur von kurzer Dauer war. Frida und August Strindberg lebten gemeinsam in London, Berlin, Brünn, auf Schloss Dornach in Oberösterreich und in Paris. Frida Uhl, die sich von ihrem Mann Unterstützung bei ihrer Karriere erhoffte, kümmerte sich in dieser Zeit auch um seine Geschäfte und trat als seine Agentin auf. Ihre eigenen Projekte traten in den Hintergrund. Zudem bestritt das Ehepaar die Mittel für den Lebensunterhalt nicht zuletzt mit Hilfe von Uhls Herkunftsfamilie, was die Ehe belastete. Am 26. Mai 1894 kam in Schloss Dornach, dem Anwesen von Frida Uhls Großeltern, die gemeinsame Tochter Kerstin zur Welt. Frida Uhl sah August Strindberg das letzte Mal im November 1894 in Paris, die Ehe wurde aber erst 1897 von einem österreichischen Gericht für ungültig erklärt. Nach der Trennung lebte Frida Uhl für kurze Zeit mit ihrer Familie in Dornach, wo ihre Tochter Kerstin bei ihrer Großmutter aufwachsen sollte. Danach zog Uhl nach Wien, um wieder als Journalistin zu arbeiten, was vor allem durch die Kontakte ihres Vaters möglich schien, doch bereits im März 1895 kehrte sie wieder nach Dornach zurück.

In den folgenden Jahren reiste Frida Uhl viel. Im Herbst 1896 traf sie in München Frank Wedekind, den sie bereits einige Zeit zuvor in Paris kennengelernt hatte. Sie arbeitete als Übersetzerin im Verlag von Albert Langen, der zahlreiche Wedekind Werke publizierte, und begann eine Affäre mit Wedekind, aus der 1897 der Sohn Friedrich Strindberg hervorging. In dieser Zeit verschlechterte sich Frida Uhls Gesundheitszustand, für einige Zeit lebte sie mit ihrem Sohn unter prekären Verhältnissen im bayrischen Tutzing, ehe sie auch ihn bei ihrer Mutter Marie Uhl in Schloss Dornach zurücklässt und selbst wieder auf Reisen geht. Zu ihren Kindern hat sie nur wenig Kontakt, sieht sie oft jahrelang nicht.

Erneut reiste Frida Uhl durch Europa und versuchte in dieser Zeit ihre Schulden (die schon in der Ehe mit Strindberg entstanden waren) bei ihrer Familie zu tilgen. Sie arbeitete als Korrespondentin für die Wiener Zeitung und publizierte auch in anderen Zeitungen. Sie war zudem als Übersetzerin, literarische Verlagsagentin, Managerin, PR-Frau und auch in anderen Bereichen tätig. So beschäftige sie ihr Pariser Bekannter Willy Grétor in seinen Kunstgeschäften. Für ihre Arbeiten waren die Kontakte ihres Vaters sehr hilfreich, aber auch ihre Erfahrung in den Verlagen von Albert Langen, William Heinemann oder Fritz Freund. Sie übersetze Oscar Wilds Geschichten und arbeitete mit Karl Kraus zusammen. Frida Uhls ökonomische Lage wurde noch kritischer, nachdem ihr Vater 1900 seine Position als Chefredakteur und damit auch sie ihre fixe Stellung verlor. Ende 1902 kehrte sie nach Schloss Dornach zurück, 1903 lebte sie kurz in London, später wieder in Wien.

Nach dem Tod ihres Vaters 1906 und einem damit verbundenen Erbe führte sie ein extravagantes Leben, begann den Lebensstil von Adeligen zu imitieren und verkehrte in den vornehmsten Kreisen der Wiener Gesellschaft. In dieser Zeit unterstützte sie auch die künstlerische Tätigkeit des deutschen Schriftstellers Baron Friedrich Werner von Oestéren. 1908 kam es zu gerichtlichen Vorerhebungen wegen des Verdachtes der fahrlässigen Krida, Veruntreuung, Betrug, gefährlicher Drohung und Erpressung, was zu einem großen medialen Echo führte. Zwar wurden die Untersuchungen eingestellt, doch war Frida Uhl davon stark mitgenommen. Nach einem Suizidversuch ging sie 1909 wieder nach London und engagierte sich für unterschiedliche künstlerische Initiativen. Sie lernte den Maler Augustus John kennen und führte seine Geschäfte. Ebenfalls in London eröffnete sie am 26. Juni 1912 mit "The Cave of the Golden Calf" das erste Kabarett der Stadt, das jedoch nach der zweiten Saison finanzielle Probleme machte. Nach dem Tod August Strindbergs im Mai 1912 organisierte Uhl die Verbreitung seiner Werke.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges musste Frida Uhl England verlassen und migrierte in die Vereinigten Staaten, wo sie neun Jahre blieb. Sie widmete sich unterschiedlichen schriftstellerischen Arbeiten und schrieb beispielsweise Drehbücher unter dem Pseudonym Marie Eve. Davon waren zwei sehr erfolgreich: "The Death Dance" und "The Golden Shower". Auch in den USA widmete sie sich der Verbreitung von August Strindbergs Werk und unterstützte prominente Männer bei ihrer Arbeit, darunter den Physiologen Eugen Steinach und den Dichter Michail Arcybašev. Beide kannte sie nur aus Briefkorrespondenzen.

Im Mai 1924 kehrte Frida Uhl zurück nach Europa, um die Briefe August Strindbergs zurückzufordern. Sie lebte in Hotels oder bei Freunden in München, Berlin und Wien. In diesem Jahr begann sie ihre dreibändigen Memoiren über ihre Ehe mit Strindberg zu schreiben, die 1936 unter dem Titel "Lieb, Leid und Zeit" auf deutsch erschienen. Frida Uhl starb am 28. Juni 1943 in Salzburg an den Folgen einer Lungenentzündung.

Rezeption

Frida Strindberg-Uhl verkörperte in mehrerlei Hinsicht den Typus einer "modernen Frau", etwa aufgrund der journalistischen Karriere, die sie mit der Hilfe ihres Vaters beschreiten konnte. Friedrich Uhl äußerte sich dazu 1892, also kurz nachdem Frida Uhl als Korrespondentin bei der "Wiener Zeitung" angefangen hatte, folgendermaßen darüber: "Töchter gut versorgen ist gut, sie aber anleiten, für sich selbst sorgen zu können, besser."[1] Frida Uhl trat in der Öffentlichkeit aber nicht nur als arbeitende Frau auf, sondern wirkte auch als Unterstützung und Netzwerkerin für meist männliche Autoren, worunter wohl ihr eigenes Werk litt. In ihren Memoiren beschreibt sie die Rolle der Frau in der Moderne als im Spannungsfeld zwischen Vater und Ehemann, die beide das Recht hatten, über sie zu entscheiden. Sie verglich das Emanzipationsbestreben der Frau mit dem Kampf gegen Windmühlen von Don Quijote. Sie sah die weibliche Selbstverwirklichung durch den Eintritt in die Ehe gefährdet, empfand aber auch ein Single-Leben als problematisch.

Werke (Auswahl)

  • Frida Strindberg: Lieb Leid und Zeit. Eine unvergeßliche Ehe. Hamburg / Leipzig: H. Goverts 1936
  • Oscar Wilde: Sämtliche Werke in deutscher Sprache, übers. v. Frida Uhl. Wien / Leipzig: Wiener Verl. 1906

Quellen

Literatur


Frida Uhl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Referenzen

  1. Friedrich Uhl in einem Feuilleton in der "Wiener Zeitung" vom 03.03.1892. In: Friedrich Buchmayr: Madame Strindberg oder die Faszination der Boheme. St. Pölten / Salzburg: Residenz 2011, S. 37.