Alfred Jerger

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Alfred Jerger, 1927
Daten zur Person
Personenname Jerger, Alfred
Abweichende Namensform Wendelin, Alois
Titel
Geschlecht männlich
PageID 19261
GND 132076047
Wikidata Q2645221
Geburtsdatum 9. Juni 1889
Geburtsort Brünn, Mähren
Sterbedatum 18. November 1976
Sterbeort Wien
Beruf Opernsänger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 11.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 46
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Alfred Jerger.jpg
Bildunterschrift Alfred Jerger, 1927
  • 2., Große Mohrengasse 9 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Wiener Ehrenmedaille (Verleihung: 22. Mai 1959, Übernahme: 8. Juni 1959)


Alfred Jerger, * 9. Juni 1889 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 18. November 1976 Wien 2., Große Mohrengasse 9 (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder; Zentralfriedhof), Opernsänger (Bassbariton), Kapellmeister.

Biografie

Alfred Jerger wirkte von 1912 bis 1913 als Operettenkapellmeister in Passau. Ab 1913 war er am Stadttheater Zürich als Sänger und Schauspieler tätig, und wirkte u. a. 1917 bei der Uraufführung von Ferruccio Busonis "Turandot" mit. Ab 1919 wurde er an der Münchner Staatsoper engagiert und war u.a. in den Uraufführungen in Franz Schrekers "Das Spielwerk und die Prinzessin" und in Walter Braunfels "Die Vögel" zu hören. 1921 debütierte Jerger an der Wiener Staatsoper und war von 1922 bis 1960 Mitglied des Ensembles. Er feierte besonders in Mozart- und Strauss-Opern Erfolge, doch gehörten auch Hans Sachs, Holländer und Wotan in Wagner-Opern zu seinen Hauptrollen. Auch bei den Uraufführungen in Egon Wellesz' "Die Bacchantinnen" (1931) und Franz Salmhofers "Dame im Traum" (1935) sowie in den Operretten "Die drei Musketiere" (1929) von Ralph Benatzky und "Die Blume von Hawaii" (1931) von Paul Abraham wirkte er mit.

Jerger gastierte weltweit an verschiedenen Opernbühnen und arbeitete auch als Regisseur. Außerdem veröffentlichte er einige textliche Neubearbeitungen (darunter "Fledermaus" [1938], "Don Pasquale" [1940] und "Eine Nacht in Venedig" [1949]). 1943 unterrichtete Jerger am Wiener Konservatorium, 1947-1949 fungierte er als Leiter der Opernschule des Konservatoriums. Für kurze Zeit wurde er 1945 vom Ensemble zum Staatsoperndirektor bestellt. 1959 erhielt er die Ehrenmedaille der Stadt Wien.

Alfred Jerger übernahm bei der Wiener Erstaufführung in der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek (1928) die Rolle des Johnny. Die damalige Auslegung der Figur brachte zeittypische Stereotype und Klischees von afroamerikanischen Jazzgeigern auf die Opernbühne. Dabei übernahmen weiße Darsteller – so auch Jerger – die Rolle des Jazzgeigers, die dunkel geschminkt auftraten („Blackfacing“).

Der geschminkte Alfred Jerger („Blackfacing“) bei der Wiener Erstaufführung der Jazzoper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek, 1928.

Während der NS-Zeit wurde die Oper verboten und galt als „entartete Musik“. 1938 wurde die verzerrte Karikatur des afroamerikanischen Jazzmusikers mit dem Saxophon, die „Johnny“ darstellten sollte, für die Düsseldorfer NS-Propaganda-Ausstellung „Entartete Musik“ als Sujet verwendet.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Fichna: „Die Überfahrt beginnt“: Schwarze Körper und Amerikanismus in Ernst Kreneks Zeitoper „Jonny spielt auf“. In: Leibhaftige Moderne. Körper in Kunst und Massenmedien 1918 bis 1933. Hg. Michael Cowan / Kai Marcel Sicks. Bielefeld: Transcript 2005, S. 292–304
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier d. Wiener Staatsoper 1969, S. 125 f.
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
  • Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Hrsg. von Herbert A. Frenzel [u.a.]. Berlin: de Gruyter 1956
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905-1958
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau 1946 - lfd./ 32 (1977), S. 37
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 08.06.1964
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 07.06.1969
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 07.06.1974

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