Oper

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Objektbezug Theater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.02.2023 durch WIEN1.lanm08pil

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Oper.

1) Musikgattung

Die als neue repräsentative Kunstform 1594 in Italien entstandene Oper wurde bald (1626) auch in Wien heimisch, wobei am Beginn Schaustücke mit Musik und Ballett standen. Die eigentliche Pflege der Oper begann unter Ferdinand III., als Claudio Monteverdi 1641 die Wiener Fassung seiner Oper „II ritorno d'Ulisse" vorlegte. Die bedeutendsten venezianischen Opernkomponisten (neben Monteverdi auch Pietro Francesco Cavalli, Antonio Bertali, Antonio Caldara und Antonio Draghi) schufen Werke für Wien; auch die Barockkaiser (Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. und Karl VI.) komponierten Opern. Den Höhepunkt bildete die Aufführung der Oper „II pomo d'oro" von Marcantonio Cesti (1667), des vollendeten Typus der barocken Festoper. Neben die Italiener trat als heimischer Meister Johann Joseph Fux, der größte Opernkomponist des Österreichischen Spätbarock (Costanza e fortezza, 1723). Nach 1760 kam es zu einer Reform der italienisch dominierten Oper durch Christoph Willibald Gluck, der äußeren Prunk durch Dramatik und Leidenschaften ersetzte; er löste die Oper aus der erstarrten Tradition, gab ihr neue Impulse und setzte sich auch mit der französischen opera comique auseinander. Die bürgerliche Opernpflege begann im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, wobei sich das Wiener Singspiel vor dem und unabhängig vom deutschen Singspiel auf der Wiener Volksbühne entwickelte; Emanuel Schikaneder pflegte es auf seinen Bühnen als Zaubersingspiel; die Tradition des Singspiels lebte in der Operette weiter. Die Typik des italienischen Musiktheaters wurde von Wolfgang Amadeus Mozart überwunden, dessen Opern bis heute einen festen Platz auf den Spielplänen behalten haben. Auf dem Boden der „Wiener Klassik" entstand Ludwig van Beethovens einzige Oper (Fidelio, Uraufführung 1805). Das frühe 19. Jahrhundert war unter anderem geprägt durch einen Kampf zwischen italienischer und deutscher Oper (beospielsweise von Carl Maria von Weber [Freischütz, Euryanthe] einerseits und Opern von Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti andererseits). Entscheidende Leistungen für die deutschsprachige Opernentwicklung fallen in die Zeit des Biedermeier (neben Weber Konradin Kreutzer [Nachtlager von Granada, 1834], Albert Lortzing, Franz Schubert, Adalbert Gyrowetz und andere). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auch Opernhäuser in Linz (1803), Klagenfurt (1811) und Innsbruck (1846). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich neben den italienischen und deutschen Opern auch französische Opern der leichten oder auch großen, historischen Spielart (beispielsweise „Fra Diavolo" von Auber, „Der Postillon von Lonjumeau" von Adam und „Die Jüdin" von Halévy) durchsetzen. Musikalisch beherrschten auf dem Gebiet der Oper das spätere 19. Jahrhundert (auch im Wiener Musikleben) die beiden großen Opernkomponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner, der eine neue Form der Oper schuf („Tannhäuser", Erstaufführung 1857 im Neulerchenfelder Thaliatheater; zahlreiche andere seiner Opern folgten und wurden teilweise von ihm persönlich vorbereitet). Die Operkomponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts standen in der Nachfolge der Romantik und Wagners (beispielsweise Wilhelm Kienzl [Evangelimann], Hugo Wolf [Der Corregidor], Franz Schmidt [Notre Dame], Franz Schreker [Die Gezeichneten], Karl Goldmark [Königin von Saba]). Um diese Zeit erlebte auch die italienische Oper eine Blütezeit (neben Verdi unter anderem Giacomo Puccini) und die meisten Opern dieser Komponisten wurden bald nach der italienischen Uraufführung oder Erstaufführung auch in Wien aufgeführt. Die Ära Gustav Mahlers an der Hofoper gilt als „goldene Zeit" des Wiener Opernlebens. Die Opern von Richard Strauss spielen teilweise im Wiener Milieu. Das bahnbrechendste Werk modernen Opernschaffens war Alban Bergs „Wozzeck" (1925); ihm folgten Krenek (Orpheus und Eurydike, 1923; Jonny spielt auf, 1927; Leben des Orest, 1931), Arnold Schönberg (Erwartung, 1924; Die glückliche Hand, 1924), Josef Matthias Hauer (Die schwarze Spinne, Uraufführung erst 1966), Gottfried von Einem (Dantons Tod, 1947; Der Prozess, 1953) und Egon Wellesz.

2) Aufführungsstätten

Opernhäuser (Staatsoper); Hohe Warte, Prater.

3) Verkehrsflächen und Wohnhausanlagenbenennungen (Auswahl)

Nach Opernkomponisten:
Alban-Berg-Weg, Beethoven ..., Bittnergasse, Franz-Schreker-Gasse, Gluckgasse, Haydngasse, Haydnhof, Korngoldgasse, Lortzinggasse, Mozartplatz, Puccinigasse, Richard-Strauss-Hof, Richard-Strauss-Straße, Richard-Wagner-Platz, Rossinigasse, Schönbergplatz, Schrekergasse, Wilhelm-Kienzl-Park.
Nach Opern:
Aidagasse, Meistersingerstraße (heute Mahlerstraße), Nabuccogasse, Othellogasse, Rigolettogasse, Traviatagasse.
Nach Operngestalten (teilweise gleichnamige Sagengestalten):
Alberichgasse, Lohengrinstraße, Oktaviangasse (Rosenkavalier), Paminagasse, Papagenogasse, Siegfriedgasse, Taminoweg, Tannhäuserplatz; vergleiche auch Nibelungenviertel.

Literatur

  • Andrea Seebohm [Hg.]: Die Wiener Oper. 350 Jahre Glanz und Tradition. Wien: Ueberreuter 1986
  • Marcel Prawy: Die Wiener Oper. Geschichte und Geschichten. Wien / München [u.a.]: Molden ²1969
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1958, S. 809 f., S. 847 ff. (Aufführungen)
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995, S. 850 (Auflistung österreichischer Opernkomponisten und jener ihrer Werke, die häufig auf dem Spielplan stehen)