Franz Grüner

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Daten zur Person
Personenname Grüner, Franz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367992
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Juli 1887
Geburtsort Neunkirchen 4107074-4
Sterbedatum 9. Juni 1917
Sterbeort
Beruf Jurist, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 11.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Franz Grüner, * 9. Juli 1887 Neunkirchen (Niederösterreich), † 9. Juni 1917 bei Porta Lepozza, Jurist, Schriftsteller.

Biografie

Franz Grüner studierte Jus in Wien und war promovierter Jurist. Von 1911 bis 1914 hatte er zusätzlich Kunstwissenschaft studiert. Im Kunsthistorischen Institut der Universität Wien zeugt heute noch eine Originalmappe mit einer Seminararbeit zu "Die Landschaftsmalerei Masaccios und die ihr vorausgehende Entwicklung" (1911, Typoskript) von den Anfängen Grüners kunsthistorischer Auseinandersetzung an der Universität. Darüber hinaus besuchte er unter anderem vier Semester Vorlesungen bei Sigmund Freud.

Beziehung zu Kraus

Grüner gehörte gemeinsam mit seinem Bruder Gustav Grüner zum engeren Freundeskreis von Karl Kraus, der sich regelmäßig im Café Central traf. Als Schriftsteller veröffentlichte Grüner einige Beiträge in der Fackel. Seine erste Veröffentlichung war eine Laudatio auf Oskar Kokoschka und dessen malerisches Werk. Damit zählt Grüner zu den Ersten, die auf Kokoschka aufmerksam machten. Ein weiterer Fackel-Aufsatz setzte sich mit Taines Philosophie de l'art auseinander und kritisierte die Kunstvorstellung des französischen Philosophen. Nicht zuletzt war Grüner Leutnant in der Reserve im Feldkanonenkontingent Nr. 41 während des Ersten Weltkriegs. Durch den Treffer einer Granate fiel er, kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag, bei der Sette-Comuni-Schlacht, wo er nahe dem Gefechtsfeld bei Porta Lepozza begraben wurde. Ein Nachruf in der Fackel zeugt von Kraus’ Betroffenheit und der Epilog in den "Letzten Tagen der Menschheit" wurde zum Gedenken an Grüner verfasst. Kraus schrieb auch ein Gedicht, das 1918 in der "Fackel" veröffentlicht wurde:

"Meinem Franz Grüner
(getötet am 19. Juni 1917)

Wo bleibst du denn? Andacht und Wissenschaft
will ich von deiner reinen Stirne lesen.
Welch öder Zufall hat dich mir entrafft?
Was triebst du dort, wo du zuletzt gewesen?

Lebhafter Hörer — sprachst du mir vom Geist,
wie ward dem unruhvollen Herzen stille.
Du frommer Forscher. Sprich, da du es weißt:
Wohin wies dich der unerforschte Wille?"

Grüner zählt gemeinsam mit Franz Janowitz, der ebenfalls im Krieg fiel und dem auch ein Gedicht gewidmet wurde, zu den engen Freunden, die aufgrund des Krieges ihr Leben lassen mussten. Kraus verurteilte das sinnlose Sterben vor allem in den "Letzten Tagen der Menschheit".

Grüners Beiträge in der "Fackel" wurden von Kraus sehr geschätzt, womöglich unterstützte dieser auch dessen Vorstellung von Kunstkritik – zumindest dürfte Kraus Grüners Ansichten geteilt haben. Dieser lehnte es nämlich ab, Kunstwerke durch ihre "ganze Kultur" oder den "Seelenzustand des Malers" zu erklären. Aus der "Fackel" ist bekannt, dass auch Kraus sich von der biografischen Deutung literarischer Werke distanziert hat. Im Nachruf auf Grüner hieß es außerdem bewundernd: "Er war einer der wenigen, denen es gegeben war, die Farbe zu sehen und das Wort zu hören, und dabei den eigenen Menschen zu bewahren."

Literatur

  • Isabel Langkabel: Das "unterbrochene Werk zur Sprachlehre". Zu den späten sprachkritischen Untersuchungen aus dem Karl Kraus-Nachlass. Kontext – Edition – Erläuterung. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Heidelberg 2023
  • Daniela Strigl: Beziehungen, in: Karl Kraus-Handbuch, hrsg. v. Katharina Prager und Simon Ganahl. Stuttgart: Springer 2022, S. 41–57
  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Zsolnay 2020
  • Karl Kraus. Briefe an Sidonie Nádherny von Borutín. 1913–1936. Hg. mit Dokumenten und Anmerkungen von Friedrich Pfäfflin. Göttingen: Wallstein 2005
  • Karl Kraus: Meinem Franz Grüner, in: Die Fackel, Nr. 484–498 (15. Oktober 1918), S. 126
  • Franz Grüner: Oskar Kokoschka, in: Die Fackel, Nr. 317–318 (28. Februar 1911), S. 18–23