Schule im Nationalsozialismus: Unterschied zwischen den Versionen

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==Schule und Ideologie==
 
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Der Institution Schule wurde vom Nationalsozialismus eine zentrale Rolle bei der weltanschaulichen Beeinflussung zugedacht. Sie bildete gemeinsam mit Elternhaus und Hitler-Jugend einen der drei Eckpfeiler der Ideologisierung von Kindern und Jugendlichen im Sinn des Nationalsozialismus.<ref>Oskar Achs / Eva Tesar [Hg.]: Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus, Wien / München: Jugend und Volk 1988, S. 24.</ref> Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Austausch jener Personen, die bisher leitende Funktionen bekleidet hatten, durch regimetreue Anhänger. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrern waren einer intensiven Umerziehungs- und Schulungskampagne ausgesetzt. Als neuer Schultyp entstand die „Nationalpolitische Lehranstalt“ ([[Napola]]). Schon mit 25. März 1938 regelte ein Erlass die verbindliche Verwendung des Hitler-Grußes für "arische" Schüler im Schulbetrieb. In den Schulklassen wurden Bilder von Adolf Hitler angebracht. Unter den Fächern erhielt "Leibeserziehung" eine besondere Aufwertung. In Biologie, Geschichte und Erdkunde wurde die nationalsozialistische Rassen- und Erblehre vermittelt, insgesamt die intellektuellen Bildungsanforderungen herabgesetzt.   
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Der Institution [[Schule]] wurde vom [[Nationalsozialismus]] eine zentrale Rolle bei der weltanschaulichen Beeinflussung zugedacht. Sie bildete gemeinsam mit Elternhaus und [[Hitlerjugend]] einen der drei Eckpfeiler der Ideologisierung von Kindern und Jugendlichen im Sinn des Nationalsozialismus.<ref>Oskar Achs / Eva Tesar [Hg.]: Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus, Wien / München: Jugend und Volk 1988, S. 24.</ref> Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Austausch jener Personen, die bisher leitende Funktionen bekleidet hatten, durch regimetreue Anhänger. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrern waren einer intensiven Umerziehungs- und Schulungskampagne ausgesetzt. Als neuer Schultyp entstand die „Nationalpolitische Lehranstalt“ ([[Napola]]). Schon mit 25. März 1938 regelte ein Erlass die verbindliche Verwendung des Hitler-Grußes für "arische" Schüler im Schulbetrieb. In den Schulklassen wurden Bilder von [[Adolf Hitler]] angebracht. Unter den Fächern erhielt "Leibeserziehung" eine besondere Aufwertung. In Biologie, Geschichte und Erdkunde wurde die nationalsozialistische Rassen- und Erblehre vermittelt, insgesamt die intellektuellen Bildungsanforderungen herabgesetzt.   
  
 
==Vertreibung jüdischer Schülerinnen und Schüler==
 
==Vertreibung jüdischer Schülerinnen und Schüler==
Noch im Frühjahr 1938 wurden jüdische Schülerinnen und Schüler an allen Wiener Schulen "ausgesondert". Im Herbst 1938 erfolgte die Schließung aller konfessionellen Kindergärten, Schulen und Seminare. Von den im April begonnenen „Ausschulungen“ bis zum Winter 1938 waren aus allen Schulen Wiens etwa 16.000 Schülerinnen und Schüler betroffen, davon rund 10.000 nicht-jüdische deren Verwandtschaften oder Milieus den Nationalsozialisten aus politischen, religiösen, nationalistischen und rassistischen Gründen nicht in die „deutsch arische Volksgemeinschaft“ des Dritten Reichs passten, die zunächst stigmatisiert und marginalisiert, schließlich auch von den anfangs noch zur Verfügung gestellten Auffangschulen vertrieben und teilweise verfolgt wurden.  Bis Ablauf des Schuljahres 1938/39, also bis Sommer 1939, stellte die Stadt Wien noch Räumlichkeiten und Unterkünfte außerhalb von Schulen zur Verfügung, in denen die ausgesonderten Kinder und Jugendlichen unterrichtet werden konnten.  Danach wurde in Österreich jeder öffentliche Unterricht nicht arischer und ausländischer Kinder verboten und ersatzlos eingestellt.
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Noch im Frühjahr 1938 wurden [[Juden|jüdische]] Schülerinnen und Schüler an allen Wiener Schulen "ausgesondert". Im Herbst 1938 erfolgte die Schließung aller konfessionellen [[Kindergarten|Kindergärten]], Schulen und Seminare. Von den im April begonnenen „Ausschulungen“ bis zum Winter 1938 waren aus allen Schulen Wiens etwa 16.000 Schülerinnen und Schüler betroffen, davon rund 10.000 nicht-jüdische deren Verwandtschaften oder Milieus den Nationalsozialisten aus politischen, religiösen, nationalistischen und rassistischen Gründen nicht in die „deutsch arische Volksgemeinschaft“ des Dritten Reichs passten, die zunächst stigmatisiert und marginalisiert, schließlich auch von den anfangs noch zur Verfügung gestellten Auffangschulen vertrieben und teilweise verfolgt wurden.  Bis Ablauf des Schuljahres 1938/39, also bis Sommer 1939, stellte die Stadt Wien noch Räumlichkeiten und Unterkünfte außerhalb von Schulen zur Verfügung, in denen die ausgesonderten Kinder und Jugendlichen unterrichtet werden konnten.  Danach wurde in Österreich jeder öffentliche Unterricht nicht arischer und ausländischer Kinder verboten und ersatzlos eingestellt.
  
 
==Literatur:==
 
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Version vom 30. September 2021, 11:36 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 12. März 1938
Datum bis 11. April 1945
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 30.09.2021 durch WIEN1.lanm08pom

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Schule und Ideologie

Der Institution Schule wurde vom Nationalsozialismus eine zentrale Rolle bei der weltanschaulichen Beeinflussung zugedacht. Sie bildete gemeinsam mit Elternhaus und Hitlerjugend einen der drei Eckpfeiler der Ideologisierung von Kindern und Jugendlichen im Sinn des Nationalsozialismus.[1] Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Austausch jener Personen, die bisher leitende Funktionen bekleidet hatten, durch regimetreue Anhänger. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrern waren einer intensiven Umerziehungs- und Schulungskampagne ausgesetzt. Als neuer Schultyp entstand die „Nationalpolitische Lehranstalt“ (Napola). Schon mit 25. März 1938 regelte ein Erlass die verbindliche Verwendung des Hitler-Grußes für "arische" Schüler im Schulbetrieb. In den Schulklassen wurden Bilder von Adolf Hitler angebracht. Unter den Fächern erhielt "Leibeserziehung" eine besondere Aufwertung. In Biologie, Geschichte und Erdkunde wurde die nationalsozialistische Rassen- und Erblehre vermittelt, insgesamt die intellektuellen Bildungsanforderungen herabgesetzt.

Vertreibung jüdischer Schülerinnen und Schüler

Noch im Frühjahr 1938 wurden jüdische Schülerinnen und Schüler an allen Wiener Schulen "ausgesondert". Im Herbst 1938 erfolgte die Schließung aller konfessionellen Kindergärten, Schulen und Seminare. Von den im April begonnenen „Ausschulungen“ bis zum Winter 1938 waren aus allen Schulen Wiens etwa 16.000 Schülerinnen und Schüler betroffen, davon rund 10.000 nicht-jüdische deren Verwandtschaften oder Milieus den Nationalsozialisten aus politischen, religiösen, nationalistischen und rassistischen Gründen nicht in die „deutsch arische Volksgemeinschaft“ des Dritten Reichs passten, die zunächst stigmatisiert und marginalisiert, schließlich auch von den anfangs noch zur Verfügung gestellten Auffangschulen vertrieben und teilweise verfolgt wurden. Bis Ablauf des Schuljahres 1938/39, also bis Sommer 1939, stellte die Stadt Wien noch Räumlichkeiten und Unterkünfte außerhalb von Schulen zur Verfügung, in denen die ausgesonderten Kinder und Jugendlichen unterrichtet werden konnten. Danach wurde in Österreich jeder öffentliche Unterricht nicht arischer und ausländischer Kinder verboten und ersatzlos eingestellt.

Literatur:

  • Oskar Achs / Eva Tesar [Hg.]: Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus, Wien / München: Jugend und Volk 1988

Einzelnachweise:

  1. Oskar Achs / Eva Tesar [Hg.]: Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus, Wien / München: Jugend und Volk 1988, S. 24.