Wasserglacis: Unterschied zwischen den Versionen

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In Befolgung des 1558 erlassenen kaiserlichen Befehls, wonach auf 50 Klafter Entfernung vom Stadtgraben keine Häuser gebaut werden durften, entstanden außerhalb der Stadtbefestigung Wiesenflächen, die in der Folgezeit noch erweitert, jedoch ab 1781 mit Bäumen bepflanzt wurden ([[Glacis]]). Ein Teil desselben, das Wasserglacis, zählte schon unter Joseph II. zu den frequentiertesten Promenaden. 1788 bestand hier ein Kaffeezelt, bei dem abends eine türkische Musik aufspielte. Aber erst in der Zeit Franz' I. wurde das Wasserglacis der volkstümlichste
 
In Befolgung des 1558 erlassenen kaiserlichen Befehls, wonach auf 50 Klafter Entfernung vom Stadtgraben keine Häuser gebaut werden durften, entstanden außerhalb der Stadtbefestigung Wiesenflächen, die in der Folgezeit noch erweitert, jedoch ab 1781 mit Bäumen bepflanzt wurden ([[Glacis]]). Ein Teil desselben, das Wasserglacis, zählte schon unter Joseph II. zu den frequentiertesten Promenaden. 1788 bestand hier ein Kaffeezelt, bei dem abends eine türkische Musik aufspielte. Aber erst in der Zeit Franz' I. wurde das Wasserglacis der volkstümlichste
Unterhaltungsort der Bevölkerung, da die beliebte [[Ochsenmühle]] (vor dem Burgtor) 1809 zugrunde gegangen war. Nach der Eröffnung des [[Karolinentor|Karolinentors]] schuf der Versatzamtsliquidator Friedrich Pelikan 1818 eine neue Anlage, verschönte den Ort durch Anpflanzen von Alleen, Ziergärten und einen Pavillon, aus dem er 1822 ein Kaffeehaus gestaltete; er ersetzte den alten, offenen Kiosk durch einen massiven Holzbau mit Fenstern. In diesem Gebäude wurden verschiedene Mineralwässer ausgeschenkt, die in sogenannten Plutzern gelagert waren; die Entkorkung eines solchen Plutzers wurde den Wartenden durch ein Glockenzeichen angezeigt. Die Mineralwasser- und Trinkkuranstalt befand sich etwa an der heutigen Kreuzung von Parkring und Weihburggasse.  
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Unterhaltungsort der Bevölkerung, da die beliebte [[Ochsenmühle]] (vor dem Burgtor) 1809 zugrunde gegangen war.  
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Nach der Eröffnung des [[Karolinentor|Karolinentors]] schuf der Versatzamtsliquidator Friedrich Pelikan 1818 eine neue Anlage, verschönte den Ort durch Anpflanzen von Alleen, Ziergärten und einen Pavillon, aus dem er 1822 ein Kaffeehaus gestaltete; er ersetzte den alten, offenen Kiosk durch einen massiven Holzbau mit Fenstern. In diesem Gebäude wurden verschiedene Mineralwässer ausgeschenkt, die in sogenannten Plutzern gelagert waren; die Entkorkung eines solchen Plutzers wurde den Wartenden durch ein Glockenzeichen angezeigt. Die Mineralwasser- und Trinkkuranstalt befand sich etwa an der heutigen Kreuzung von Parkring und Weihburggasse.  
  
 
Rasch entwickelte sich das Wasserglacis zu einem Lieblingsaufenthaltsort der Wiener, die hier gern ihre Jause einnahmen; aber auch abends gab es bei den Klängen von Musikkapellen einen lebhaften Korso, der bis in die Nacht hinein andauerte. Jeden Sommer veranstaltete der jeweilige Pächter des am Wasserglacis befindlichen "Kursalons" ein großes Fest, an dem auch Johann Strauß (Vater) und die Hoch- und Deutschmeister-Kapelle unter Philipp Fahrbach mitwirkten.  
 
Rasch entwickelte sich das Wasserglacis zu einem Lieblingsaufenthaltsort der Wiener, die hier gern ihre Jause einnahmen; aber auch abends gab es bei den Klängen von Musikkapellen einen lebhaften Korso, der bis in die Nacht hinein andauerte. Jeden Sommer veranstaltete der jeweilige Pächter des am Wasserglacis befindlichen "Kursalons" ein großes Fest, an dem auch Johann Strauß (Vater) und die Hoch- und Deutschmeister-Kapelle unter Philipp Fahrbach mitwirkten.  

Version vom 12. August 2013, 12:43 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Sonstiges„Sonstiges“ befindet sich nicht in der Liste (Bezirk, Grätzel, Verkehrsfläche, Friedhof, Gewässer, Berg, Vorort, Ort, Herrschaft, Vorstadt, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Objekts“.
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 5377
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.08.2013 durch WIEN1.lanm08w14

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48° 12' 11.07" N, 16° 22' 37.90" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wasserglacis (1, etwa im Bereich des späteren Gartenbaugebäudes, der davorliegenden Ringstraßenzone und des gegenüberliegenden Stadtparkteils).

In Befolgung des 1558 erlassenen kaiserlichen Befehls, wonach auf 50 Klafter Entfernung vom Stadtgraben keine Häuser gebaut werden durften, entstanden außerhalb der Stadtbefestigung Wiesenflächen, die in der Folgezeit noch erweitert, jedoch ab 1781 mit Bäumen bepflanzt wurden (Glacis). Ein Teil desselben, das Wasserglacis, zählte schon unter Joseph II. zu den frequentiertesten Promenaden. 1788 bestand hier ein Kaffeezelt, bei dem abends eine türkische Musik aufspielte. Aber erst in der Zeit Franz' I. wurde das Wasserglacis der volkstümlichste Unterhaltungsort der Bevölkerung, da die beliebte Ochsenmühle (vor dem Burgtor) 1809 zugrunde gegangen war.

Nach der Eröffnung des Karolinentors schuf der Versatzamtsliquidator Friedrich Pelikan 1818 eine neue Anlage, verschönte den Ort durch Anpflanzen von Alleen, Ziergärten und einen Pavillon, aus dem er 1822 ein Kaffeehaus gestaltete; er ersetzte den alten, offenen Kiosk durch einen massiven Holzbau mit Fenstern. In diesem Gebäude wurden verschiedene Mineralwässer ausgeschenkt, die in sogenannten Plutzern gelagert waren; die Entkorkung eines solchen Plutzers wurde den Wartenden durch ein Glockenzeichen angezeigt. Die Mineralwasser- und Trinkkuranstalt befand sich etwa an der heutigen Kreuzung von Parkring und Weihburggasse.

Rasch entwickelte sich das Wasserglacis zu einem Lieblingsaufenthaltsort der Wiener, die hier gern ihre Jause einnahmen; aber auch abends gab es bei den Klängen von Musikkapellen einen lebhaften Korso, der bis in die Nacht hinein andauerte. Jeden Sommer veranstaltete der jeweilige Pächter des am Wasserglacis befindlichen "Kursalons" ein großes Fest, an dem auch Johann Strauß (Vater) und die Hoch- und Deutschmeister-Kapelle unter Philipp Fahrbach mitwirkten.

Die Demolierung der Bastei und der Bau der Ringstraßenzone bereiteten dem Wasserglacis am 30. September 1861 ein Ende. An seiner Stelle entstanden ein Teil des Stadtparks und der Kursalon.

Literatur

  • Alfred Auer: Kurstadt Wien. ²1985
  • Moritz Hermann: Alt- und Neu-Wien. 1880, S. 1073 f.
  • Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache 7 (1898), S. 4 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 31