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Wilhelm Reich (Pseudonym Ernst Parell), * 24. März 1897 Dobzau (Dobrzanica), † 3. November 1957 Lewisburg, USA, Arzt, Psychoanalytiker, Sexualforscher.
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== Biografie ==
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Wilhelm Reich stammte aus der Bukowina (Österreich-Ungarn), wo seine Eltern Léon Reich (1868–1914) und Eglaia Reich (geborene Blum, 1875–1910) ein Landgut bewirtschafteten. Auf den ersten Seiten seiner Autobiografie beschrieb Reich, wie seine Familie ihr Jüdischsein lebte – in Abgrenzung zur umgebenden Orthodoxie und zum Jiddischen, jedoch in Achtung der familiären Tradition und unter Einhaltung der zentralen Regeln. Reich und sein jüngerer Bruder Robert (1900–1926) wurden zunächst durch Privatlehrer unterrichtet und besuchten später das Gymnasium der Provinzhauptstadt Czernowitz. Ihre Kindheit und Jugend war von tragischen Ereignissen überschattet. Im Alter von zwölf Jahren erlebte Wilhelm Reich den Selbstmord seiner Mutter, in dessen Vorgeschichte er sich verstrickt sah. Fünf Jahre später, im Mai 1914, starb sein Vater an Tuberkulose. Reich hatte nun die Leitung des Gutes zu übernehmen. Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Weltkrieges]] meldete er sich freiwillig und legte zuvor ein Notabitur ab. Ende August 1918 begann er in Wien vorerst ein Jus-Studium, wechselte aber bald auf die medizinische Fakultät.
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Reich wurde 1922 zum Dr. med. promoviert. Im selben Jahr heiratete er die Psychoanalytikerin [[Annie Reich]]. Aus der Ehe gingen die zwei Töchter Eva Reich, die Ärztin wurde, und Lore Reich Rubin, die ebenfalls Psychoanalytikerin wurde, hervor.  Bereits 1920 war er, noch als Student, Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) geworden, nachdem er außeruniversitär [[Sigmund Freud]] kennengelernt hatte. Als Mediziner arbeitete Wilhelm Reich vorerst an der Psychiatrischen Klinik Julius Wagner-Jaureggs unter Paul Schilder und begann zugleich als Psychoanalytiker zu praktizieren. Er wurde Mitarbeiter und bald stellvertretender Direktor des nach Berliner Vorbild begründeten psychoanalytischen Ambulatoriums. Ab 1924 leitete er das Technische Seminar, in dessen Zentrum negative Übertragung und Widerstandsanalyse standen – daraus entwickelte sich Reichs Charakteranalyse (1933). Gleichzeitig bemühte er sich um die theoretische Verbindung von Psychoanalyse und Marxismus und wurde einer der Begründer des sogenannten Freudomarxismus.
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Seit den Ereignissen, die der Wiener [[Julidemonstration]] vom 15. Juli 1927 folgten, betätigte Reich sich auch offen politisch. Er trat in die [[SPÖ]] ein und gründete mit seiner Frau Annie, [[Marie Pappenheim|Marie Frischauf]], [[Anny Angel-Katan|Anny Angel]] und anderen Ärzten die "Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung", die kostenlos Sprechstunden für Mittellose anbot. Im Wiener Münster-Verlag, den der Wiener Chemiker und Geheimagent der Sowjetunion Arnold Deutsch unterhielt, erschienen 1930 Reichs populäre Aufklärungsschriften "Sexualerregung und Sexualbefriedigung" und "Geschlechtsreife, Enthaltsamkeit, Ehemoral". Weil Reich innerhalb der SPÖ die der KPÖ ideologisch nahestehende Gruppe "Komitee Revolutionärer Sozialdemokraten" ins Leben gerufen hatte, wurde er im Jänner 1930 aus der SPÖ ausgeschlossen. Nach seinem Umzug nach Berlin im Herbst 1930, gemeinsam mit seiner Frau und seinen Töchtern, trat Reich der KPD bei. Seine sexualpolitischen Aktivitäten ("Sexpol") wurden hier anfangs geduldet, weil sie der Partei sonst nicht erreichbare Jugendliche zuführte. Bald stießen sie aber auf Ablehnung durch die Parteiführung. Als Wilhelm Reich im Herbst 1933 seine Analyse des Siegs des [[Nationalsozialismus]] über die Linke ("Die Massenpsychologie des Faschismus", 1933) im Eigenverlag publizierte, wurde er auch aus der – bereits verbotenen – KPD ausgeschlossen.
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Kurz darauf schloss man Reich zudem aufgrund eines seit Jahren schwelenden, grundsätzlichen theoretischen Konflikts mit Sigmund Freud auf dessen Betreiben – allerdings ohne Nennung und Diskussion der Gründe – 1934 aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) aus.
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1933 trennten sich Annie und Wilhelm Reich. Sofort nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte Reich nach Dänemark, während Annie mit beiden Töchtern nach Prag floh. Seine Bücher wurden verbrannt. 1934 ging er nach Norwegen, wo er daran arbeitete, seine psychologische und soziologische Theorie auszubauen und naturwissenschaftlich zu untermauern: Zum einen entwickelte er seine aus der Freud'schen Psychoanalyse entwickelte therapeutische Technik der "Charakteranalyse" zur "Vegetotherapie" weiter, indem er den gesamten Organismus – insbesondere die vegetativen Funktionen – einbezog, weshalb er später oft als "Vater der Körperpsychotherapien" bezeichnet wurde. Zum anderen forschte er mit eigenen Experimenten auf (elektro-)physiologischem, biologischem und physikalischem Gebiet und publizierte seine Erkenntnisse in "Die Bione. Zur Entstehung des vegetativen Lebens" (1938).
  
Reich, Wilhelm (Pseudonym Ernst Parell)
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Kurz vor Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] gelang Reich die Emigration in die USA, wo er die in Norwegen begonnenen Arbeiten fortsetzte und bald bekanntgab, eine meßbare "primordiale kosmische Energie", die er "Orgon" nannte, entdeckt zu haben. Er entwickelte verschiedene Geräte, denen er orgonenergetische Effekte zuschrieb, unter anderem einen Orgonakkumulator. Unter dem Antikommunismus der McCarthy-Ära, aber auch aufgrund abstruser Theorien um Regenerzeugung, "Cloudbuster" und UFOs geriet Reich zunehmend in Kritik und kam aufgrund seines Einsatzes von Orgonakkumulatoren zuerst mit der amerikanischen Gesundheitsbehörde und schließlich mit dem Gesetz in Konflikt. Ein Gericht ordnete die Vernichtung seiner Geräte und seiner sämtlichen Schriften an, was Reich nicht akzeptierte, da es sich seiner Ansicht nach um wissenschaftliche und nicht um juristische Fragen handelte. 1956 wurde der Psychoanalytiker daher zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen "Missachtung des Gerichts" verurteilt, die er im März 1957 antrat und während derer er etwa ein halbes Jahr später verstarb.
  
Reich stammte aus der Bukowina (Österr.-Ungarn), wo seine Familie ein Landgut bewirtschaftete. Seine Eltern hatten sich aus der jüdischen Tradition ihrer Vorfahren gelöst und der deutschen Kultur assimiliert, ohne jedoch einer christlichen Kirche beigetreten zu sein. Reich wurde zunächst durch Privatlehrer unterrichtet und besuchte später das Gymnasium der Provinzhauptstadt Czernowitz. Seine Jugend war von tragischen Ereignissen überschattet. Im Alter von zwölf Jahren wurde er durch den Selbstmord seiner Mutter, in dessen Vorgeschichte er sich verstrickt sah, seelisch stark traumatisiert. Fünf Jahre später, 1914, starb Reichs Vater an Tuberkulose, die er sich vermutlich in suizidaler Absicht  zugezogen hatte. Reich hatte nun die Leitung des Gutes zu übernehmen und schloss daneben seine Schulausbildung mit dem Abitur ab. Der Beginn des Weltkrieges zwang ihn zu dreieinhalb Jahren Dienst als Soldat. Anschließend ging Reich, inzwischen mittellos, nach Wien und studierte Medizin.
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Wilhelm Reichs Nachlass wurde an der Havard University Medical School aufgenommen und ist dort seit 2007 zugänglich.
  
Reich wurde 1922 zum Dr. med. promoviert. Bereits 1920 war er Mitglied der [[Wiener Psychoanalytische Vereinigung|Wiener Psychoanalytischen Vereinigung]] (WPV) geworden. Seine Karriere dort war beachtlich. Er initiierte 1922 die Einrichtung eines psychoanalytischen Ambulatoriums, wurde 1924 Leiter des (Ausbildungs-) Technischen Seminars und begründete 1927 die sogenannte charakteranalytische (Behandlungs-)Technik. Gleichzeitig bemühte er sich um die theoretische Integration von Psychoanalyse und Marxismus und wurde einer der Begründer des sog. Freudomarxismus.
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== Rezeption ==
  
Seit 1927, seit den Ereignissen um den Wiener [[Justizpalastbrand]], betätigte Reich sich auch offen politisch. Er trat in die [[SPÖ]] ein, gründete mit [[Marie Frischauf]] und anderen Ärzten die [[Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung]] und trat 1930 in die [[KPÖ]] bzw. – mit seinem Umzug nach Berlin – der KPD bei. Infolge seiner sexualpolitischen Aktivitäten („Sexpol“) und seiner Analyse des Siegs des Nationalsozialismus über die Linke ("Die Massenpsychologie des Faschismus", 1933) wurde Reich jedoch 1933 aus der KPD ausgechlossen.  
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Reichs Theorien wurden infolge seiner Stigmatisierung durch Freud und die Psychoanalytiker jahrzehntelang nicht weiter tradiert und diskutiert. Erst durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre erlangte er als Vordenker einer "Sexuellen Revolution" (so einer seiner Buchtitel) postume Bekanntheit. Seine Vision war allerdings eine ganz andere als die bloße sexuelle Liberalisierung, die in Berufung auf sein Denken begann. Auch Reichs therapeutische Konzepte wurden in den 1970ern wiederentdeckt, jedoch vielfach falsch rezipiert – ebenso wie seine "Orgonomie", die als "energetische" Lehre in esoterischen Zirkeln mit anderen Lehren amalgamiert wurde und dabei ihre Substanz verlor. Durch solche popularisierenden und integrativen Rezeptionen in politischen, esoterischen und therapietechnischen Zusammenhängen geriet Reich vollends in Vergessenheit, wobei auch der Grund für seine administrative Kaltstellung und die folgende dauerhafte Verfemung durch Freud nie klar benannt und thematisiert worden war.  
  
Kurz darauf wurde Reich, aufgrund eines seit Jahren ("Die Funktion des Orgasmus", 1927) schwelenden grundsätzlichen theoretischen Konflikts mit [[Sigmund Freud]], auf dessen Betreiben - allerdings ohne Nennung und Diskussion der Gründe - zunächst aus der Berliner, 1934 auch aus der internationalen Organisation der Psychoanalyse ausgeschlossen.
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Erst die Herausgabe seiner Schriften in den 1990er Jahren in verschiedenen Kontexten, rezente wissenschaftliche Arbeiten (unter anderem von Karl Fallend, Bernd Nitzschke, Andreas Peglau) wie auch filmische Aufarbeitungen seines Lebens – "Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?" (2009, TV-Dokumentation) und "Der Fall Wilhelm Reich" (2012, Spielfilm mit [[Klaus Maria Brandauer]] in der Titelrolle) durch den österreichischen Filmemacher Antonin Svoboda – bieten in den letzten Jahren ein differenzierteres Bild von Wilhelm Reichs Leben und Werk.
  
Sofort nach der Machtübernahme der  Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte Reich nach Dänemark. 1934 ging er nach Norwegen, wo er daran arbeitete, seine psychologische und soziologische Theorie zu auszubauen und naturwissenschaftlich zu untermauern: Zum einen entwickelte er seine aus der Freudschen Psychoanalyse entwickelte therapeutische Technik der "Charakteranalyse" weiter, indem er den gesamten Organismus insbesondere die vegetativen Funktionen – einbezog, weshalb er später oft als „Vater der Körperpsychotherapien“ bezeichnet wurde. Zum anderen forschte er mit eigenen Experimenten auf (elektro-)physiologischem, biologischem und physikalischem Gebiet.
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== Werke (Auswahl)==
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* Wilhelm Reich: Der triebhafte Charakter: eine psychoanalytische Studie zur Pathologie des Ich. Leipzig: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1925
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* Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus. Leipzig: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1927
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* Wilhelm Reich: Der sexuelle Kampf der Jugend. Berlin: Verlag für Sexualpolitik 1932
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* Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. Kopenhagen / Prag / Zürich: Verlag für Sexualpolitik 1933
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* Wilhelm Reich: Charakteranalyse. 1933 im Selbstverlage des Verfassers
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* Wilhelm Reich: Die Sexualität im Kulturkampf. Kopenhagen / Prag / Zürich: Verlag für Sexualpolitik 1936
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* Wilhelm Reich: Die Bione. Oslo / Kopenhagen / Zürich: Sex-Pol. Verlag 1938
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* Wilhelm Reich: The Function of Orgasm. New York: Orgone Institute Press 1942
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* Wilhelm Reich: The ORANUR Experiment – First Report. Published by the Wilhelm Reich Foundation 1951
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* Wilhelm Reich: People in Trouble. New York: Orgone Institute Press 1953
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* Wilhelm Reich: The Murder of Christ. New York: Orgone Institute Press 1953
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* Wilhelm Reich: Contact with Space, The ORANUR Experiment Second Report. New York: Co-Pilot Press 1957
  
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gelang Reich die Emigration in die USA, wo er die in Norwegen begonnenen Arbeiten fortsetzte und bald bekanntgab, eine meßbare "primordiale kosmische Energie", die er "Orgon" nannte, entdeckt zu haben. Er entwickelte verschiedene Geräte, denen er orgonenergetische Effekte zuschrieb, u. a. einen Orgonakkumulator. Da dieser auch zu Heilungszwecken eingesetzt wurde, kam Reich mit dem Gesetz in Konflikt. Ein Gericht ordnete die Vernichtung der Geräte und seiner sämtlichen Schriften an. Reich selbst wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, während derer er verstarb.
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== Literatur (Auswahl)==
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* Lore Reich-Rubin: Erinnerungen an eine chaotische Welt. Mein Leben als Tochter von Annie Reich und Wilhelm Reich. Gießen: Psychosozial-Verlag 2019
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* Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus. Gießen: Psychosozial-Verlag 2013
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* Christopher Turner: Adventures in the Orgasmatron. How the Sexual Revolution came to America. New York: Farrar, Straus & Giroux 2011
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* Birgit Johler [Hg.]: Wilhelm Reich Revisited. Wien: Turia + Kant 2008* Karl Fallend / Bernd Nitzschke [Hg.]: Der "Fall" Wilhelm Reich. Beiträge zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Frankfurt: Suhrkamp 1997
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* Beverly R. Placzek [Hg.]: Zeugnisse einer Freundschaft: Der Briefwechsel zwischen Wilhelm Reich und A.S. Neill 1936–1957. Frankfurt: Fischer Taschenbuch 1989
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* Karl Fallend: Wilhelm Reich in Wien. Psychoanalyse und Politik. Wien: Geyer-Edition 1988
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* Myron Sharaf: Wilhelm Reich. Der heilige Zorn des Lebendigen. Die Biografie. Berlin: Simon & Leutner 1994 (engl. Orig. 1983)
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* Bernd A. Laska: Wilhelm Reich in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1981 (aktualisierte 6. Auflage 2008)
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* Janine Chasseguet-Smirgel / Béla Grunberger: Freud oder Reich? Psychoanalyse und Illusion. Frankfurt/M. u. a.: Ullstein 1979  (franz. Orig. 1976)
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* David Boadella: Wilhelm Reich. Leben und Werk des Mannes, der in der Sexualität das Problem der modernen Gesellschaft erkannte und der Psychologie neue Wege wies. Bern / München: Scherz 1981 (engl. Orig. 1973)
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* Ilse Ollendorff-Reich: Wilhelm Reich. Das Leben des großen Psychoanalytikers und Forschers, aufgezeichnet von seiner Frau und Mitarbeiterin. München: Kindler 1975 (engl. Orig. 1969).
  
Reichs Theorien blieben infolge seiner Stigmatisierung durch Freud und die Psychoanalytiker jahrzehntelang undiskutiert. Erst durch die Studentenbewegung der 60er Jahre wurde er postum weithin bekannt, als Künder einer "Sexuellen Revolution" (so einer seiner Buchtitel). Seine Vision war allerdings eine ganz andere als die bloße Liberalisierung, die dann in den westlichen Ländern vollzogen wurde und andere Leitfiguren hervorbrachte.
 
  
Eine gleichermaßen fehlgehende Rezeption Reichs begann Ende der 1970er Jahre, als  Reichs "Orgonomie" als "energetische" Lehre in esoterischen Zirkeln mit anderen Lehren amalgamiert wurde und dabei ihre Substanz verlor. Dasselbe geschah zeitlich parallel mit Reichs therapeutischen Konzepten.
+
Literatur von und über Wilhelm Reich im Katalog der [[Wienbibliothek im Rathaus]] finden Sie [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118599097 hier].
  
Durch diese popularisierenden und integrativen Rezeptionen Reichs in politischen, esoterischen und therapietechnischen Zusammenhängen geriet vollends in Vergessenheit, dass der Grund für Freuds administrative Kaltstellung und die folgende dauerhafte Verfemung Reichs nie klar benannt und nie thematisiert worden war. Freud, der sich selbst als Aufklärer begriff, sah in Reich, der wie er aufklärerische Ziele verfolgte, seinen Antipoden. Der fundamentale Gegensatz zwischen Freud und Reich  lässt sich mit den weithin geläufigen Freudschen Begriffen Es, Ich und Über-Ich pointiert benennen. Freud faßte sein Programm in die bekannte Sentenz: „Wo Es war, soll Ich werden.“ Das Über-Ich, das er für die Grundbedingung menschlicher Kulturfähigkeit hielt, blieb unangetastet. Reich hingegen sah im Über-Ich ein Hindernis auf dem Weg zu einer aufgeklärten Kultur. In Freudscher Terminologie lautete sein Programm: „Wo Über-Ich war, soll Ich werden“. Die Bildung des Über-Ich bei der Enkulturation des Kindes sah Reich "funktionell identisch" mit der Entstehung einer psychisch und somatisch objektivierbaren "charakterlichen Panzerung", gespeist von aufgestauter "Energie" infolge "orgastischer Impotenz". Nach Reich ist das introjizierte Über-Ich, obwohl es vom Individuum als sein Ureigenstes (Identität, Werthaltungen) empfunden wird, der Inbegriff von Heteronomie, diejenige Instanz, die den wirklichen "Ausgang des Menschen aus seiner Unmündigkeit" verhindert. Reichs Konzept zur theoretischen Bestimmung und praktischen Herbeiführung genuiner Autonomie der Individuen ("charakterliche Selbststeuerung") liegt vielen seiner Schriften zugrunde, wurde aber nie monographisch ausgearbeitet.
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==Weblinks==
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reich Wikipedia: Wilhelm Reich]
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* [https://wilhelmreichmuseum.org Wilhelm-Reich-Museum]

Aktuelle Version vom 7. November 2023, 12:53 Uhr

Daten zur Person
Personenname Reich, Wilhelm
Abweichende Namensform Parell, Ernst
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 33647
GND 118599097
Wikidata Q84412
Geburtsdatum 24. März 1897
Geburtsort Dobzau (Dobrzanica)
Sterbedatum 3. November 1957
Sterbeort Lewisburg, PA, USA
Beruf Arzt, Psychoanalytiker
Parteizugehörigkeit SPÖ, KPÖ, KPD
Ereignis
Nachlass/Vorlass Countway Library, Harvard, Boston, MA, USA
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wilhelm Reich (Pseudonym Ernst Parell), * 24. März 1897 Dobzau (Dobrzanica), † 3. November 1957 Lewisburg, USA, Arzt, Psychoanalytiker, Sexualforscher.

Biografie

Wilhelm Reich stammte aus der Bukowina (Österreich-Ungarn), wo seine Eltern Léon Reich (1868–1914) und Eglaia Reich (geborene Blum, 1875–1910) ein Landgut bewirtschafteten. Auf den ersten Seiten seiner Autobiografie beschrieb Reich, wie seine Familie ihr Jüdischsein lebte – in Abgrenzung zur umgebenden Orthodoxie und zum Jiddischen, jedoch in Achtung der familiären Tradition und unter Einhaltung der zentralen Regeln. Reich und sein jüngerer Bruder Robert (1900–1926) wurden zunächst durch Privatlehrer unterrichtet und besuchten später das Gymnasium der Provinzhauptstadt Czernowitz. Ihre Kindheit und Jugend war von tragischen Ereignissen überschattet. Im Alter von zwölf Jahren erlebte Wilhelm Reich den Selbstmord seiner Mutter, in dessen Vorgeschichte er sich verstrickt sah. Fünf Jahre später, im Mai 1914, starb sein Vater an Tuberkulose. Reich hatte nun die Leitung des Gutes zu übernehmen. Zu Beginn des Weltkrieges meldete er sich freiwillig und legte zuvor ein Notabitur ab. Ende August 1918 begann er in Wien vorerst ein Jus-Studium, wechselte aber bald auf die medizinische Fakultät.

Reich wurde 1922 zum Dr. med. promoviert. Im selben Jahr heiratete er die Psychoanalytikerin Annie Reich. Aus der Ehe gingen die zwei Töchter Eva Reich, die Ärztin wurde, und Lore Reich Rubin, die ebenfalls Psychoanalytikerin wurde, hervor. Bereits 1920 war er, noch als Student, Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) geworden, nachdem er außeruniversitär Sigmund Freud kennengelernt hatte. Als Mediziner arbeitete Wilhelm Reich vorerst an der Psychiatrischen Klinik Julius Wagner-Jaureggs unter Paul Schilder und begann zugleich als Psychoanalytiker zu praktizieren. Er wurde Mitarbeiter und bald stellvertretender Direktor des nach Berliner Vorbild begründeten psychoanalytischen Ambulatoriums. Ab 1924 leitete er das Technische Seminar, in dessen Zentrum negative Übertragung und Widerstandsanalyse standen – daraus entwickelte sich Reichs Charakteranalyse (1933). Gleichzeitig bemühte er sich um die theoretische Verbindung von Psychoanalyse und Marxismus und wurde einer der Begründer des sogenannten Freudomarxismus.

Seit den Ereignissen, die der Wiener Julidemonstration vom 15. Juli 1927 folgten, betätigte Reich sich auch offen politisch. Er trat in die SPÖ ein und gründete mit seiner Frau Annie, Marie Frischauf, Anny Angel und anderen Ärzten die "Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung", die kostenlos Sprechstunden für Mittellose anbot. Im Wiener Münster-Verlag, den der Wiener Chemiker und Geheimagent der Sowjetunion Arnold Deutsch unterhielt, erschienen 1930 Reichs populäre Aufklärungsschriften "Sexualerregung und Sexualbefriedigung" und "Geschlechtsreife, Enthaltsamkeit, Ehemoral". Weil Reich innerhalb der SPÖ die der KPÖ ideologisch nahestehende Gruppe "Komitee Revolutionärer Sozialdemokraten" ins Leben gerufen hatte, wurde er im Jänner 1930 aus der SPÖ ausgeschlossen. Nach seinem Umzug nach Berlin im Herbst 1930, gemeinsam mit seiner Frau und seinen Töchtern, trat Reich der KPD bei. Seine sexualpolitischen Aktivitäten ("Sexpol") wurden hier anfangs geduldet, weil sie der Partei sonst nicht erreichbare Jugendliche zuführte. Bald stießen sie aber auf Ablehnung durch die Parteiführung. Als Wilhelm Reich im Herbst 1933 seine Analyse des Siegs des Nationalsozialismus über die Linke ("Die Massenpsychologie des Faschismus", 1933) im Eigenverlag publizierte, wurde er auch aus der – bereits verbotenen – KPD ausgeschlossen.

Kurz darauf schloss man Reich zudem aufgrund eines seit Jahren schwelenden, grundsätzlichen theoretischen Konflikts mit Sigmund Freud auf dessen Betreiben – allerdings ohne Nennung und Diskussion der Gründe – 1934 aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) aus.

1933 trennten sich Annie und Wilhelm Reich. Sofort nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte Reich nach Dänemark, während Annie mit beiden Töchtern nach Prag floh. Seine Bücher wurden verbrannt. 1934 ging er nach Norwegen, wo er daran arbeitete, seine psychologische und soziologische Theorie auszubauen und naturwissenschaftlich zu untermauern: Zum einen entwickelte er seine aus der Freud'schen Psychoanalyse entwickelte therapeutische Technik der "Charakteranalyse" zur "Vegetotherapie" weiter, indem er den gesamten Organismus – insbesondere die vegetativen Funktionen – einbezog, weshalb er später oft als "Vater der Körperpsychotherapien" bezeichnet wurde. Zum anderen forschte er mit eigenen Experimenten auf (elektro-)physiologischem, biologischem und physikalischem Gebiet und publizierte seine Erkenntnisse in "Die Bione. Zur Entstehung des vegetativen Lebens" (1938).

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gelang Reich die Emigration in die USA, wo er die in Norwegen begonnenen Arbeiten fortsetzte und bald bekanntgab, eine meßbare "primordiale kosmische Energie", die er "Orgon" nannte, entdeckt zu haben. Er entwickelte verschiedene Geräte, denen er orgonenergetische Effekte zuschrieb, unter anderem einen Orgonakkumulator. Unter dem Antikommunismus der McCarthy-Ära, aber auch aufgrund abstruser Theorien um Regenerzeugung, "Cloudbuster" und UFOs geriet Reich zunehmend in Kritik und kam aufgrund seines Einsatzes von Orgonakkumulatoren zuerst mit der amerikanischen Gesundheitsbehörde und schließlich mit dem Gesetz in Konflikt. Ein Gericht ordnete die Vernichtung seiner Geräte und seiner sämtlichen Schriften an, was Reich nicht akzeptierte, da es sich seiner Ansicht nach um wissenschaftliche und nicht um juristische Fragen handelte. 1956 wurde der Psychoanalytiker daher zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen "Missachtung des Gerichts" verurteilt, die er im März 1957 antrat und während derer er etwa ein halbes Jahr später verstarb.

Wilhelm Reichs Nachlass wurde an der Havard University Medical School aufgenommen und ist dort seit 2007 zugänglich.

Rezeption

Reichs Theorien wurden infolge seiner Stigmatisierung durch Freud und die Psychoanalytiker jahrzehntelang nicht weiter tradiert und diskutiert. Erst durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre erlangte er als Vordenker einer "Sexuellen Revolution" (so einer seiner Buchtitel) postume Bekanntheit. Seine Vision war allerdings eine ganz andere als die bloße sexuelle Liberalisierung, die in Berufung auf sein Denken begann. Auch Reichs therapeutische Konzepte wurden in den 1970ern wiederentdeckt, jedoch vielfach falsch rezipiert – ebenso wie seine "Orgonomie", die als "energetische" Lehre in esoterischen Zirkeln mit anderen Lehren amalgamiert wurde und dabei ihre Substanz verlor. Durch solche popularisierenden und integrativen Rezeptionen in politischen, esoterischen und therapietechnischen Zusammenhängen geriet Reich vollends in Vergessenheit, wobei auch der Grund für seine administrative Kaltstellung und die folgende dauerhafte Verfemung durch Freud nie klar benannt und thematisiert worden war.

Erst die Herausgabe seiner Schriften in den 1990er Jahren in verschiedenen Kontexten, rezente wissenschaftliche Arbeiten (unter anderem von Karl Fallend, Bernd Nitzschke, Andreas Peglau) wie auch filmische Aufarbeitungen seines Lebens – "Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?" (2009, TV-Dokumentation) und "Der Fall Wilhelm Reich" (2012, Spielfilm mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle) durch den österreichischen Filmemacher Antonin Svoboda – bieten in den letzten Jahren ein differenzierteres Bild von Wilhelm Reichs Leben und Werk.

Werke (Auswahl)

  • Wilhelm Reich: Der triebhafte Charakter: eine psychoanalytische Studie zur Pathologie des Ich. Leipzig: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1925
  • Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus. Leipzig: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1927
  • Wilhelm Reich: Der sexuelle Kampf der Jugend. Berlin: Verlag für Sexualpolitik 1932
  • Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. Kopenhagen / Prag / Zürich: Verlag für Sexualpolitik 1933
  • Wilhelm Reich: Charakteranalyse. 1933 im Selbstverlage des Verfassers
  • Wilhelm Reich: Die Sexualität im Kulturkampf. Kopenhagen / Prag / Zürich: Verlag für Sexualpolitik 1936
  • Wilhelm Reich: Die Bione. Oslo / Kopenhagen / Zürich: Sex-Pol. Verlag 1938
  • Wilhelm Reich: The Function of Orgasm. New York: Orgone Institute Press 1942
  • Wilhelm Reich: The ORANUR Experiment – First Report. Published by the Wilhelm Reich Foundation 1951
  • Wilhelm Reich: People in Trouble. New York: Orgone Institute Press 1953
  • Wilhelm Reich: The Murder of Christ. New York: Orgone Institute Press 1953
  • Wilhelm Reich: Contact with Space, The ORANUR Experiment – Second Report. New York: Co-Pilot Press 1957

Literatur (Auswahl)

  • Lore Reich-Rubin: Erinnerungen an eine chaotische Welt. Mein Leben als Tochter von Annie Reich und Wilhelm Reich. Gießen: Psychosozial-Verlag 2019
  • Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus. Gießen: Psychosozial-Verlag 2013
  • Christopher Turner: Adventures in the Orgasmatron. How the Sexual Revolution came to America. New York: Farrar, Straus & Giroux 2011
  • Birgit Johler [Hg.]: Wilhelm Reich Revisited. Wien: Turia + Kant 2008* Karl Fallend / Bernd Nitzschke [Hg.]: Der "Fall" Wilhelm Reich. Beiträge zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Frankfurt: Suhrkamp 1997
  • Beverly R. Placzek [Hg.]: Zeugnisse einer Freundschaft: Der Briefwechsel zwischen Wilhelm Reich und A.S. Neill 1936–1957. Frankfurt: Fischer Taschenbuch 1989
  • Karl Fallend: Wilhelm Reich in Wien. Psychoanalyse und Politik. Wien: Geyer-Edition 1988
  • Myron Sharaf: Wilhelm Reich. Der heilige Zorn des Lebendigen. Die Biografie. Berlin: Simon & Leutner 1994 (engl. Orig. 1983)
  • Bernd A. Laska: Wilhelm Reich in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1981 (aktualisierte 6. Auflage 2008)
  • Janine Chasseguet-Smirgel / Béla Grunberger: Freud oder Reich? Psychoanalyse und Illusion. Frankfurt/M. u. a.: Ullstein 1979 (franz. Orig. 1976)
  • David Boadella: Wilhelm Reich. Leben und Werk des Mannes, der in der Sexualität das Problem der modernen Gesellschaft erkannte und der Psychologie neue Wege wies. Bern / München: Scherz 1981 (engl. Orig. 1973)
  • Ilse Ollendorff-Reich: Wilhelm Reich. Das Leben des großen Psychoanalytikers und Forschers, aufgezeichnet von seiner Frau und Mitarbeiterin. München: Kindler 1975 (engl. Orig. 1969).


Literatur von und über Wilhelm Reich im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus finden Sie hier.

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