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Telephon (Anfänge). Die ersten Telephonanlagen wurden aufgrund einer mittels Erlasses des Handelsministeriums vom 3. Juni 1881 für den Raum von Wien erteilten Konzession von der Wiener Privat-Telegraphengesellschaft errichtet; am 1. Dezember 1881 wurde in Wien die erste Fernsprechvermittlungszentrale Österreichs eröffnet. Das Telephon geht auf die Patentierung des „Bellschen Sprechtelegraphen" (1876) zurück ([[Bellweg]]); im Dezember 1877 präsentierte Ingenieur Franz Nissl ein von ihm in Zusammenarbeit mit zwei Assistent der Technischen Hochschule nachgebautes Telephon einem geladenen Professorenkollegium. Die Privat-Telegraphengesellschaft bot sowohl den Anschluß an das Zentralnetz wie auch die bloße Verbindung zweier Etablissements (etwa zwischen Büro und Fabrik) an. Ab 18. April 1882 stand dem Publikum in den Räumlichkeiten der Börse die erste öffentliche Sprechstelle zur Verfügung (eine „Sprechkarte" kostete 20 Kreuzer). Am 1. Jänner 1890 wurden sämtliche Fernsprechnetze, die sich im Besitz von Privatgesellschaften befanden, verstaatlicht, ausgenommen das Wiener Netz, das erst 1895 vom Staat übernommen wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man in Wien zwei Telephonzentralen: die eine 6, Dreihufeisengasse (Lehárgasse) 7 (nach Plänen von Eugen Faßbaender, 1897-1899), die andere 9, Beregierung 35, Ecke Hahngasse 4 (nach Plänen von Franz Ritter von Neumann, 1897/1898). Ein Teilnehmer konnte nur über das Vermittlungsamt erreicht werden (wo durch Stecken eines Stöpsels die Verbindung über den Klappenschrank hergestellt wurde). Robert Jentzsch erhielt am 8. Februar 1899 ein Patent für einen Münzfernsprecher. Eine von ihm gegründete Telephonautomatengesellschaft und die ihm 1901 erteilte Konzession des Handelsministeriums bereiteten den Weg zur Einführung der Telephonautomaten. Erst sein Mitarbeiter und Nachfolger St. Bergmann konnte jedoch die Einführung der öffentlichen Telephonautomaten in eigenen auf Straßen und Plätzen frei aufgestellten Telephonhäuschen durchsetzen und damit Wien zum Vorbild für Europa machen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Automatisierung des Telephonnetzes, beginnend mit der Halbautomatik (die Vermittlung wählte über eine Wahlscheibe, sodaß auch Verbindungen mit Teilnehmern hergestellt werden konnten, die nicht an diese Zentrale angeschlossen waren) bis zur Vollautomatik (Wählen durch den Teilnehmer, anfangs allerdings nur im Ortsverkehr [für Ferngespräche mußte die Vermittlung des Fernamts am Schillerplatz in Anspruch genommen werden]). Da es in Wien 1928 bereits über 100.000 Teilnehmer gab, entschloß man sich, bei der Zuteilung der Nummern eine Kombination aus einem Buchstaben (A, B, R, U) und fünf Ziffern zu wählen (diese Kombination war eine spezifische wienerische Eigenart, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Internationalisierung aufgegeben werden mußte, wobei auch die Nummernscheiben geändert werden mußten [anstelle von 0-9 nunmehr 1-0]).  
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Telephon (Anfänge). Die ersten Telephonanlagen wurden aufgrund einer mittels Erlasses des Handelsministeriums vom 3. Juni 1881 für den Raum von Wien erteilten Konzession von der Wiener Privat-Telegraphengesellschaft errichtet; am 1. Dezember 1881 wurde in Wien die erste Fernsprechvermittlungszentrale Österreichs eröffnet. Das Telephon geht auf die Patentierung des „Bellschen Sprechtelegraphen" (1876) zurück ([[Bellweg]]); im Dezember 1877 präsentierte Ingenieur Franz Nissl ein von ihm in Zusammenarbeit mit zwei Assistenten der Technischen Hochschule nachgebautes Telephon einem geladenen Professorenkollegium. Die Privat-Telegraphengesellschaft bot sowohl den Anschluß an das Zentralnetz wie auch die bloße Verbindung zweier Etablissements (etwa zwischen Büro und Fabrik) an. Ab 18. April 1882 stand dem Publikum in den Räumlichkeiten der Börse die erste öffentliche Sprechstelle zur Verfügung (eine „Sprechkarte" kostete 20 Kreuzer). Am 1. Jänner 1890 wurden sämtliche Fernsprechnetze, die sich im Besitz von Privatgesellschaften befanden, verstaatlicht, ausgenommen das Wiener Netz, das erst 1895 vom Staat übernommen wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man in Wien zwei Telephonzentralen: die eine 6, Dreihufeisengasse (Lehárgasse) 7 (nach Plänen von Eugen Faßbaender, 1897-1899), die andere 9, Berggasse 35, Ecke Hahngasse 4 (nach Plänen von Franz Ritter von Neumann, 1897/1898). Ein Teilnehmer konnte nur über das Vermittlungsamt erreicht werden (wo durch Stecken eines Stöpsels die Verbindung über den Klappenschrank hergestellt wurde). Robert Jentzsch erhielt am 8. Februar 1899 ein Patent für einen Münzfernsprecher. Eine von ihm gegründete Telephonautomatengesellschaft und die ihm 1901 erteilte Konzession des Handelsministeriums bereiteten den Weg zur Einführung der Telephonautomaten. Erst sein Mitarbeiter und Nachfolger St. Bergmann konnte jedoch die Einführung der öffentlichen Telephonautomaten in eigenen auf Straßen und Plätzen frei aufgestellten Telephonhäuschen durchsetzen und damit Wien zum Vorbild für Europa machen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Automatisierung des Telephonnetzes, beginnend mit der Halbautomatik (die Vermittlung wählte über eine Wahlscheibe, sodaß auch Verbindungen mit Teilnehmern hergestellt werden konnten, die nicht an diese Zentrale angeschlossen waren) bis zur Vollautomatik (Wählen durch den Teilnehmer, anfangs allerdings nur im Ortsverkehr [für Ferngespräche mußte die Vermittlung des Fernamts am Schillerplatz in Anspruch genommen werden]). Da es in Wien 1928 bereits über 100.000 Teilnehmer gab, entschloß man sich, bei der Zuteilung der Nummern eine Kombination aus einem Buchstaben (A, B, R, U) und fünf Ziffern zu wählen (diese Kombination war eine spezifische wienerische Eigenart, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Internationalisierung aufgegeben werden musste, wobei auch die Nummernscheiben geändert werden mussten [anstelle von 0-9 nunmehr 1-0]).  
 
1955 verfügte Wien über 19 Fernsprechzentralen mit Wähleinrichtungen, rund 1700 Münzfernsprecher und 151.877 Teilnehmer.
 
1955 verfügte Wien über 19 Fernsprechzentralen mit Wähleinrichtungen, rund 1700 Münzfernsprecher und 151.877 Teilnehmer.
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 19. August 2014, 13:40 Uhr

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Telephon (Anfänge). Die ersten Telephonanlagen wurden aufgrund einer mittels Erlasses des Handelsministeriums vom 3. Juni 1881 für den Raum von Wien erteilten Konzession von der Wiener Privat-Telegraphengesellschaft errichtet; am 1. Dezember 1881 wurde in Wien die erste Fernsprechvermittlungszentrale Österreichs eröffnet. Das Telephon geht auf die Patentierung des „Bellschen Sprechtelegraphen" (1876) zurück (Bellweg); im Dezember 1877 präsentierte Ingenieur Franz Nissl ein von ihm in Zusammenarbeit mit zwei Assistenten der Technischen Hochschule nachgebautes Telephon einem geladenen Professorenkollegium. Die Privat-Telegraphengesellschaft bot sowohl den Anschluß an das Zentralnetz wie auch die bloße Verbindung zweier Etablissements (etwa zwischen Büro und Fabrik) an. Ab 18. April 1882 stand dem Publikum in den Räumlichkeiten der Börse die erste öffentliche Sprechstelle zur Verfügung (eine „Sprechkarte" kostete 20 Kreuzer). Am 1. Jänner 1890 wurden sämtliche Fernsprechnetze, die sich im Besitz von Privatgesellschaften befanden, verstaatlicht, ausgenommen das Wiener Netz, das erst 1895 vom Staat übernommen wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man in Wien zwei Telephonzentralen: die eine 6, Dreihufeisengasse (Lehárgasse) 7 (nach Plänen von Eugen Faßbaender, 1897-1899), die andere 9, Berggasse 35, Ecke Hahngasse 4 (nach Plänen von Franz Ritter von Neumann, 1897/1898). Ein Teilnehmer konnte nur über das Vermittlungsamt erreicht werden (wo durch Stecken eines Stöpsels die Verbindung über den Klappenschrank hergestellt wurde). Robert Jentzsch erhielt am 8. Februar 1899 ein Patent für einen Münzfernsprecher. Eine von ihm gegründete Telephonautomatengesellschaft und die ihm 1901 erteilte Konzession des Handelsministeriums bereiteten den Weg zur Einführung der Telephonautomaten. Erst sein Mitarbeiter und Nachfolger St. Bergmann konnte jedoch die Einführung der öffentlichen Telephonautomaten in eigenen auf Straßen und Plätzen frei aufgestellten Telephonhäuschen durchsetzen und damit Wien zum Vorbild für Europa machen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Automatisierung des Telephonnetzes, beginnend mit der Halbautomatik (die Vermittlung wählte über eine Wahlscheibe, sodaß auch Verbindungen mit Teilnehmern hergestellt werden konnten, die nicht an diese Zentrale angeschlossen waren) bis zur Vollautomatik (Wählen durch den Teilnehmer, anfangs allerdings nur im Ortsverkehr [für Ferngespräche mußte die Vermittlung des Fernamts am Schillerplatz in Anspruch genommen werden]). Da es in Wien 1928 bereits über 100.000 Teilnehmer gab, entschloß man sich, bei der Zuteilung der Nummern eine Kombination aus einem Buchstaben (A, B, R, U) und fünf Ziffern zu wählen (diese Kombination war eine spezifische wienerische Eigenart, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Internationalisierung aufgegeben werden musste, wobei auch die Nummernscheiben geändert werden mussten [anstelle von 0-9 nunmehr 1-0]). 1955 verfügte Wien über 19 Fernsprechzentralen mit Wähleinrichtungen, rund 1700 Münzfernsprecher und 151.877 Teilnehmer.

Literatur

  • Christine Kainz: 100 Jahre Telephonie in Österreich. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 07.05.1981
  • Otto Freude: Einführung des österreichischen digitalen Telefonsystems. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 23.01.1986
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 767 ff., S. 769, S. 770 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 309
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 111 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, Band 4, S. 581 f.
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 291 f.
  • Telephonzentralen: Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 185, S. 235, S. 309
  • Otto Drischel: Post- und Fernmeldewesen. In: 100 Jahre im Dienste der Wirtschaft 2 (1961)
  • Kurt Lukner und andere: Die Vollautomatisierung des Österreichischen Fernsprechnetzes. 1972