Ellen Müller-Preis

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Ellen Müller-Preis
Daten zur Person
Personenname Müller-Preis, Ellen
Abweichende Namensform Preis, Ellen
Titel Ao. Univ. Prof.
Geschlecht weiblich
PageID 42401
GND 126669880
Wikidata Q258645
Geburtsdatum 6. Mai 1912
Geburtsort Berlin 4005728-8
Sterbedatum 18. November 2007
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Sportlerin, Fechterin, Professorin, Lehrerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 8.02.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 29. November 2007
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 67, Reihe 11, Nummer 78
Bildname Ellenmuellerpreis.jpg
Bildunterschrift Ellen Müller-Preis
  • 14., Dehnegasse 15 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 23. April 1975, Übernahme: 23. April 1975)
  • Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 10. Mai 1932)
  • Österreichs Sportlerin des Jahres (Verleihung: 1949)
  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 16. Mai 1957)
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 4. Juni 1982)
  • Goldmedaille Olympische Spiele (Verleihung: 1932)
  • Bronzemedaille Olympische Spiele (Verleihung: 1936)
  • Bronzemedaille Olympische Spiele (Verleihung: 1948)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 3. November 1968)


Ellen Müller-Preis, * 6. Mai 1912 Berlin-Charlottenburg, † 18. November 2007 Wien, Florettfechterin, Lehrerin für Fechten und Atemtechnik.

Biografie

Ellen Müller-Preis war eine Fechtmeisterin, Olympiasiegerin und Professorin für Atemtechnik und Fechten. Sie wurde 1912 in Berlin-Charlottenburg als Tochter eines Steirers und einer Rheinländerin geboren. Bereits in ihrer Jugend zog es sie zum Sport, zunächst zur Leichtathletik. Zum Fechtsport kam sie durch ihre Tante, Wilhelmine Werdnik, welche in erster Ehe mit dem Fechter Michael Neralić verheiratet war und nach dessen Tod eine zweite Ehe mit dem Universitätsfechtmeister und damaligen Klubmeister des "Residenz-Fechtklubs" Martin Werdnik einging. Wilhelmine Werdnik war auch selbst als Fechtmeisterin und Leiterin des "Fechtsaal Werdnik" tätig. 1928 zog Ellen Preis nach Wien und stieg beim Fechttraining im Verein ihrer Tante ein. Nach monatelangem Üben erhielt sie die Erlaubnis zur Teilnahme an der österreichischen Meisterschaft und ging daraus als Siegerin hervor. Nun begann Wilhelmine Werdnik ihre Nichte für internationale Kämpfe vorzubereiten und 1931 trat Ellen Preis zum ersten Mal bei der Europameisterschaft an, bei der sie den 3. Platz erreichte. Nach ihren Erfolgen bewarb sie sich zunächst beim Deutschen Fechtverband für die Teilnahme an den Olympischen Spiele, wurde jedoch abgelehnt. Ihre doppelte Staatsbürgerschaft ermöglichte es ihr, sich auch beim österreichischen Verband zu bewerben, der sie schließlich aufnahm.

1932 trat Ellen Preis für Österreich bei den Olympischen Spielen in Los Angeles an, besiegte die Engländerin Judy Guinness Penn-Hughes und gewann die Goldmedaille, was in Österreich zu einer enormen medialen Aufmerksamkeit führte. 1932 wurde Ellen Preis mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich geehrt. Nach ihrem Sieg absolvierte sie ein Lehramtstudium für die Fächer Deutsch und Turnen, blieb aber dem Fechten treu. Preis nahm in den folgenden Jahren an mehreren Wettkämpfen teil und 1936 erzielte sie bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille für Österreich. Des Weiteren veröffentlichte sie 1936 ihr Werk "Olympiasieg", welches im Wiener Payer-Verlag erschien und in dem sie ihre persönlichen Erlebnisse der Wettkämpfe schilderte.

In der Literatur und ihrem Nachlass weitestgehend ausgeklammert ist das Leben und Wirken von Ellen Müller-Preis während der Zeit des Nationalsozialismus. Durch die Auflösung der Fechtdachverbände fand sich Ellen Preis in der Funktion als Fechtfachwartin des BDM-Obergaues Wien wieder, dessen Fechtausbildung sie mit ihrer Tante Wilhelmine Werdnik leitete. Weiters war sie als Jurorin bei Fechtveranstaltungen aktiv und trat selbst bei Wettkämpfen wie der Deutschen Meisterschaft 1939 an. Ellen Müller-Preis focht von 1939 bis 1944 unter den zusammengelegten Fechtverein "FK Union-Rodenstein". Trotz ihrer Tätigkeit als Fechtfachwartin des BDM und Teilnahme an Wettkämpfen war sie nie NSDAP-Mitglied, allerdings gibt eine Karteikarte der Gauakten an, dass 1943 nach einem Schreiben der Reichsleitung eine Aufnahme nachträglich abgelehnt wurde und Müller-Preis' vorgesehene Mitgliedsnummer wurde aus dem Mitgliedergrundbuch gelöscht. 1939 heiratete Ellen Preis den Arzt Dr. Heinrich Müller und 1940 wurde ihr erstes Kind, Heinz Michael, geboren. 1942 folgte der zweite Sohn Herwig Wolf und 1944 ihre Tochter Dagmar, die allerdings nur wenige Monate lebte.

Nach dem Krieg nahm Ellen Müller-Preis 1948 wieder bei den Olympischen Spielen teil und konnte Bronze für Österreich gewinnen. Daraufhin wurde sie als Österreichs erste Sportlerin des Jahres ausgezeichnet. 1956 trat sie das letzte Mal bei den Olympischen Spielen an und erreichte den 7. Platz. Nach fünf Olympiaantritten, drei Weltmeistertiteln, 8 WM-Medaillen und 18 Staatsmeistertiteln beendete Müller-Preis aufgrund einer Verletzung 1962 ihre sportliche Karriere und widmete sich verstärkt ihrer Tätigkeit als Lehrerin der Fechtkunst. Bereits seit 1946 war sie als Lehrerin am Konservatorium der Stadt Wien in der Opernabteilung für Bewegungslehre und Bühnenfechten angestellt. Des Weiteren begann sie ab 1950 Bühnenfechten an der Akademie für Musik und darstellende Kunst zu unterrichten und lehrte zudem auch am Max-Reinhardt-Seminar. Ellen Müller-Preis war auch an mehreren Theaterinszenierungen involviert wie den Salzburger Festspielen 1960. 1966 verfasste Müller-Preis eine wissenschaftliche Arbeit zu "Fechtkunst alter Waffen", ein Thema, mit dem sie sich in ihrem weiteren Leben intensiv beschäftigte. 1969 wurde sie zum "außerordentlichen Hochschulprofessor" ernannt und 1976 zum "ordentlichen Hochschulprofessor". 1972 nahm Ellen Müller-Preis als Ehrung beim olympischen Fackellauf teil. Die Fechterin kooperierte mit verschiedenen Wiener Theaterhäusern wie dem Burgtheater und der Wiener Staatsoper und war für die Gestaltung und das Einstudieren von Fecht- und Kampfakten verantwortlich.

Ellen Müller-Preis starb am 18. November 2007 im Alter von 95 Jahren in Wien-Lainz. Ihr Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus und umfasst fünf Archivboxen sowie drei Großformatmappen mit Werken – wie etwa einem eigenhändigen Manuskript zu einer Autobiographie –, Briefen und Lebensdokumenten.

Werke

  • Ellen Preis: Olympiasieg. Wien: Payer 1936

Quellen

Literatur


Ellen Müller-Preis im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks