Franz West (Bildhauer)

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Daten zur Person
Personenname West, Franz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 38958
GND 119193744
Wikidata Q697200
Geburtsdatum 16. Februar 1947
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. Juli 2012
Sterbeort Wien
Beruf Bildhauer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum August 2012
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 45
Ehrengrab Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Otto-Mauer-Preis (Verleihung: 1986)
  • Preis der Stadt Wien für Bildhauerei (Verleihung: 1988)
  • Skulpturenpreis der Generali Foundation (Verleihung: 1993)
  • Wolfgang-Hahn-Preis (Verleihung: 1998)
  • Goldener Löwe, Kunst-Biennale Venedig (Verleihung: 2011)


Franz West, * 16. Februar 1947 Wien, † 25. Juli 2012 Wien, Bildhauer.

Biografie

Franz West wurde am 16. Februar 1947 in Wien geboren. Nach mehreren Schulabbrüchen folgten Reisen, Gefängnisaufenthalte und nicht zuletzt prägende Freundschaften wie jene mit dem Schriftsteller Reinhard Priessnitz. Im Umkreis des Wiener Aktionismus sozialisiert, begann West etwa ab 1970 als Autodidakt künstlerisch zu arbeiten. Seiner ersten Ausstellung in der Wiener Galerie Hamburger, ebenfalls im Jahr 1970, folgten unzählige Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen.

Zunächst zeichnete West, ab 1974 entstanden auch Collagen, Bilder und plastische Werke. 1977 fand seine erste Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan statt und Bruno Gironcoli eröffnete ihm, im selben Jahr, die Möglichkeit, an der Akademie der bildenden Künste in seiner Klasse zu studieren. 1980 stellt Franz West, wieder in der Galerie nächst St. Stephan, erstmals seine "Paßstücke" aus. Es waren dies mit Papiermaché, Gips, Polyester und Verbandmaterial überzogene Drahtgerüste, die – von West als "Darstellung von Neurosen" und "Prothesen" bezeichnet – von den Besuchern benützt und herumgetragen werden konnten. Seine Studien bei Gironcoli beendete Franz West 1982.

In den 1980er Jahren wurde aus dem Einzelgänger West, der sich in der Wiener Subkultur bewegte, ein international beachteter Künstler. Die Kunsthandlung Hummel veranstaltete 1983 eine Einzelausstellung, in der auch erste Möbel, ebenfalls auf das Konzept der Paßstücke zurückgehend, zu sehen waren. Ab 1985 vertrat ihn die Galerie Pakesch, die ihm mehrere Ausstellungen widmete. Die erste Museumspersonale fand 1986 in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz statt. 1987 folgte eine große Ausstellung in der Wiener Secession, die in der Folge leicht verändert auch in der Kunsthalle Bern zu sehen war. Ab demselben Jahr entstanden diverse Sitzmöbel, die, teils verfremdet und doch stets funktional, die Grenzen zwischen Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand ausloteten. Wests aus Altmetall angefertigten Liegen und Stühle waren unter anderem 1989 im Kunsthistorischen Museum Wien vor ausgewählten Gemälden und Skulpturen sowie auf der documenta IX (1992) und auf der documenta X (1997) in Kassel zu sehen.

Der Künstler erkundete stets unterschiedlichen Medien und Materialien, der enge Kontakt zu Literaten und Musikern war ihm dabei ebenso wichtig wie Erkenntnisse der Psychoanalyse und die Philosophie Wittgensteins. 1992 unterrichtete Franz West für drei Semester als Gastprofessor an der Städelschule in Frankfurt. Für seine Skulptur "Artikulation" erhielt er 1986 den Otto-Mauer-Preis, 1988 den Preis der Stadt Wien für Bildhauerei und 1993 den Skulpturenpreis der Wiener EA Generali Foundation. Für die Wiener Staatsoper in der Spielzeit 2009/2010 gestaltete Franz West im Rahmen der von museum in progress konzipierten Ausstellungsreihe "Eiserner Vorhang" das Großbild "Drei – Vom Vorgang ins Temperament". 2011 wurde der Künstler gleich zwei Mal hoch geehrt. Zum einen erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und zum anderen den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig, der ihm für sein Lebenswerk verliehen wurde. West ist der erste Österreicher, dem dieser Preis zuerkannt wurde.

Nach seinem Tod bekam Franz West ein Ehrengrab am Zentralfriedhof der Stadt Wien. Hierfür fertigten seine ehemaligen Assistenten eine rosarote Grabskulptur an, die sich eine von West geschaffene, kleinere zum Vorbild nahm. Seine Frau, die Künstlerin Tamuna Sirbiladze, liegt seit 2016 an seiner Seite.

Der Nachlass des Künstlers wurde in eine Privatstiftung eingebracht. Nach einem zähen, neun Jahre währenden Rechtsstreit zwischen Wests Schwester und dem Adoptivvater von Wests Kindern, die seit dem Tod der Mutter Vollwaisen sind, hat der Oberste Gerichtshof im Jänner 2021 das gesamte Nachlassvermögen Wests Schwester zugesprochen. Diese brachte es in eine Privatstiftung ein, ihr Sohn Roland Grassberger ist Vorstand der Stiftung.

Wests älterer Bruder war der Wiener "Arbeiterdichter" Otto Kobalek (1930–1995), ein "Wiener Original" aus dem Umfeld von Helmut Qualtinger und Joe Berger.


Eine Auswahl von Franz Wests Einzelausstellungen und Gruppenausstellungsbeteiligungen soll die nationale und internationale Präsenz seines Werkes veranschaulichen.

Einzelausstellungen

  • 1977 Verblödung und Semantik, Galerie Nächst St. Stephan, Wien
  • 1983 Tanzmusik für Paßstücke (Musik von Franz Kogelmann), Szene Wien
  • 1986 Legitime Skulptur, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz
  • 1987 Einsicht, Wiener Secession, Wien
  • 1988 Ansicht, Kunsthalle Bern, Bern
  • 1989 Franz West im Kunsthistorischen Museum, Kunsthistorisches Museum, Wiener Festwochen, Wien
  • 1989 Possibilities, P.S.1, New York
  • 1990 Padiglione Austriaco. Franz West, 44ª esposizione internazionale d'arte Venezia, Venedig, Italien
  • 1994 Test, Museum of Contemporary Art, Los Angeles
  • 1996 Franz West und Hans Arp, Kunstverein Hamburg, Hamburg
  • 1996 Proforma, Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig Wien, 20er Haus, Wien (weitere Station: Kunsthalle Basel, Basel)
  • 1999 Rooseum, Malmö
  • 2000 In & Out, Museum für Neue Kunst – ZKM Karlsruhe, Karlsruhe (2001 Palacio de Velázquez/Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid)
  • 2001 Franz West, Gagosian Gallery, London
  • 2001 Gnadenlos/Merciless, MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien
  • 2003 We'll not carry coals, Kunsthaus Bregenz, Bregenz
  • 2007 Les Pommes d'Adam, Place Vendome, Paris
  • 2008 Sit on My Chair, Lay on My Bed, MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien
  • 2008 To Build a House You Start with the Roof: Work, 1972–2008, Baltimore Museum of Art, Baltimore (2009 Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles)
  • 2009 Autotheater, Museum Ludwig, Köln (2010 Museo Madre, Neapel und Kunsthaus Graz/Steirischer Herbst, Graz)
  • 2009 Eiserner Vorhang 2009/2010, Staatsoper, Wien
  • 2009 Elefante blanco, Museo Rufino Tamayo, Mexico City
  • 2009 Fondation Beyeler, Basel
  • 2009 Im Garten der Lüste, Kammergarten/Unteres Belvedere, Wien
  • 2009 The Ego & the Id, Public Art Fund, Doris C. Freedman Plaza, Central Park, New York
  • 2010 Room in Rome, Piazza di Pietra, Rom
  • 2011 West Lounge, Essl Museum, Klosterneuburg
  • 2011 Retrospektive im Kunsthaus Graz, Graz
  • 2013 Wo ist mein 8er?, Mumok – Museum Moderner Kunst Wien, Wien

Gruppenausstellungen

  • 1981 Westkunst, Museen der Stadt Köln, Köln
  • 1985 Spuren, Skulpturen und Monumente, Kunsthaus Zürich, Zürich
  • 1987 Skulptur Projekte Münster, Münster
  • 1988 Aperto 88, 43ª esposizione internazionale d'arte Venezia, Venedig
  • 1991 Ins Licht gerückt. Ein Museum auf Abruf, Museum auf Abruf, Magistrat der Stadt Wien – Kulturabteilung, Rathaus Wien, Wien
  • 1992 documenta IX, documenta-Halle, Kunsthalle Fridericianum, Kassel
  • 1992 Zu Papier gebracht. Wiener Kunst seit 1945, Museum auf Abruf, Magistrat der Stadt Wien – Kulturabteilung, Wien
  • 1993 Viaggio verso Citera, Biennale di Venezia, Casino Municipale, Venedig
  • 1996 Austria im Rosennetz, Museum für Angewandte Kunst, Wien (Stationen: Kunsthaus Zürich, Zürich, 1998: Palais des Beaux Arts, Brüssel)
  • 1997 47. Biennale di Venezia, Venedig
  • 1997 documenta X, documenta-Halle, Kunsthalle Fridericianum, Kassel
  • 1997 Skulptur Projekte Münster, Münster
  • 1997 Die österreichische Vision – Positionen der Gegenwartskunst/The Austrian Vision/A Visão Austríaca/La Visión Austríaca, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig 20er Haus, Museo Nacional de Bellas Artes, Fundaçao Calouste Gulbenkian, Denver Art Museum, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Palais Liechtenstein
  • 1998 Out of Actions: Between Performance and the Object, 1949–1979, Museum of Contemporary Art, Los Angeles (Stationen: MAK, Wien; MAC Barcelona; 1999: MOCA, Tokyo; NMA, Osaka)
  • 1998 Des Eisbergs Spitze, Museum auf Abruf, Kunsthalle Wien
  • 1999 Zeitwenden, Kunstmuseum Bonn, Bonn
  • 1999 Sammlung Essl – the first view, Essl Museum, Klosterneuburg
  • 2000 Lustwarande/Pleasure Garden, De Oude Warande, Tilburg, Niederlande
  • 2001 Museum unserer Wünsche. Ca. 60 Kunstwerke, die sich das Museum zur Ergänzung der Sammlung wünscht, Museum Ludwig, Köln
  • 2003 Utopia Station, La Biennale di Venezia, Venedig
  • 2003 7e Biennale d'art Contemporain de Lyon, Biennale d'art Contemporain de Lyon
  • 2006 La carnavalització de la vida i l'art. Franz West i altres, Museu d'Art Contemporani de Barcelona
  • 2007 52. Biennale di Venezia, Venedig
  • 2007 Comic Abstraction, MoMA, New York
  • 2007 Sequence 1, Painting and Sculpture from the Francois Pinault Collection, Palazzo Grassi, Venedig
  • 2007 Soufflé, Eine Massenausstellung, Kunstraum Innsbruck, Innsbruck
  • 2007 Passion for Art, Essl Museum, Klosterneuburg
  • 2007 Lange nicht gesehen. Begegnungen mit dem Museum auf Abruf, MUSA Museum auf Abruf, Wien
  • 2009 Sculpture in Color, Skulpturengarten, Museum of Modern Art, New York
  • 2009 Mapping the Studio: Artists from the François Pinault Collection, Punta de la Dogana/Francois Pinault Foundation, Palazzo Grassi, Venedig
  • 2011 ILLUMInazioni/ILLUMInations, 54ª esposizione internazionale d'arte Venezia, Arsenale, Venedig
  • 2011 Eröffnung des 21er Hauses/Schöne Aussichten!, Vienna Art Week 11. Reflecting Reality, 21er Haus, Belvedere, Wien
  • 2012 Art and Press, Martin Gropius Bau, Berlin

Literatur

Weblinks