Erika Weinzierl

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Michael Häupl überreichte 2002 den Ehrenring der Stadt Wien an Erika Weinzierl
Daten zur Person
Personenname Weinzierl, Erika
Abweichende Namensform Fischer, Erika
Titel O. Univ. Prof. Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 36091
GND 122986431
Wikidata Q94350
Geburtsdatum 6. Juni 1925
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Oktober 2014
Sterbeort Wien
Beruf Historikerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 11.04.2024 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 10. November 2014
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G; Nr. 82
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname ErikaWeinzierl.jpg
Bildunterschrift Michael Häupl überreichte 2002 den Ehrenring der Stadt Wien an Erika Weinzierl

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Päpstliche Medaille Bene Merenti (Verleihung: 1952)
  • Premio Adelaide Ristori des Centro Culturale Italiano in Rom (Verleihung: 1979)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 23. April 1985)
  • Silbernes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (Übernahme: 1985)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 22. November 1985, Übernahme: 6. Mai 1986)
  • Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik (Verleihung: 1988)
  • Firnberg-Staatspreis für besondere Leistungen im Bereich von Wissenschaft und Forschung (Übernahme: 1992)
  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (Verleihung: 24. Mai 1994, Übernahme: 16. November 1994)
  • Bruno Kreisky Preis (Verleihung: 1995)
  • Samuel Bloch Medaille (Verleihung: 1996)
  • Preis der Stadt Wien für Volksbildung (Verleihung: 7. Juni 2000, Übernahme: 1. Dezember 2000)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2000)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 21. September 2001, Übernahme: 29. April 2002)
  • Theodor Kramer Preis (Übernahme: 8. Juni 2005)
  • Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (Übernahme: 5. Mai 2006)
  • Käthe Leichter Preis (Übernahme: 2010)

Erika Weinzierl, * 6. Juni 1925 Wien, † 28. Oktober 2014 Wien, Historikerin.

Biografie

Erika Weinzierl wurde am 6. Juni 1925 in Wien als Tochter des sozialdemokratisch gesinnten Schulinspektors Otto Fischer und seiner Frau Maria, der Tochter eines hochrangigen k.u.k.-Offiziers geboren. Nach der Volksschule besuchte sie das Humanistische Gymnasium in Wien VI., Rahlgasse, maturierte 1943 und wurde sofort vom NS-Regime zum Arbeitsdienst verpflichtet. Sie arbeitete als Krankenschwester, Tramwayschaffnerin und Metalldreherin in Wien und auf einem Bauernhof im Waldviertel. 1944/1945 studierte sie Medizin, sattelte jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Geschichte und Kunstgeschichte um und absolvierte den Ausbildungslehrgang am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. 1948 wurde sie mit ihrer Dissertation über die Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr heiratete Erika Fischer den Physiker und späteren Ordinarius am Institut für Physik Peter Weinzierl. 1950 und 1954 wurden ihre beiden Söhne Michael († 2002) und Ulrich geboren.

Von 1948 bis 1964 war sie als Archivarin im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien tätig. 1961 habilitierte sie sich als Dozentin für österreichische Geschichte an der Universität Wien. Ab 1964 war sie Vorstand des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte an der Universität Salzburg und wurde 1967 a. o. Professorin und 1969 ordentliche Professorin für österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg.

Nach dem Ableben Ludwig Jedlickas wurde sie nach längerem Tauziehen als dessen Nachfolgerin an das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien berufen, wo sie von 1979 bis 1995 lehrte.

Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Wien leitete sie ab 1979 das Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften (seit 1991 als Institut für Geschichte und Gesellschaft, das sie gemeinsam mit Oliver Rathkolb und Siegfried Mattl leitete). Sie engagierte sich als Vizepräsidentin des Katholischen Akademikerverbandes und der Sigmund Freud-Gesellschaft, Vorstandsmitglied der Liga der Freunde des Judentums, der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, der Gesellschaft für politische Aufklärung, des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, der Stiftung "Bruno Kreisky-Archiv". Erika Weinzierl war Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Instituts "Wiener Kreis", Vorstandsmitglied des Kuratoriums der Stiftung Bruno Kreisky-Archiv, Jury-Mitglied für den Bruno Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte, Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Mitglied der kirchlichen Kommission "Justitia et Pax", Mitglied des Beirates "Topographie des Terrors" in Berlin und Vorsitzende des Beirates der Stiftung Volkstheater. Sie war Ehrenvorsitzende der österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte und Ehrenpräsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus.

Seit 2002 vergibt die Universität Salzburg für hervorragende Abschlussarbeiten aus der Frauen- und Geschlechterforschung den Erika Weinzierl-Preis und das Erika Weinzierl-Stipendium. 2016 wurde der der Hörsaal 28 an der Universität Wien in Erika Weinzierl-Hörsaal umbenannt.

Seit 2022 erinnert der Platz vor der Mariahilfer Kirche an die Historikerin.

Werke

Ihr wissenschaftliches Oeuvre ist umfangreich: "Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten" (1951), "Die österr. Konkordate von 1855 und 1933" (1960), "Österreichische Zeitgeschichte in Bildern" (1968, 2. Aufl., 1975), "Emanzipation? Österr. Frauen 1900 bis 1975" (1975), "Das neue Österreich. Geschichte der Zweiten Republik" (1975, hrsg. gemeinsam mit Kurt Skalnik), ebenfalls gemeinsam mit Kurt Skalnik "Österreich 1918 bis 1938. Geschichte der 1.Republik" (1983).

Ferner war Erika Weinzierl Mitherausgeberin der "Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften", der "Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte" und der Zeitschrift "Zeitgeschichte". Gemeinsam mit Friedrich Weissensteiner gab sie 1983 das biographische Standardwerk "Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk" heraus.

Ihr besonderes Engagement bei der Bekämpfung des latenten Antisemitismus in Österreich manifestierte sich in ihrem Werk "Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938–1945" (1969, wesentlich erweiterte Neuauflage 1985 und 1997). 1987 gab sie gemeinsam mit Anton Pelinka "Das große Tabu: Österreichs Umgang mit seiner Vergangenheit" heraus, das 1997 neu aufgelegt wurde. 1988 veröffentlichte sie "Prüfstand. Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus" und gab die Vorträge eines Forschungsgespräches "Christen und Juden in Offenbarung und kirchlichen Erklärungen vom Urchristentum bis zur Gegenwart" (mit einem eigenen Vortrag über "Christen und Juden in der Ära des Faschismus") heraus. 1992 veröffentlichte sie nach umfangreichen Studien den Band "Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft" (gem. mit Otto D. Kulka). Gemeinsam mit Christian Klösch und Kurt Scharr legte sie 2004 die Biographie der Schriftstellerin und Widerstandskämpferin Irene Harand vor.

Auch auf pädagogischem Gebiet hat Erika Weinzierl als Präsidentin des Katholischen Akademikerverbandes Aktivitäten als Herausgeberin entfaltet: 1981 edierte sie gemeinsam mit Richard Olechowski "Neue Mittelstufe. Skizze eines Modells für die Sekundarstufe I."

Anlässlich ihres 60. Geburtstages erschien die umfangreiche Festschrift "Unterdrückung und Emanzipation" mit einem 48 Seiten umfassenden Schriftenverzeichnis.

An Auszeichnungen erhielt sie 1952 die päpstliche Medaille Bene merenti, 1979 Preio Adelaide Ristori, Centro Culturale Italiano, Rom. 1985 folgten die Verleihung des Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien und die Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Salzburg. 1988 erhielt Erika Weinzierl den österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik, 1992 den Dr. Hertha Firnberg-Staatspreis für besondere Leistungen im Bereich von Wissenschaft und Forschung, 1994 den Wissenschaftspreis der Stadt Wien, 1995 den Bruno-Kreisky Preis "Für das politische Buch" (Sonderpreis für das Lebenswerk), 1996 die Samuel Bloch-Medaille der Aktion gegen den Antisemitismus, 1998 den Wilhelm-Hartl-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und 2000 den Volksbildungspreis der Stadt Wien und das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik. 2009 wurde Erika Weinzierl für ihr Lebenswerk und besonders für ihren Kampf gegen den Antisemitismus mit dem Ehrenpreis des Publizistikvereins Concordia ausgezeichnet.

Quellen

  • Trauer um "Mutter Courage". In: Wiener Zeitung, 31.10.2015, S. 29
  • Historikerin Erika Weinzierl starb mit 89. In: Kurier, 29.10.2015, S. 18
  • Kämpferin für die Menschlichkeit. In: Wiener Zeitung, 29.10.2014, S. 29
  • In Memoriam Erika Weinzierl. In: uni:view, 29.10.2014 [Stand: 11.04.2024]

Weblinks