Wolfgang Lazius: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 44: Zeile 44:
 
Die Bedeutung Lazuis' liegt jedoch jenseits seiner Lehr- und Repräsentationstätigkeit auf seinen Forschungen zur österreichischen Geschichte und Geographie. Sein Lebenswerk hat er in Handschriften hinterlassen. Die Veröffentlichungen setzten mit der "Vienna Austriae" (Basel 1546) ein, dann folgten weitere zur antiken Geschichte, Numismatik, Epigraphik, Genealogie und Geographie. Als Gelehrter, Arzt, Sammler, aber auch durch seine öffentlichen Funktionen wurde Lazius zu einer Zentralfigur des Wiener Kulturlebens. Sein größter Gönner, König [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]], ernannt ihn zum Leibarzt, Rat, Hofhistoriographen und Leiter seiner Antiquitäten- und Münzsammlungen. 1546 wurde Lazius geadelt, auch von der Stadt Wien geehrt und gefördert. Enge archäologische Kontakte hatte er zum Bruder seiner Mutter Ottilie, [[Hermes Schallautzer]], der ab etwa 1530 den Bau der Wiener Befestigungsanlagen leitete. Schallautzer nahm seinen Neffen oft auf die Bau- und Arbeitsplätze mit und förderte seine Liebe für die Altertumsforschung.
 
Die Bedeutung Lazuis' liegt jedoch jenseits seiner Lehr- und Repräsentationstätigkeit auf seinen Forschungen zur österreichischen Geschichte und Geographie. Sein Lebenswerk hat er in Handschriften hinterlassen. Die Veröffentlichungen setzten mit der "Vienna Austriae" (Basel 1546) ein, dann folgten weitere zur antiken Geschichte, Numismatik, Epigraphik, Genealogie und Geographie. Als Gelehrter, Arzt, Sammler, aber auch durch seine öffentlichen Funktionen wurde Lazius zu einer Zentralfigur des Wiener Kulturlebens. Sein größter Gönner, König [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]], ernannt ihn zum Leibarzt, Rat, Hofhistoriographen und Leiter seiner Antiquitäten- und Münzsammlungen. 1546 wurde Lazius geadelt, auch von der Stadt Wien geehrt und gefördert. Enge archäologische Kontakte hatte er zum Bruder seiner Mutter Ottilie, [[Hermes Schallautzer]], der ab etwa 1530 den Bau der Wiener Befestigungsanlagen leitete. Schallautzer nahm seinen Neffen oft auf die Bau- und Arbeitsplätze mit und förderte seine Liebe für die Altertumsforschung.
  
Die "Vienna Austriae" wurde trotz manch fragwürdiger Details die Grundlage weiterer stadthistorischer Forschungen. Das vierbändige Werk enthält unter anderem (im dritten Band, Kapitel 6 "De Magistratu urbano Viennae"/"Von der StadtObrigkait zu Wienn") ein topographisches Verzeichnis wichtiger Gebäude sowie von Straßen, Gassen und Plätze. Für seine Verbreitung entscheidend wurde erst die 1619 vom Rektor der Bürgerschule zu St. Stephan, [[Heinrich Abermann]], publizierte (leicht überarbeitete und fortgeführte) deutsche Übersetzung, die durch M. Caspar Maurers "Chronica Wiennensis" (1662) plagiiert wurde.
+
Die "Vienna Austriae" wurde trotz manch fragwürdiger Details die Grundlage weiterer stadthistorischer Forschungen und kann als Prototypus des Genres einer Historischen [[Topographie (Ortsbeschreibung)|Topographie]] für Wien gelten. Das vierbändige Werk enthält unter anderem (im dritten Band, Kapitel 6 "De Magistratu urbano Viennae"/"Von der StadtObrigkait zu Wienn") ein topographisches Verzeichnis wichtiger Gebäude sowie von Straßen, Gassen und Plätze. Für seine Verbreitung entscheidend wurde erst die 1619 vom Rektor der Bürgerschule zu St. Stephan, [[Heinrich Abermann]], publizierte (leicht überarbeitete und fortgeführte) deutsche Übersetzung, die durch M. Caspar Maurers "Chronica Wiennensis" (1662) plagiiert wurde.
  
 
Lazius entdeckte auch einige Handschriften, wie die steirische Reimchronik. Er litt an Gicht- und Steinleiden und starb im Alter von 51 Jahren, am 19. Juni 1565. Sein Leichnam wurde in der [[Peterskirche]] beigesetzt, wo sich auch sein Grabmal befindet.  
 
Lazius entdeckte auch einige Handschriften, wie die steirische Reimchronik. Er litt an Gicht- und Steinleiden und starb im Alter von 51 Jahren, am 19. Juni 1565. Sein Leichnam wurde in der [[Peterskirche]] beigesetzt, wo sich auch sein Grabmal befindet.  
Zeile 59: Zeile 59:
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Petra Svatek: Wolfgang Lazius. Leben und Werke eines Wiener Gelehrten des 16. Jahrhunderts. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2006, S. 1-22
+
* Petra Svatek: Wolfgang Lazius. Leben und Werke eines Wiener Gelehrten des 16. Jahrhunderts. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2006, S. 1-22
*Petra Svatek: Wolfgang Lazius als Kartograph. Eine Analyse seiner Karten in Bezug auf die Werke anderer Kartenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts. Diss. Universität Wien 2005
+
* Petra Svatek: Wolfgang Lazius als Kartograph. Eine Analyse seiner Karten in Bezug auf die Werke anderer Kartenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts. Diss. Universität Wien 2005
*Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 46-49
+
* Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 46-49
*Max Kratochwill: Wolfgang Lazius. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 20, 1965, S. 449 ff.  
+
* Österreich auf alten Karten und Ansichten und Ansichten. Ausstellung der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Hrsg.von Franz Wawrik und Elisabeth Zeilinger. Graz: ADEVA 1989, S. 302 f.
*Joseph Aschbach: Die Wiener Universität und ihre Gelehrten. Wien: A. Hölder 1888 (= Geschichte der Wiener Universität, Bd. 3), S. 204 ff.  
+
* Max Kratochwill: Wolfgang Lazius. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 20, 1965, S. 449 ff.  
*Michael Mayr: Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber Österreichs. Innsbruck: Wagner 1894
+
* Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 85 f., 111
*Heinrich Fichtenau: Wolfgang Lazius und das älteste Wiener Stadtrecht. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 5 (1950), S. 31 ff.
+
* Heinrich Fichtenau: Wolfgang Lazius und das älteste Wiener Stadtrecht. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 5 (1950), S. 31 ff.
*Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 85 f., 111
+
* Michael Mayr: Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber Österreichs. Innsbruck: Wagner 1894
*Österreich auf alten Karten und Ansichten und Ansichten. Ausstellung der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Hrsg.von Franz Wawrik und Elisabeth Zeilinger. Graz: ADEVA 1989, S. 302 f.
+
* Joseph Aschbach: Die Wiener Universität und ihre Gelehrten. Wien: A. Hölder 1888 (= Geschichte der Wiener Universität, Bd. 3), S. 204 ff.  
 +
* [http://data.onb.ac.at/dtl/3221423 ÖNB: Max Vancsa: Quellen und Geschichtsschreibung. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Bd. 4. Wien: Holzhausen 1911, S. 1–108, hier 5–16]
  
 
==Links==
 
==Links==

Version vom 7. November 2019, 14:38 Uhr

Daten zur Person
Personenname Lazius, Wolfgang
Abweichende Namensform Laz, Wolfgang
Titel Dr. med., Univ. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 29484
GND 118726870
Wikidata
Geburtsdatum 31. Oktober 1514 JL
Geburtsort Wien
Sterbedatum 19. Juni 1565 JL
Sterbeort Wien
Beruf Arzt, Historiograph, Humanist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2019 durch DYN.tantner
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Peterskirche
  • 1., Lazenhof 1 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Rektor der Universität Wien (1546)
  • Rektor der Universität Wien (1560)

  • 1. Gattin Anna StronsdorferDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Elisabeth AmassöderDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Wolfgang Lazius, * 31. Oktober 1514 Stadt 500 (Lazenhof; 1, Lazenhof 1), † 19. Juni 1565 Stadt 500, Humanist, Arzt, Historiograph.

Biografie

Lazius absolvierte Studien auf den Gebieten der Künste und der Medizin (Dr. med. Univ. 1538 Ingolstadt), doch wurde der Doktorgrad von der Universität Wien nicht anerkannt. Lazius wirkte zunächst in der Wiener Neustadt, unterrichtete dann an der Artistenfakultät und war Militärarzt in Ungarn. Schließlich erlangte er doch eine Professur an der medizinischen Fakultät der Universität Wien (1546; 1560 Rektor, 1563 Superintendent). Er las humanistische und medizinische Kollegien und machte anatomische Demonstrationen.

Die Bedeutung Lazuis' liegt jedoch jenseits seiner Lehr- und Repräsentationstätigkeit auf seinen Forschungen zur österreichischen Geschichte und Geographie. Sein Lebenswerk hat er in Handschriften hinterlassen. Die Veröffentlichungen setzten mit der "Vienna Austriae" (Basel 1546) ein, dann folgten weitere zur antiken Geschichte, Numismatik, Epigraphik, Genealogie und Geographie. Als Gelehrter, Arzt, Sammler, aber auch durch seine öffentlichen Funktionen wurde Lazius zu einer Zentralfigur des Wiener Kulturlebens. Sein größter Gönner, König Ferdinand I., ernannt ihn zum Leibarzt, Rat, Hofhistoriographen und Leiter seiner Antiquitäten- und Münzsammlungen. 1546 wurde Lazius geadelt, auch von der Stadt Wien geehrt und gefördert. Enge archäologische Kontakte hatte er zum Bruder seiner Mutter Ottilie, Hermes Schallautzer, der ab etwa 1530 den Bau der Wiener Befestigungsanlagen leitete. Schallautzer nahm seinen Neffen oft auf die Bau- und Arbeitsplätze mit und förderte seine Liebe für die Altertumsforschung.

Die "Vienna Austriae" wurde trotz manch fragwürdiger Details die Grundlage weiterer stadthistorischer Forschungen und kann als Prototypus des Genres einer Historischen Topographie für Wien gelten. Das vierbändige Werk enthält unter anderem (im dritten Band, Kapitel 6 "De Magistratu urbano Viennae"/"Von der StadtObrigkait zu Wienn") ein topographisches Verzeichnis wichtiger Gebäude sowie von Straßen, Gassen und Plätze. Für seine Verbreitung entscheidend wurde erst die 1619 vom Rektor der Bürgerschule zu St. Stephan, Heinrich Abermann, publizierte (leicht überarbeitete und fortgeführte) deutsche Übersetzung, die durch M. Caspar Maurers "Chronica Wiennensis" (1662) plagiiert wurde.

Lazius entdeckte auch einige Handschriften, wie die steirische Reimchronik. Er litt an Gicht- und Steinleiden und starb im Alter von 51 Jahren, am 19. Juni 1565. Sein Leichnam wurde in der Peterskirche beigesetzt, wo sich auch sein Grabmal befindet.


Werke: Ausgaben von "Vienna Austriae"

  • Wolfgang Lazius / Heinrich Abermann: Historische Beschreibung der Weitberümbten, Kayserlichen Hauptstatt Wienn In Österreich, darin derselben vrsprung Adel, Obrigkait, vnd geschlächter außführlich erklärt werden : Vor diesem Durch Wolffgang Lazium Phil: vnd Med: Doctorn zu Wienn in Latein verfasst: AnJetzo aber Männiglich zugefallen in Vnser Teütsche sprach vertirt, mitt etlichen Annotationibus vnd Erklärungen deren Monumenten vnnd viler schwären wörtter, auch andern schönen Historiē gemehrt Durch M. Heinricum Abermann, der Löblichen Burgerschuell bey St. Stephan daselbst Rectorn. Wien: In Verlegung gemainer Statt Wienn 1619, ÖNB: Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4


Literatur

  • Petra Svatek: Wolfgang Lazius. Leben und Werke eines Wiener Gelehrten des 16. Jahrhunderts. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2006, S. 1-22
  • Petra Svatek: Wolfgang Lazius als Kartograph. Eine Analyse seiner Karten in Bezug auf die Werke anderer Kartenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts. Diss. Universität Wien 2005
  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 46-49
  • Österreich auf alten Karten und Ansichten und Ansichten. Ausstellung der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Hrsg.von Franz Wawrik und Elisabeth Zeilinger. Graz: ADEVA 1989, S. 302 f.
  • Max Kratochwill: Wolfgang Lazius. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 20, 1965, S. 449 ff.
  • Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 85 f., 111
  • Heinrich Fichtenau: Wolfgang Lazius und das älteste Wiener Stadtrecht. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. 5 (1950), S. 31 ff.
  • Michael Mayr: Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber Österreichs. Innsbruck: Wagner 1894
  • Joseph Aschbach: Die Wiener Universität und ihre Gelehrten. Wien: A. Hölder 1888 (= Geschichte der Wiener Universität, Bd. 3), S. 204 ff.
  • ÖNB: Max Vancsa: Quellen und Geschichtsschreibung. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Bd. 4. Wien: Holzhausen 1911, S. 1–108, hier 5–16

Links