Wiener Porzellanmanufaktur

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Daten zum Eintrag
Datum von 1718
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.10.2013 durch WIEN1.lanm08tau

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48° 13' 13.67" N, 16° 22' 23.78" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Porzellanmanufaktur, Wiener (2, Augartenpalais, Obere Augartenstraße

Tradition

Die Tradition der Wiener Porzellanerzeugung („Augarten-Porzellan") ist über 250 Jahre alt, die Wiener Manufaktur damit nach jener in Meißen die Zweitälteste in Europa. 1718 hatte der Hofkriegsagent Claudius Innocentius Du Paquier ein Privileg erworben und in der Roßau ohne staatliche Unterstützung eine kleine Fabrik eingerichtet (9, Liechtensteinstraße, ab 1721 im Breunerschen Sommerpalais).

Staatliche Verwaltung

Als sich Du Paquier 1744 gezwungen sah, die Manufaktur zu veräußern, übernahm sie Maria Theresia in staatliche Verwaltung (9, Porzellangasse 51, bis zum heutigen Julius-Tandler- Platz reichend). In den nun folgenden 120 Jahren unterscheidet man (nach Waltraud Neuwirth) vier Perioden:

  • 1) 1744-1784 bezeichnet man als die „plastische Periode", weil in diese Jahrzehnte die Hochblüte der figuralen Rokoko-Porzellankunst fällt (ab 1764 Direktor Franz Joseph Wolf von Rosenfeld); dieser Aufschwung der Porzellanplastik ist mit der Person des Bildhauers Johann Joseph Niedermayer (eines Schülers von Georg Raphael Donner) eng verknüpft, der 1747-1784 als Modellmeister in der Manufaktur arbeitete. Schon bald nach der Übernahme durch den Staat kamen aber auch Meißner Maler nach Wien.
  • 2) 1784-1805 entspricht der Direktion Conrad Sörgel von Sorgenthal, von dem sich die Bezeichnung „Sorgenthal-Porzellan" ableitet; es handelt sich um die „malerische Periode", weil in der Zeit des Klassizismus die besondere Qualität der Porzellanmalerei mit Reliefgolddekor und Kobaltblau auffällt (Miniaturmalerei, Biskuitporzellan).
  • 3) 1805-1833 beherrschen unter den Direktoren Matthias Niedermayer (1805-1827) und Benjamin von Scholz (1827-1833) Wiener Veduten und Biedermeierdessins (Blumenmalerei, „leichte Dessins") die Produktion, die infolge der Großaufträge während des Wiener Kongresses einen Aufschwung erlebte.
  • 4) 1833-1864 entspricht dem Spätbiedermeier und Frühhistorismus unter den Direktoren Andreas Baumgartner (1833-1842), Franz von Leithner (1842-1855) und Alexander Löwe (1856-1864). Die künstlerische Produktion machte mehr und mehr dem Gebrauchsgeschirr Platz; die starke Konkurrenz der böhmischen Fabriken veranlaßte Franz Joseph I. schließlich 1864, die Fabrik zu schließen. Den „künstlerischen Nachlaß" (Vorlagenwerk, Objekte aus dem Manufakturmus.) übernahm das Österreichische Museum für Kunst und Industrie.

Republik

Erst in der Republik wurde die Porzellanmanufaktur 1923 im Augarten wiederbegründet und zählt heute zu den bedeutendsten der Welt. Künstlerhände fertigen im „Augarten" hochwertiges Porzellan und feinste Malereien von großer Wertbeständigkeit in zeitlos schönen Formen, Figuren und Dekors. Die Porzellanmanufaktur (der Begriff „Manufaktur" hat sich in seiner ureigenen Bedeutung der ausschließlich händischen Fertigung und der Pflege des künstlerischen Inhalts erhalten) bietet Erzeugnisse in einer breiten Auswahlpalette an und garantiert auch, daß einmal in Erzeugung Stehendes ohne Zeitbegrenzung nachgeliefert wird.

Literatur

  • Wilhelm Mrazek, Waltraud Neuwirth: Wiener Porzellan 1718-1864. (Katalog Österreichisches Museum für angewandte Kunst. Neue Folge 3 [1970]; darin: Geschichte des Wiener Porzellans; Geschichte und Technik; Geschichte der Porzellanmanufaktur; Künstlerbiographien);
  • Waltraud Neuwirth, Alfred Kölbel, Maria Auböck: Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. 1992
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 120 f., S. 146
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 148