Trivialschule: Unterschied zwischen den Versionen

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in der Allgemeinen Schulordnung vom 6. Dezember 1774 definiert; Vorläuferin der Grund- beziehungsweise Volksschule. In der sechsjährigen Trivialschule lernten die Kinder biblische Geschichte und Sittenlehre, „Buchstabenkennen", Buchstabieren, Lesen geschriebener und gedruckter Sachen, die Kurrentschrift, die vier Spezies, die vier Grundrechenarten und die einfache Schlussrechnung. 1780 bestanden in Wien 76 öffentliche Trivialschulen, doch weniger als die Hälfte der Kinder besuchten die Trivialschulen nur 1-2 Jahre. Eine Mustertrivialschule wurde im Vorort Penzing geführt.
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Die [[Allgemeine Schulordnung (1774)]] definierte den neuen Schultyp der Trivialschule, die Vorläuferin der Grund- beziehungsweise Volksschule. In der sechsjährigen Trivialschule lernten die Kinder biblische Geschichte und Sittenlehre, „Buchstabenkennen", Buchstabieren, Lesen geschriebener und gedruckter Sachen, die Kurrentschrift, die vier Spezies, die vier Grundrechenarten und die einfache Schlussrechnung. Die Trivialschulen befanden sich anfänglich ausschließlich in den Vorstädten. Eine Mustertrivialschule wurde im Vorort Penzing geführt.
  
In den Trivialschulen wurden lediglich Grundbegriffe des Lesens und Schreibens und einfache algebraische Vorgänge unterrichtet. Unterrichtet wurde von "Gehilfen" die lediglich einen 6-9monatigen Kurs in der Hauptschule des Piaristenordens zu absolvieren bzw. der Ursulinnen in der Normalschule St. Anna zu absolvieren hatten. Da die Schulklassen in der Regel 70-80, in den Vorstädten und Vororten auch 100 Kinder pro Klasse umfassten war eine intensivere Hinwendung zum einzelnen Kind praktisch unmöglich.
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Im Jahr 1780 bestanden in Wien zwar schon 76 öffentliche Trivialschulen, doch litt das Pflichtschulwesen noch unter erheblichen Mängel. Fast die Hälfte der Kinder besuchten die Trivialschulen nur 1-2 Jahre. Unterrichtet wurde von "Gehilfen" die lediglich einen 6-9monatigen Kurs in der Hauptschule des Piaristenordens bzw. der Ursulinnen in der Normalschule St. Anna zu absolvieren hatten. Da die Schulklassen in der Regel 70-80, in den Vorstädten und Vororten auch 100 Kinder pro Klasse umfassten war eine intensivere Hinwendung zum einzelnen Kind praktisch unmöglich.
  
 
1829 betrug die Zahl der Trivialschulen für Knaben und Mädchen 62 (teilweise nur einklassig), die der städtischen und konfessionellen Mädchenschulen 29. Im Jahr 1848 standen 53 städtisch geführten Trivialschulen für Knaben und Mädchen 9 Pfarrtrivialschulen und 4 Trivialschulen für Mädchen gegenüber.<ref>Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 606, 613, 615.</ref> Nach 1848 kam es zu einer Trennung von Mädchen- und Knabenschulen. Der Begriff Trivialschule wurde im Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 durch die Bezeichnung „allgemeine Volksschule" abgelöst.
 
1829 betrug die Zahl der Trivialschulen für Knaben und Mädchen 62 (teilweise nur einklassig), die der städtischen und konfessionellen Mädchenschulen 29. Im Jahr 1848 standen 53 städtisch geführten Trivialschulen für Knaben und Mädchen 9 Pfarrtrivialschulen und 4 Trivialschulen für Mädchen gegenüber.<ref>Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 606, 613, 615.</ref> Nach 1848 kam es zu einer Trennung von Mädchen- und Knabenschulen. Der Begriff Trivialschule wurde im Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 durch die Bezeichnung „allgemeine Volksschule" abgelöst.
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==Literatur==
 
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* Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 585-780.
 
* Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 585-780.
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Version vom 10. September 2021, 11:19 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1774
Datum bis 1869
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.09.2021 durch WIEN1.lanm08wei

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Die Allgemeine Schulordnung (1774) definierte den neuen Schultyp der Trivialschule, die Vorläuferin der Grund- beziehungsweise Volksschule. In der sechsjährigen Trivialschule lernten die Kinder biblische Geschichte und Sittenlehre, „Buchstabenkennen", Buchstabieren, Lesen geschriebener und gedruckter Sachen, die Kurrentschrift, die vier Spezies, die vier Grundrechenarten und die einfache Schlussrechnung. Die Trivialschulen befanden sich anfänglich ausschließlich in den Vorstädten. Eine Mustertrivialschule wurde im Vorort Penzing geführt.

Im Jahr 1780 bestanden in Wien zwar schon 76 öffentliche Trivialschulen, doch litt das Pflichtschulwesen noch unter erheblichen Mängel. Fast die Hälfte der Kinder besuchten die Trivialschulen nur 1-2 Jahre. Unterrichtet wurde von "Gehilfen" die lediglich einen 6-9monatigen Kurs in der Hauptschule des Piaristenordens bzw. der Ursulinnen in der Normalschule St. Anna zu absolvieren hatten. Da die Schulklassen in der Regel 70-80, in den Vorstädten und Vororten auch 100 Kinder pro Klasse umfassten war eine intensivere Hinwendung zum einzelnen Kind praktisch unmöglich.

1829 betrug die Zahl der Trivialschulen für Knaben und Mädchen 62 (teilweise nur einklassig), die der städtischen und konfessionellen Mädchenschulen 29. Im Jahr 1848 standen 53 städtisch geführten Trivialschulen für Knaben und Mädchen 9 Pfarrtrivialschulen und 4 Trivialschulen für Mädchen gegenüber.[1] Nach 1848 kam es zu einer Trennung von Mädchen- und Knabenschulen. Der Begriff Trivialschule wurde im Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 durch die Bezeichnung „allgemeine Volksschule" abgelöst.

Literatur

  • Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 585-780.

Einzelnachweise:

  1. Ernst Gerhard Eder: Schüler/innen, Schulen und Bildungspolitiken seit 1770. In: Andreas Weigl / Peter Eigner / Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater (Geschichte der Stadt Wien 8). Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2015, S. 606, 613, 615.