Peter Handke: Unterschied zwischen den Versionen

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Peter Handkes Weg von den sprachanalytischen Anfängen zu einer affirmativen, auf das "große Wort" vertrauenden Sprachauffassung hat die Literaturkritik wie die Öffentlichkeit polarisiert. Wurde ihm früher von der realistisch orientierten Literatur Formalismus und Innerlichkeit vorgeworfen, steht heute der neugefundene Ausgangspunkt seines Schreibens, die "Tiefe des Ich", als Egomanie oder Narzissmus im Mittelpunkt der Kritik. Außer Debatte steht aber der künstlerische Rang seiner Prosa, der ihn zum bedeutendsten österreichischen Autor seiner Generation werden ließ.
 
Peter Handkes Weg von den sprachanalytischen Anfängen zu einer affirmativen, auf das "große Wort" vertrauenden Sprachauffassung hat die Literaturkritik wie die Öffentlichkeit polarisiert. Wurde ihm früher von der realistisch orientierten Literatur Formalismus und Innerlichkeit vorgeworfen, steht heute der neugefundene Ausgangspunkt seines Schreibens, die "Tiefe des Ich", als Egomanie oder Narzissmus im Mittelpunkt der Kritik. Außer Debatte steht aber der künstlerische Rang seiner Prosa, der ihn zum bedeutendsten österreichischen Autor seiner Generation werden ließ.
  
Handkes Theaterstücke werden seit Jahrzehnten immer wieder auf Wiener Bühnen aufgeführt. Eine besondere Verbundenheit ergab sich durch Claus Peymann. Der Burgtheaterdirektor von 1986-1999 hatte schon früh eine starke Affinität zu Peter Handke; seine Frankfurter Inszenierungen der "Publikumsbeschimpfung" (1966) und des "Kaspar" (1968)  gehören zu den Theaterlegenden. Er brachte auch die Uraufführung von "Das Mündel will Vormund sein" (Frankfurt 1969) und "Der Ritt über den Bodensee" (Berlin 1971) heraus. Während seiner Intendanz in Wien wurden „Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum Sonoren Land" (1990), "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" (1992), das "Königsdrama" (Untertitel) "Zurüstungen für die Unsterblichkeit" (1997), "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg" (1999) am Burgtheater uraufgeführt. Peymann brachte 2011 "Immer noch Sturm" ins Burgtheater, 2012 "Die schönen Tage von Aranjuez" ins Akademietheater (Uraufführung im Rahmen der Wiener Festwochen) . Duncan MacMillans Bearbeitung von Peter Handkes Erzählung "Wunschloses Unglück" wurde 2014 im Kasino, "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" 2015 im Rahmen der Wiener Festwochen und "Selbstbezichtigung" im Volkstheater aufgeführt.
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Handkes Theaterstücke werden seit Jahrzehnten immer wieder auf Wiener Bühnen aufgeführt. Eine besondere Verbundenheit ergab sich durch Claus Peymann. Der Burgtheaterdirektor von 1986-1999 hatte schon früh eine starke Affinität zu Peter Handke; seine Frankfurter Inszenierungen der "Publikumsbeschimpfung" (1966) und des "Kaspar" (1968)  gehören zu den Theaterlegenden. Er brachte auch die Uraufführung von "Das Mündel will Vormund sein" (Frankfurt 1969) und "Der Ritt über den Bodensee" (Berlin 1971) heraus. Während seiner Intendanz in Wien wurden „Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum Sonoren Land" (1990), "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" (1992), das "Königsdrama" (Untertitel) "Zurüstungen für die Unsterblichkeit" (1997), "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg" (1999) am Burgtheater uraufgeführt. Peymann brachte 2011 "Immer noch Sturm" ins Burgtheater, 2012 "Die schönen Tage von Aranjuez" ins Akademietheater (Uraufführung im Rahmen der Wiener Festwochen) . Duncan MacMillans Bearbeitung von Peter Handkes Erzählung "Wunschloses Unglück" wurde 2014 im Kasino, "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" 2015 im Rahmen der Wiener Festwochen und "Selbstbezichtigung" im Volkstheater aufgeführt. Claus Peymann brachte 2016 mit "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße" seine fünfte Handke-Uraufführung am Burgtheater heraus.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 9. Juni 2016, 13:44 Uhr

Daten zur Person
Personenname Handke, Peter
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 39537
GND 118545574
Wikidata
Geburtsdatum 6. Dezember 1942
Geburtsort Griffen bei Altenmarkt
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 9.06.2016 durch WIEN1.lanm09pfo


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Berufliche Beziehung
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  • Großer Kunstpreis des Landes Salzburg (Verleihung: 2012)
  • Schiller-Gedächtnispreis (Verleihung: 1995)
  • Siegfried Unseld Preis (Verleihung: 2004)
  • Berliner Heinrich-Heine-Preis (Verleihung: 2007)
  • Thomas-Mann-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Verleihung: 2008)
  • Njegoš-Orden erster Klasse der Republika Srpska (Verleihung: 2008)
  • Goldenes Kreuz des Fürsten Lazar (Verleihung: 2009)
  • Franz-Kafka-Literaturpreis der Stadt Prag (Verleihung: 2009)
  • Vinzenz-Rizzi-Preis (Verleihung: 2010)
  • Ehrendoktorat der Katholischen Universität Eichstätt (Verleihung: 1993)
  • Verdienstorden der Republik Serbien in Gold (Verleihung: 2013)
  • Einspieler-Preis des Rats der Kärntner Slowenen (Verleihung: 2013)
  • Internationaler Ibsen-Preis (Verleihung: 2014)
  • Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis (Verleihung: 2014)
  • Würth-Preis für Europäische Literatur (Verleihung: 2016)
  • Ehrendoktorat der Universidad de Alcalá, Spanien (Verleihung: 2017)
  • Nobelpreis für Literatur (Verleihung: 10. Oktober 2019)
  • Gerhart-Hauptmann-Preis (Verleihung: 1967)
  • Franz-Grillparzer-Preis (Verleihung: 1991)
  • Bremer Literaturpreis (Verleihung: 1988)
  • Vilenica-Preis (Verleihung: 1987)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1987)
  • Literaturpreis des Kulturfonds der Landeshauptstadt Salzburg (Verleihung: 1986)
  • Franz-Nabl-Preis (Verleihung: 1985)
  • Franz-Grillparzer-Preis (Verleihung: 1983)
  • Kulturpreis des Landes Kärnten (Verleihung: 1983)
  • Franz-Kafka-Preis der Stadt Klosterneuburg (Verleihung: 1979)
  • Preis der Gilde deutscher Filmtheater (Verleihung: 1979)
  • Prix Georges Sadoul (Verleihung: 1978)
  • Bambi (Verleihung: 1978)
  • Georg-Büchner-Preis (Verleihung: 1973)
  • Schillerpreis der Stadt Mannheim (Verleihung: 1973)
  • Literaturpreis des Landes Steiermark (Verleihung: 1972)


Peter Handke, * 6. Dezember 1942 Griffen bei Altenmarkt, Schriftsteller, Übersetzer.

Biographie

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen in Kärnten geboren. Er besuchte die Volksschule in Griffen, eine katholische Internatsschule in Tanzenberg und schließlich das Gymnasium in Klagenfurt. Ab 1961 studierte er in Graz Jus und schloss sich dort dem "Forum Stadtpark" an. Nach der Annahme seines ersten Romans "Die Hornissen" brach er das Studium ab und lebt seither als freier Schriftsteller in verschiedenen Städten Europas, vor allem in Berlin, Paris und Salzburg.

Die frühen "Sprechstücke" (u.a. Publikumsbeschimpfung, 1966; Selbstbezichtigung, 1966) sind Schauspiele ohne Bilder, die auf keine Wirklichkeit außerhalb des Theaters verweisen, sondern die konkrete Situation des Theaters selbst thematisieren. "Kaspar", Handkes erstes umfangreicheres Stück (1968), zeigt das erdrückende Herrschaftssystem Sprache, aber auch die Möglichkeit, durch Sprache Orientierung in der Realität zu gewinnen. Handke hat danach, bis zum vierten Teil seiner Tetralogie "Langsame Heimkehr", "Über die Dörfer" (1981), in dem sich ein fast naives Verhältnis zur Sprache restauriert, lange keine Theaterstücke geschrieben. Nach dem "Spiel vom Fragen oder die Reise zum sonoren Land" (1989) erschien 1992 das Stück "Die Stunde, da sie nichts voneinander wussten" (1992), das sich fast als Kontrapunkt zu den Sprechstücken verstehen lässt. Es ist ein Stück ohne Text, das ganz auf die Qualität der Bilder vertraut.

Auch in seiner Erzählprosa hat Handke eine weit ausgreifende Entwicklung durchmessen. Von der analytischen und in die formale Gestaltung eingegossenen Kritik an der traditionellen Beschreibungsliteratur (Die Hornissen, 1966; Der Hausierer, 1967; Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, 1970) kam er aus lebensgeschichtlicher Erfahrung zu einer produktiven Auseinandersetzung mit der literarischen Form des Entwicklungsromans (Der kurze Brief zum langen Abschied, 1972; Die Stunde der wahren Empfindung, 1975; Die linkshändige Frau, 1976). In der Erzählung "Langsame Heimkehr" wird dieser Weg der Selbstfindung zu einer sakralen Handlung. Der diese Erzählung kommentierende Essay "Die Lehre der St. Victoire" fordert für die Kunst, die die disparaten Elemente der Welt vermittelt, neben Philosophie und Religion den gleichen Rang ein.

Von 1973 bis 1977 war Handke Mitglied der Grazer Autorenversammlung, trennte sich von dieser Vereinigung jedoch, nachdem es zu Differenzen gekommen war.

1996 kam es in den Medien nach der Veröffentlichung von Handkes Reisebericht "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" zu heftigen Kontroversen, die bis heute andauern. KritikerInnen warfen ihm eine Verharmlosung der serbischen Kriegsverbrechen vor, während Handke für sich eine differenziertere Wortwahl und Darstellung der Ereignisse als in der allgemeinen journalistischen Berichterstattung in Anspruch nimmt. 2006 verzichtete Handke deswegen auf die Annahme des Heinrich-Heine-Preises der Stadt Düsseldorf. 2007 fand die Uraufführung seines Stückes "Spuren der Verirrten" am Berliner Ensemble statt, in der Folge wurde Handke der mit 50.000 Euro dotierte Berliner Heinrich-Heine-Preis verliehen, welchen er einer serbischen Enklave im Kosovo zukommen ließ.

Peter Handkes Weg von den sprachanalytischen Anfängen zu einer affirmativen, auf das "große Wort" vertrauenden Sprachauffassung hat die Literaturkritik wie die Öffentlichkeit polarisiert. Wurde ihm früher von der realistisch orientierten Literatur Formalismus und Innerlichkeit vorgeworfen, steht heute der neugefundene Ausgangspunkt seines Schreibens, die "Tiefe des Ich", als Egomanie oder Narzissmus im Mittelpunkt der Kritik. Außer Debatte steht aber der künstlerische Rang seiner Prosa, der ihn zum bedeutendsten österreichischen Autor seiner Generation werden ließ.

Handkes Theaterstücke werden seit Jahrzehnten immer wieder auf Wiener Bühnen aufgeführt. Eine besondere Verbundenheit ergab sich durch Claus Peymann. Der Burgtheaterdirektor von 1986-1999 hatte schon früh eine starke Affinität zu Peter Handke; seine Frankfurter Inszenierungen der "Publikumsbeschimpfung" (1966) und des "Kaspar" (1968) gehören zu den Theaterlegenden. Er brachte auch die Uraufführung von "Das Mündel will Vormund sein" (Frankfurt 1969) und "Der Ritt über den Bodensee" (Berlin 1971) heraus. Während seiner Intendanz in Wien wurden „Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum Sonoren Land" (1990), "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" (1992), das "Königsdrama" (Untertitel) "Zurüstungen für die Unsterblichkeit" (1997), "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg" (1999) am Burgtheater uraufgeführt. Peymann brachte 2011 "Immer noch Sturm" ins Burgtheater, 2012 "Die schönen Tage von Aranjuez" ins Akademietheater (Uraufführung im Rahmen der Wiener Festwochen) . Duncan MacMillans Bearbeitung von Peter Handkes Erzählung "Wunschloses Unglück" wurde 2014 im Kasino, "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" 2015 im Rahmen der Wiener Festwochen und "Selbstbezichtigung" im Volkstheater aufgeführt. Claus Peymann brachte 2016 mit "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße" seine fünfte Handke-Uraufführung am Burgtheater heraus.

Literatur

  • Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Band 5. München: Edition text + kritik 1978 – [2015].
  • Text + Kritik 24 (1999)
  • Österreichisches Literaturarchiv: Peter Handke. URL: http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestaende_det.php?id=handke [Stand: 11.09.2015]
  • Österreichische Nationalbibliothek: Handke online. URL: http://handkeonline.onb.ac.at/ [Stand: 11.09.2015]
  • Evelyne Polt-Heinzl: Peter Handke. In Gegenwelten unterwegs. Wien: Sonderzahl 2011
  • Wiener Festwochen

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