Otto Stoessl
Otto Stoessl, * 2. Mai 1875 Wien, † 15. September 1936 Wien 4, Wiedner Krankenhaus (zuletzt wohnhaft 13, Matrasgasse 20 [ab 1912; Gedektafel, enthüllt 14. Oktober 1981; Ober-St.-Veiter Friedhof, Grab H/272 [Inobhutnahme ehrenhalber durch die Stadt Wien laut Bürgermeister- Entschluss von 28. April 1983]), Jurist, Beamter (Eisenbahnministerium), Schriftsteller, Gattin (1910) Auguste Frauenberger, Sohn des aus einer Brünner Rabbinerfamilie stammenden Arztes Adolf Stoessl. Studierte an der Universität Wien (Dr. jur. 1900), hörte danach philosophische, kunsthistorische und philologische Vorlesungen, widmete sich aber schon frühzeitig auch seinen literarischen Neigungen (mit seinem Freund Robert Scheu verfaßte er das Drama „Waare" [1897] und die Tragödie „Tote Götter" [1898]). Schwierigkeiten mit der Zensurbehörde führten zu einer Annäherung an Karl Kraus (Mitarbeiter an der „Fackel"). Schuf ein umfangreiche Prosawerk in der Tradition des Realismus (In den Mauern, 1907; Morgenrot, Roman, 1912; Das Haus Erath, Roman, 1920; Sonnenmelodie, Roman über den Komponisten J. M. Hauer, 1923), Erzählungen und Novellen, formstrenge Lyrik (Antike Motive, 1928), Essays zu Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer und Adalbert Stifter unter anderem. Ab 1919 war Stoessl Burgtheaterkritiker der Wiener Zeitung. Werkausgabe (vier Bände, 1933 ff.). Preis der Stadt Wien für Literatur (1923); Hofrat. - Nach seiner Heirat übersiedelte er nach Hacking, schuf sich jedoch 1912 ein bescheidenes Haus (13, Matrasgasse 20), in dem er bis zu seinem Tod lebte (die Einrichtung stammte von seinem Freund Adolf Loos). Von privater Seite wurde ein Otto- Stoessl-Literaturpreis geschaffen. Stoesslgasse.
Literatur
BBL (Stoeßel); GBÖ; Jb. Wiener Gesellschaft; Personenlex.; Nach- lässe; Hahnl, Vergessene Literatur; Christoph Heinrich Binder, 0. St., in: Bfm.-Abh. (3.9. 1986); Gilbert J. Carr (Hg.), Briefwechsel Karl Kraus - 0. St. (1996); Kat. HM 138 (Künstierwohnung), 168; M. Maetz, 0. St. Leben und Jugendwerke, Diss. Universität W. (1948); H. Mreule, 0. St.s spätere Schaffensperiode, Diss. Universität W. (1948); Niederösterreich Kulturberichte 2/1988; WZ 1. 5. 1935; 10. 10. 1986;