Trivialschule

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum von 1774
Datum bis 1869
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.09.2021 durch WIEN1.lanm08wei

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Die Allgemeine Schulordnung (1774) definierte den neuen Schultyp der Trivialschule, die Vorläuferin der Grund- beziehungsweise Volksschule. In der sechsjährigen Trivialschule lernten die Kinder biblische Geschichte und Sittenlehre, „Buchstabenkennen", Buchstabieren, Lesen geschriebener und gedruckter Sachen, die Kurrentschrift, die vier Spezies, die vier Grundrechenarten und die einfache Schlussrechnung. Grundlegend war die Abkehr vom Einzelunterricht und das damit verbundene gemeinsame Unterrichten und Lesen unter Einbeziehung der ganzen Klasse. Unterrichtet wurde in der Regel koedukativ, wobei Mädchen und Buben allerdings in getrennten Teilen der Klassenzimmer saßen. Die Schulbücher wurden vereinheitlicht. Die Trivialschulen befanden sich anfänglich ausschließlich in den Vorstädten.[1] Eine Mustertrivialschule wurde im Vorort Penzing geführt.

Im Jahr 1780 bestanden in Wien zwar schon 76 öffentliche Trivialschulen, doch litt das Pflichtschulwesen noch unter erheblichen Mängel. Fast die Hälfte der Kinder besuchten die Trivialschulen nur 1-2 Jahre. Unterrichtet wurde von "Gehilfen" die lediglich einen 6-9monatigen Kurs in der Hauptschule des Piaristenordens bzw. der Ursulinnen in der Normalschule St. Anna zu absolvieren hatten. Da die Schulklassen in der Regel 70-80, in den Vorstädten und Vororten auch 100 Kinder pro Klasse umfassten war eine intensivere Hinwendung zum einzelnen Kind praktisch unmöglich. Eine gewisse Verbesserung des Schulbesuchs erzielte Kaiser Joseph II. durch Einführung des unentgeltlichen Unterrichts mit Ausnahme von Kindern vermögender Eltern.

1829 betrug die Zahl der Trivialschulen für Knaben und Mädchen 62 (teilweise nur einklassig), die der städtischen und konfessionellen Mädchenschulen 29. Im Jahr 1848 standen 53 städtisch geführten Trivialschulen für Knaben und Mädchen 9 Pfarrtrivialschulen und 4 Trivialschulen für Mädchen gegenüber.[2] Nach 1848 kam es zu einer Trennung von Mädchen- und Knabenschulen. Der Begriff Trivialschule wurde im Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 durch die Bezeichnung „allgemeine Volksschule" abgelöst.

Literatur

  • Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 585-780.
  • Anton Mayer, Geschichte der geistigen Cultur in Niederösterreich von der ältesten Zeit bis in die Gegenwart. Ein Beitrag zu einer Geschichte der geistigen Cultur im Südosten Deutschlands. Band 1, Wien: W. Seidel & Sohn 1878


Einzelnachweise:

  1. Anton Mayer, Geschichte der geistigen Cultur in Niederösterreich von der ältesten Zeit bis in die Gegenwart. Ein Beitrag zu einer Geschichte der geistigen Cultur im Südosten Deutschlands. Band 1, Wien: W. Seidel & Sohn 1878, S. 115
  2. Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 606, 613, 615.