Zucht- und Arbeitshaus (2)
Zucht- und Arbeitshaus (2, Leopoldsgasse-Krummbaumgasse-Haidgasse-Im Werd [heute Karmelitermarkt]; „k. k. niederösterreichisches Provinzial-Strafhaus").
Drei in der 1670 aufgehobenen Judenstadt (2, Leopoldstadt) gegen die "Haide" zu gelegene Häuser wurden über Auftrag Leopolds I. 1671-1673 zu einem Gebäude vereinigt, in dem eine Kapelle zu Ehren des heiligen Antonius errichtet wurde.
Das Haus wurde zur "Verbesserung der Sitten und Verminderung des Bettels" als Arbeits- oder Zuchthaus eingerichtet. Nach diesem Zuchthaus erhielt die Gasse, von der aus man das Gebäude betrat, den Namen Zuchthausgasse (später Leopoldsgasse).
Als 1713 die Pest ausbrach, wurde das Gebäude in ein Lazarett umgewandelt, dann jedoch wieder als Zuchthaus reaktiviert. Hier konnten auch Eltern ihre ungeratenen Kinder zwecks Verabreichung eines kräftigen Denkzettels fallweise dem Büttel vorführen. Unter Franz I. erhielt das Zuchthaus den Namen "k. k. niederösterreichisches Provinzial-Strafhaus", nachdem schon zuvor dort nur Sträflinge untergebracht worden waren.
Später entstand hier ein Spital; 1888 wurde das Gebäude demoliert.
Literatur
- Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 102 ff.
- Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 115
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 74 ff.
- Karl Weiß: Geschichte der öfentlichen Anstalten für die Armenversorgung in Wien. 1867, S. 148 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 40 f.