Dora Pejačević

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Daten zur Person
Personenname Pejačević, Dora
Abweichende Namensform Pejacsevich, Dora; Pejacsevich, Maria Theodora Paulina; Pejacevic, Dora
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368619
GND 124970346
Wikidata
Geburtsdatum 10. September 1885
Geburtsort Budapest 4008684-7
Sterbedatum 5. März 1923
Sterbeort München 4127793-4
Beruf Komponistin, Violinistin, Pianistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Letzte Änderung am 21.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Dora Pejačević * 10. September 1885 Budapest, † 5. März 1923 München, Komponistin, Pianistin, Violinistin.

Biografie

Maria Theodora Paulina Pejačević war die Tochter des kroatischen Grafen Teodor Pejačević von Virovitica, der hohe politische Ämter bekleidete und in seiner Position als Banus verantwortlich für die Verbesserung der ökonomischen und sozialen Situation Kroatiens war. Ihre Mutter war Josepha Vay de Vaya, eine ungarische Adelige, die eine ausgebildete Sängerin, Komponistin und Pianistin war, und von 1904 bis 1918 die Schirmherrin des kroatischen Musikinstituts.

Dora Pejačević wuchs im slawonischen Našice, auf dem Familienschloss auf, das vom größten Schlosspark Kroatiens umgeben ist. Die Familie verbrachte darüber hinaus viel Zeit in Wien, Budapest, Prag und München. 1896 lernten sich die Familien Nádherný und Pejačević in Meran kennen und zwischen Sidonie Nádherný und Dora Pejačević entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft.

Von ihrer Mutter erhielt Pejačević nicht nur zahlreiche musikalische Anregungen, diese veranstaltete auf Schloss Našice Soiréen, an denen sie als Pianistin und Sängerin auftrat, während Dora mit ihren Geschwistern Markus, Èlmér, Lili, Gabrielle Konzerte geben konnte. Pejačević erhielt ihren ersten Musikunterricht beim Budapester Organisten Károly Noszeda, dem späteren Dirigenten der Budapester Oper. Geige und Klavier brachte sie sich zunächst autodidaktisch bei. Mit 12 komponierte sie ihr erstes Werk "Berceuse op. 2". Neben ihrem musikalischen Interesse, interessierte sich Pejačević für Literatur und las Klassiker der Belletristik, musikwissenschaftliche und philosophische Bücher, die ihr in der großen, schlosseigenen Bibliothek zur Verfügung standen. Über die gelesenen Werke führte sie Tagebuch und da sie diese in Originalsprache las, konnte sie sich ein großes Sprachenrepertoire aneignen, denn sie beherrschte Kroatisch, Englisch, Deutsch, Ungarisch, Französisch und Italienisch.

1902 übersiedelte die Familie nach Zagreb, wo sie bei Vaclav Huml (Violine), Ciril Junek (Theorie) und beim Wiener Professor Dragutin Kaiser (Instrumentation) Privatunterricht erhielt. Zu dieser Zeit fanden auch zahlreiche Konzerte im kroatischen Musikinstitut in Zagreb statt. Ab 1907 war sie zu Studienzwecken in Dresden und München, wo sie bei Percy Sherwood in Kontrapunkt und Komposition unterrichtet wurde und von Henri Peter Geigenunterricht erhielt. 1912 kehrte sie nach Našice zurück, um zu komponieren, hielt sich aber auch regelmäßig in Wien, München, Dresden und Prag auf. Zudem unternahm sie eine größere Reise nach Ägypten. 1913 entstand ihr erstes orchestrales Werk, das Konzert in g-Moll für Klavier und Orchester, op. 33, was das erste Klavierkonzert in der kroatischen Musikgeschichte ist.

Ihre Freundin Sidonie Nádherný begleitete Pejačević oft auf ihren Reisen und umgekehrt verbrachte Pejačević längere Zeit auf Schloss Janowitz, wo sie Karl Kraus, Rainer Maria Rilke, dessen Frau Clara-Rilke-Westhoff und Anette Kolb kennenlernte. Die enge Beziehung der Freundinnen verursachte bei Karl Kraus zwar Eifersucht, nichtsdestotrotz führten Pejačević und Kraus einen regen Gedankenaustausch und eine enge, gegenseitig inspirierende Zusammenarbeit. Etwa vertonte Pejačević zwei Gedichte von Kraus (An eine Falte, Verwandlung) und widmete beide Lieder der gemeinsamen Freundin Sidonie, umgekehrt regte sie ihn zu Beiträgen in der Fackel an. Auch Alice Ripper gehörte zu ihrem engen Freundeskreis.

Während des Ersten Weltkriegs half sie als Krankenschwester in ihrem Heimatschloss aus, was ihre kompositorische Arbeit stark beeinflusste und ihr Weltbild veränderte. Diese Zeit erwies sich als ihre produktivste Schaffensphase. Gleichzeitig distanzierte sie sich zunehmend von der Aristokratie und ihrer Herkunft. Nach dem Weltkrieg verlor sie aufgrund der Errichtung eines jugoslawischen Staats ihre Adelsposition. Erst 1918 stellte sie ihre erste Sinfonie fertig, aus der zwei Sätze anonym im Wiener Musikverein aufgeführt werden, um die Erwartungshaltung aufgrund ihres Geschlechts nicht negativ zu beeinflussen. 1920 wurde schließlich die gesamte Sinfonie in Dresden mit dem Dresdner Philharmonischen Orchester aufgeführt. Während einer Schreibblockade traf sie eine für ihr Umfeld überraschende Entscheidung und heiratete am 14. September 1921 Ottomar Ritter von Lumbe, den Bruder ihrer Freundin Rosa von Lumbe. Das Paar zog nach München, wo Pejačević ihr erstes Kind, Theodor von Lumbe zur Welt brachte. Noch im Wochenbett starb sie am 5. März 1923 in einer Münchner Frauenklinik an einer Sepsis. Zunächst wurde Pejačević in München begraben, aber zwei Monate später in ein unauffälliges Einzelgrab (und nicht ins Familiengrab) in Našice umgebettet.

Nach ihrem Tod geriet Pejačević in Vergessenheit, bis die kroatische Musikwissenschaftlerin Koraljka Kos 1982 eine Biografie über sie schrieb. Seitdem genießt sie in Kroatien Kultstatus. Es gibt einen Film über sie, ein Parfum und einen Sekt, die beide ihren Namen tragen. Insgesamt hinterließ Pejačević 56 Werke, die aktuell aufgeführt werden und mittlerweile auch auf CD erhältlich sind. Das Schloss Pejačević in Našice ist heute ein Museum, in dem auch der Komponistin gedacht wird.

Quellen

Literatur


Dora Pejačević im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks