Fächer

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Fächer mit der Rotunde (1873)
Daten zum Begriff
Art des Begriffs
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Kammmacher
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname M 001917.jpg
Bildunterschrift Fächer mit der Rotunde (1873)


Fächer auf einem Plakat für den Opernball.

Fächer waren für bestimmte Zeiten typische Accessoires der Damenmode und zugleich ein Symbol des gesellschaftlichen beziehungsweise bürgerlichen Status. In der linken Hand den Fächer, in der rechten Hand den Rosenkranz haltend, werden im beginnenden 18. Jahrhundert Damen der Gesellschaft gerne dargestellt. Der Fächer als Luxusgegenstand verlieh der Trägerin Vornehmheit und ließ sie aus der Masse herausragen. Gewisse Epochen bevorzugten Fächer, andere kannten ihn kaum. Im 18. Jahrhundert erlebte er eine Hochblüte, in der Biedermeierzeit begann er zu verschwinden. Bei Jakob Adam („Abbildungen des gemeinen Volkes zu Wien", 1777) ist der Fächer geradezu das "Standesabzeichen" der Bürgerinnen und Bürgerstöchter. Das damals in der Mode führende Frankreich nahm auch in der Fächerproduktion eine Vorrangstellung ein; französische Fächer waren beliebte Geschenkartikel der adeligen Gesellschaft.

1778 ist erstmals ein "Waderlmacher" (Fächererzeuger) in Wien nachweisbar. Bis zur Jahrhundertwende gab es bereits 25 Erzeuger, unter denen bis ins beginnende 19. Jahrhundert Johann Kreuzenfeld und Johann Hieronymus Löschenkohl (ab 1782) die bedeutendsten Drucker waren, wogegen Balthasar Wigand Einzelaufträge in künstlerischer Form ausführte. Löschenkohl bevorzugte bei seinen gedruckten Papierfächern die Darstellung aktueller Themen (Zeitgeschehnisse, Theaterszenen und andere, analog zu seinen Kupferstichen, aber auch Annenfächer zum Annenfest oder Kalenderfächer als Neujahrsgeschenk), Wigand war die künstlerische Ausführung wichtiger als die Neuigkeit des Motivs (weshalb er sich auch oft mit nur kleinen Veränderungen wiederholte); wertvollere Fächer wurden nicht aus Papier, sondern aus Seide hergestellt. In der Zeit des Klassizismus wurden überwiegend Faltfächer hergestellt. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts begannen die Fächer allmählich zu verschwinden.

Quelle

Literatur

  • Gustav Gugitz: Altwiener Gelegenheitsfächer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 13 (1957/1958), S. 177 ff.
  • Hubert Kaut: Modeblätter aus Wien. Mode und Tracht von 1770-1914. Wien [u.a.]: Verl. Jugend und Volk 1970, S. 26 f.
  • Hubert Kaut: Wiener Waderlmacher. In: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur 1/2 (1958), S. 15 ff.
  • Reingard Witzmann: Fächer aus dem Wiener Verlag Johann Hieronymus Löschenkohl. Ein Beitrag zur Geschichte des Fächers 1782-1807. In: Robert Waissenberger [Hg.]: Studien 79/80 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1980 (Wiener Schriften, 44), S. 127-162

Weblinks