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Wein (Weinbau, Weinlese). Der wirtschaftliche Wohlstand Wienss beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Während letzterer nach 1515 (teilweise Preisgabe des [[Stapelrecht|Stapelrechts]]) zunehmend von den [[Niederleger|Niederlegern]] beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den Wienerwaldhängen bis weit in die Vorstadtzone (beispielsweise Landstraße und Laimgrube). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst, besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte; die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese mußte vor dem 11. November abgeschlossen sein; die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde.  
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Wein (Weinbau, Weinlese). Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Während letzterer nach 1515 (teilweise Preisgabe des [[Stapelrecht|Stapelrechts]]) zunehmend von den [[Niederleger|Niederlegern]] beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den Wienerwaldhängen bis weit in die Vorstadtzone (beispielsweise Landstraße und Laimgrube). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst, besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte; die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese mußte vor dem 11. November abgeschlossen sein; die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde.  
  
 
Der Wein wurde teilweise exportiert (meist auf der Donau bis Bayern); die Fässer wurden von Faßziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).  
 
Der Wein wurde teilweise exportiert (meist auf der Donau bis Bayern); die Fässer wurden von Faßziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).  

Version vom 13. August 2013, 23:51 Uhr

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Datum von 0275 JL
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 13.08.2013 durch WIEN1.lanm08w14

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Wein (Weinbau, Weinlese). Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Während letzterer nach 1515 (teilweise Preisgabe des Stapelrechts) zunehmend von den Niederlegern beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den Wienerwaldhängen bis weit in die Vorstadtzone (beispielsweise Landstraße und Laimgrube). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst, besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte; die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese mußte vor dem 11. November abgeschlossen sein; die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde.

Der Wein wurde teilweise exportiert (meist auf der Donau bis Bayern); die Fässer wurden von Faßziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).

Abgaben, die mit dem Wein zusammenhingen, waren der Weinzehent (Quote der geernteten Menge, ursprünglich an den Landesfürsten und den Bischof zu entrichten), die Weinsteuer (von der Stadt Wien bei der Lese an der Burgfriedensgrenze eingehoben), das Ungeld und die Wassermaut (auch als Weinmaut bezeichnet; bei Ausfuhr am Donauufer vor dem Roten Turm zugunsten des Landesfürsten und der Stadt Wien eingehoben).

Der Rückgang des Wiener Weinbaus im 17. Jahrhundert war vor allem durch das Wachstum der Stadt (Umwandlung von Weingärten in Bau- oder Gartenparzellen) nach der Türkenbelagerung 1683 bedingt und hatte Liberalisierungsmaßnahmen beim Import zur Folge.

Literatur

  • R. Perger, Weinbau und Weinhandelhandel in Wien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Stadt und Wein. In: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas (Hg. Ferdinand Opll) 14 (Linz 1996), S. 207 ff.
  • Herbert Tschulk: Wein und Weinhandel im Wiener Raum im Hoch- und Spätmittelalter (Prüfungsarbeit IföG, 1983)
  • Herbert Tschulk: Weinbau im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), Beiheft 7
  • Herbert Tschulk: Weinverfälschung in alter Zeit. In: 40 (1985), S. 119 ff.
  • Karl Holubar, Wolfgang Christian Huber: Von Rebstock und Riesenfaß. Katalog, Klosterneuburg 1994
  • Helmuth Feigl: Die niederösterreichische Grundherrschaft. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 16 (1964), S. 155 ff., 229 ff., 243 ff.
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 10, 57 f., 97, 120, 214 ff.
  • Geschichte der Stadt Wien 2/2; 4
  • Albert Elmar: Ottakring und der Wein. In: Geschichte der Stadt Wien 4, S. 104 ff.
  • Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. 1940, S. 56 f. (Weinlese)
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 103 f. (Weinverfälschung)
  • Friedrich Arnold: Wiener Weinwanderwege. 1996 Bezirksheimatbücher