Adolf Luser-Verlag

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 27. November 1922
Datum bis 1949
Benannt nach Adolf Luser
Prominente Personen
PageID 71606
GND 1149197161
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 8.07.2022 durch WIEN1.lanm09lue
  • 8., Fuhrmanngasse 18a
  • Eckardt-Verlag Adolf Luser
  • Wiener Verlagsges.m.b.H.

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48° 12' 42.62" N, 16° 20' 53.01" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1933/34 waren völkisch-national ausgerichtete Verlage in Österreich zumindest der Zahl, wenn nicht auch der Bedeutung nach, in der Mehrzahl. Bei keinem dieser Verlage (Verlag "Das Bergland-Buch", Augarten-Verlag, S. L. Gerstel Verlag, Krystall-Verlag usw.) lag das Naheverhältnis zum Nationalsozialismus, zur (illegalen) NS-Bewegung in Österreich so klar auf der Hand wie beim Adolf Luser Verlag.

Der Adolf Luser Verlag (bzw. Eckart-Verlag Adolf Luser) entstand aus dem völkisch-nationalen Dunstkreis des 1880 gegründeten "Deutschen Schulvereins Wien bzw. Südmark" und wurde zu einer Heimstätte für "südostdeutsche Dichter der Gegenwart". Der am 8. Oktober 1886 in Mährisch-Lotschnau geborene Adolf Luser war als Gesellschafter und Geschäftsführer der Buchhandlung der OHG "Deutscher Schulverein und Gesellschaft" in Wien 8., Fuhrmanngasse 18a tätig, die am 27.11.1922 ihre Konzession erhielt. Der Firmenname lautete "Eckart Verlag und Eckart-Buchhandlung". Im September 1925 wandte sich Luser an die Standesvertretung, um seine Firma inkorporieren zu lassen. Dies stellte zugleich den ersten Schritt in Richtung handelsgerichtlicher Protokollierung dar. Gleichzeitig legte die OHG Deutscher Schulverein und Gesellschaft ihre Konzession zugunsten Adolf Lusers zurück. Vor der Protokollierung baute Luser sein Geschäftsimperium aus: er übernahm die Druckerei Werthner, Schuster & Co. A.G. in Wien. Die 1925 neubestellten Vorstandsmitglieder dieser Firma deuten auf die ideologische Ausrichtung hin: Verleger Adolf Luser persönlich, der Schriftsteller Erich August Mayer, Annemarie Luser, Alexander Schilling (Verfasser einer Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung in Österreich, mit Anhang: "Hitler in Österreich", 1933) und Marie Katzer. 1928 trat Karl Maria Grimme, 1934 der nationale Schriftsteller Erwin Stranik, 1935 Alfred Luser in den Vorstand.

Lusers Verlag und Buchhandlung wurde schließlich am 22. Juni 1926 ins Wiener Handelsregister eingetragen. Als Einzelprokuristin scheint Marie Katzer auf.

Der Adler

Im Jahre 1933 kam es in Wien zu einer Unzahl von Zeitungsneugründungen und -neuerscheinungen nationaler bzw. nationalsozialistischer Provenienz. Sie mussten alle ihr Erscheinen entweder aus politischen oder finanziellen Gründen allerdings bald wieder einstellen. Am 7. Juli 1933 erschien z. B. erstmals die Tageszeitung "Der Adler. Unabhängiges Tagblatt für bodenständige Politik und Kultur". Eigentümer, Herausgeber und Verleger war Adolf Luser. Verantwortlicher Schriftleiter war Hans Proßnitz, und der Satz stammte von der Werthner, Schuster & Co. A.G. Hinter dieser Zeitung stand nominell der "Eckart-Verlag".

Die Luser-Zeitung erlebte ganze 19 Folgen und wurde am 26. Juli mit einer "Extra-Ausgabe" eingestellt. Der Umfang schwankte zwischen vier und 16-20 Seiten (Sonntagsausgabe). Das Blatt verstand sich nuanciert als "allgemeinnational" und nicht als nationalsozialistisch. Es war jedenfalls bemüht, sich verbal von der übrigen NS-Presse zu distanzieren und sah sich als "ein deutsches, nationalgerichtetes arisch bodenständiges Blatt".

Einige Wochen nach Einstellen des Adlers trat Luser neuerlich als Zeitungsherausgeber hervor. Diesmal hieß das Blatt einfach "Ostmark. Unabhängiges Tagblatt für Politik und Kultur". Das Blatt erschien nur vom 1. bis 30. September 1933.

Etwa zwei Jahre später war Luser auf dem österreichischen Zeitschriftenmarkt wieder aktiv: ab November 1935 erschien "Lebendige Dichtung. Österreichische Monatshefte für Deutsches Schrifttum im Adolf Luser Verlag". Im September 1936 stellte Lebendige Dichtung ihr Erscheinen ein.

Die zweite wesentliche Veränderung im Handelsregister erfolgte nach der Ersteintragung 1926 erst im Jahre 1937: am 3. Dezember wurde der Firmenwortlaut offiziell in "Adolf Luser Verlag" umgeändert.

Unmittelbar nach dem "Anschluss" bekam der Verlag einen neuen Inhaber: Am 5. Juli 1938 wurde der bisherige Inhaber Adolf Luser aus dem Handelsregister gelöscht; dafür- wurden ein gewisser Karl Konrad Bauer (NSDAP-Mitglied seit 1931) als neuer Besitzer sowie Josef Walter Pollak und Franz Schlögel als Einzelprokuristen eingetragen.

Der ehemalige Adolf Luser Verlag und die nunmehrige Wiener Verlagsgesellschaft m.b.H. genossen nach Ausbruch des Weltkriegs eine gewisse Sonderstellung. Im Herbst 1939 galt der Adolf Luser Verlag über Ansuchen des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda als "W-Betrieb", als einer, der kriegswirtschaftlich wichtig war und daher bei Materiallieferungen bevorzugt zu behandeln sei. Die Firma wurde allerdings im selben Jahr als "W-Betrieb"wieder gestrichen. 1941 wurde Ernst Sopper Geschäftsführer.

Im Frühjahr 1945 wurde der "Wiener Verlag" durch Fliegerangriffe sehr stark beschädigt. Unmittelbar nach Kriegsende kam die Firma "Wiener Verlagsgesellschaft Ernst Sopper und Karl Bauer" unter öffentliche Verwaltung.

1949 ging der ehemalige Luser und nunmehrige "Wiener Verlag" an die Druck- und Verlagsanstalt "Vorwärts" A.G. Seit 1970 figuriert der C. Bertelsmann Verlag für Österreich als Gesellschafter.

Literatur