Ottakringer Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen

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Ottakringer Brauerei (16, Ottakringer Straße 91; „Ottakringer Brauerei Harmer AG"). 1837 kaufte der Müllermeister Heinrich Plank 7 Bauparzellen auf dem Pfarracker der Ried Paniken in Ottakring und suchte am 12. Mai 1837 im Stift Klosterneuburg um Genehmigung zum Bau eines Brauhauses an (Bewilligung im September 1837), das 1838 eröffnet wurde. Im Haus „Zu den drei Röserln", dem Stammhaus des 8.000 Quadratmeter großen Betriebs, wurde eine Bierschank mit Tanzsaal und großem Biergarten eingerichtet. 1843 vergrößerte Plank seinen Betrieb und erwarb neue Grundstücke. 1848 verfügte die Ottakringer Brauerei bereits über einen eigenen Gärkeller, eine neue Malztenne, Stallungen, erweiterte Lagerräume und Wohnungen. Im Brauhaussaal fanden Bälle, Theateraufführungen und Konzerte statt. Wegen Verschuldung verkaufte Plank am 8. März 1850 die Brauerei und das nunmehr rund ein Hektar große Anwesen an die Vettern Ignaz und Jakob Kuffner, die auch in Hernals eine Brauerei betrieben (Ignaz war 1869-1882 Bürgermeister von Ottakring und wurde 1878 in Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen sowie aufgrund seiner humanitären Verdienste als „Edler von" in den Adelsstand erhoben). 1860 wurde eine eigene Spiritus- und Preßhefefabrik errichtet, 1876 erfolgte die Aufstockung der Binderei und des Wasserreservoirs sowie die Vergrößerung der Preßhefefabrik. Nach dem Tod von Ignaz Kuffner (23. März 1882) ging das Unternehmen an seinen Sohn [[Moritz Kuffner]] über. 1890 kam es zum Neubau und Zubau einer Preßhefefabrik, 1891 wurde ein Maschinenhaus erbaut, und 1901 wurden neue Arbeitenvohnungen errichtet. Bei der Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft (22. Mai 1905) ergab sich ein Gesamtaktienkapital von fast 10 Millionen Kronen. 1913 umfaßte die Ottakringer Brauerei rund. 40.000 Quadratmeter (neben dem Brauereikomplex an der Ottakringer Straße auch Stallungen und Lagerplätze in der Thaliastraße, Haslinger- und Arnethgasse). Das Sudhaus verfügte über umfangreiche Maisch- und Läuterbottiche; die Gärbottiche bestanden zum Teil noch aus Holz, teilweise aber auch bereits aus Beton (sie faßten je nach Größe 60-500 Hektoliter Bier). Nach der Annexion Österreichs (1938) mußte die Familie Kuffner emigrieren. Die Ottakringer Brauerei wurde an Gustav Harmer verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 2,5grädiges Bier erzeugt. Gegen Kriegsende zerstörten Bomben die Mälzerei, nach Kriegsende wurde die Brauerei von sowjetrussischen Truppen besetzt. Ab dem 21. Juni 1945 konnte die Ottakringer Brauerei die Bierproduktion wieder in größerem Umfang aufnehmen. Die Brauerei selbst wurde unter treuhändische Verwaltung gestellt. 1946 kehrten Gustav Harmer und sein Bruder Robert zurück; der Kauf der Ottakringer Brauerei von der Familie Kuffner wurde legalisiert. Am 1. Juli 1977 verließ die Ottakringer Brauerei das Bierkartell (gegründet 1907, aufgelöst 1981). Nach langjährigen familiären Differenzen wählte man 1978 für die frühere „Ottakringer Brauerei Harmer AG" die Form einer Familien-AG. Am 1. Jänner 1984 wurde der Brauereibetrieb mit der gesamten Getränkeherstellung als AG von der Ottakringer Hefe- und Spiritusfabrik (16, Ottakringer Straße 89) getrennt, die als Schwesterbetrieb der Brauerei in Form einer GmbH, geführt wird. Im November 1986 konnte die geplante Mitarbeiter- und Kundenbeteiligung an der Ottakringer Brauerei verwirklicht werden. Der Bierausstoß, der 1848 12.572 Hektoliter 1898 212.582 Hektoliter und 1948 95.080 Hektoliter betragen hatte, erreichte 1987 408.163 Hektoliter. Mit neuen Biermarken („Goldfassl Pils" und „Goldfassl Spezial", seit 1992 alkoholfreies Bier „Null komma Josef [1993 österreichischer Marktanteil 41 %]), neues Flaschendesign (1989), Erwerb von Konzessionen für nichtalkoholische Getränke, Vergabe von Lizenzen (insbesondere nach Osteuropa) und gezielte Werbestrategien konnten neben dem heimischen Markt zusätzliche Märkte (beispielsweise Ungarn, Slowakische Republik, Italien und Länder der ehemaligen UdSSR) erschlossen werden. Der Ausstoß an sämtlichen produzierten Getränken erreichte 1992 940.000 Hektoliter. [[Bockkeller]] (siehe Nachtrag Band 5).
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Ottakringer Brauerei (16, Ottakringer Straße 91; „Ottakringer Brauerei Harmer AG"). 1837 kaufte der Müllermeister Heinrich Plank 7 Bauparzellen auf dem Pfarracker der Ried Paniken in Ottakring und suchte am 12. Mai 1837 im Stift Klosterneuburg um Genehmigung zum Bau eines Brauhauses an (Bewilligung im September 1837), das 1838 eröffnet wurde. Im Haus „Zu den drei Röserln", dem Stammhaus des 8.000 Quadratmeter großen Betriebs, wurde eine Bierschank mit Tanzsaal und großem Biergarten eingerichtet. 1843 vergrößerte Plank seinen Betrieb und erwarb neue Grundstücke. 1848 verfügte die Ottakringer Brauerei bereits über einen eigenen Gärkeller, eine neue Malztenne, Stallungen, erweiterte Lagerräume und Wohnungen. Im Brauhaussaal fanden Bälle, Theateraufführungen und Konzerte statt. Wegen Verschuldung verkaufte Plank am 8. März 1850 die Brauerei und das nunmehr rund ein Hektar große Anwesen an die Vettern Ignaz und Jakob Kuffner, die auch in Hernals eine Brauerei betrieben (Ignaz war 1869-1882 Bürgermeister von Ottakring und wurde 1878 in Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen sowie aufgrund seiner humanitären Verdienste als „Edler von" in den Adelsstand erhoben). 1860 wurde eine eigene Spiritus- und Preßhefefabrik errichtet, 1876 erfolgte die Aufstockung der Binderei und des Wasserreservoirs sowie die Vergrößerung der Preßhefefabrik. Nach dem Tod von Ignaz Kuffner (23. März 1882) ging das Unternehmen an seinen Sohn [[Moritz Kuffner]] über. 1890 kam es zum Neubau und Zubau einer Preßhefefabrik, 1891 wurde ein Maschinenhaus erbaut, und 1901 wurden neue Arbeitenvohnungen errichtet. Bei der Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft (22. Mai 1905) ergab sich ein Gesamtaktienkapital von fast 10 Millionen Kronen. 1913 umfaßte die Ottakringer Brauerei rund. 40.000 Quadratmeter (neben dem Brauereikomplex an der Ottakringer Straße auch Stallungen und Lagerplätze in der Thaliastraße, Haslinger- und Arnethgasse). Das Sudhaus verfügte über umfangreiche Maisch- und Läuterbottiche; die Gärbottiche bestanden zum Teil noch aus Holz, teilweise aber auch bereits aus Beton (sie faßten je nach Größe 60-500 Hektoliter Bier). Nach der Annexion Österreichs (1938) mußte die Familie Kuffner emigrieren. Die Ottakringer Brauerei wurde an Gustav Harmer verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 2,5grädiges Bier erzeugt. Gegen Kriegsende zerstörten Bomben die Mälzerei, nach Kriegsende wurde die Brauerei von sowjetrussischen Truppen besetzt. Ab dem 21. Juni 1945 konnte die Ottakringer Brauerei die Bierproduktion wieder in größerem Umfang aufnehmen. Die Brauerei selbst wurde unter treuhändische Verwaltung gestellt. 1946 kehrten Gustav Harmer und sein Bruder Robert zurück; der Kauf der Ottakringer Brauerei von der Familie Kuffner wurde legalisiert. Am 1. Juli 1977 verließ die Ottakringer Brauerei das Bierkartell (gegründet 1907, aufgelöst 1981). Nach langjährigen familiären Differenzen wählte man 1978 für die frühere „Ottakringer Brauerei Harmer AG" die Form einer Familien-AG. Am 1. Jänner 1984 wurde der Brauereibetrieb mit der gesamten Getränkeherstellung als AG von der Ottakringer Hefe- und Spiritusfabrik (16, Ottakringer Straße 89) getrennt, die als Schwesterbetrieb der Brauerei in Form einer GmbH, geführt wird. Im November 1986 konnte die geplante Mitarbeiter- und Kundenbeteiligung an der Ottakringer Brauerei verwirklicht werden. Der Bierausstoß, der 1848 12.572 Hektoliter 1898 212.582 Hektoliter und 1948 95.080 Hektoliter betragen hatte, erreichte 1987 408.163 Hektoliter. Mit neuen Biermarken („Goldfassl Pils" und „Goldfassl Spezial", seit 1992 alkoholfreies Bier „Null komma Josef [1993 österreichischer Marktanteil 41 %]), neues Flaschendesign (1989), Erwerb von Konzessionen für nichtalkoholische Getränke, Vergabe von Lizenzen (insbesondere nach Osteuropa) und gezielte Werbestrategien konnten neben dem heimischen Markt zusätzliche Märkte (beispielsweise Ungarn, Slowakische Republik, Italien und Länder der ehemaligen UdSSR) erschlossen werden. Der Ausstoß an sämtlichen produzierten Getränken erreichte 1992 940.000 Hektoliter. [[Bockkeller]].
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Christoph Wagner: Wiener Bier. 150 Jahre Ottakringer Brauerei. 1987
 
* Christoph Wagner: Wiener Bier. 150 Jahre Ottakringer Brauerei. 1987
 
* Geschäftsberichte der Ottakringer Brauerei.
 
* Geschäftsberichte der Ottakringer Brauerei.

Version vom 30. September 2013, 17:06 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 26448
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.09.2013 durch WIEN1.lanm08son
  • 16., Ottakringer Platz 1
  • 16., Ottakringer Straße 91-93

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48° 12' 46.57" N, 16° 19' 26.83" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Ottakringer Brauerei (16, Ottakringer Straße 91; „Ottakringer Brauerei Harmer AG"). 1837 kaufte der Müllermeister Heinrich Plank 7 Bauparzellen auf dem Pfarracker der Ried Paniken in Ottakring und suchte am 12. Mai 1837 im Stift Klosterneuburg um Genehmigung zum Bau eines Brauhauses an (Bewilligung im September 1837), das 1838 eröffnet wurde. Im Haus „Zu den drei Röserln", dem Stammhaus des 8.000 Quadratmeter großen Betriebs, wurde eine Bierschank mit Tanzsaal und großem Biergarten eingerichtet. 1843 vergrößerte Plank seinen Betrieb und erwarb neue Grundstücke. 1848 verfügte die Ottakringer Brauerei bereits über einen eigenen Gärkeller, eine neue Malztenne, Stallungen, erweiterte Lagerräume und Wohnungen. Im Brauhaussaal fanden Bälle, Theateraufführungen und Konzerte statt. Wegen Verschuldung verkaufte Plank am 8. März 1850 die Brauerei und das nunmehr rund ein Hektar große Anwesen an die Vettern Ignaz und Jakob Kuffner, die auch in Hernals eine Brauerei betrieben (Ignaz war 1869-1882 Bürgermeister von Ottakring und wurde 1878 in Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen sowie aufgrund seiner humanitären Verdienste als „Edler von" in den Adelsstand erhoben). 1860 wurde eine eigene Spiritus- und Preßhefefabrik errichtet, 1876 erfolgte die Aufstockung der Binderei und des Wasserreservoirs sowie die Vergrößerung der Preßhefefabrik. Nach dem Tod von Ignaz Kuffner (23. März 1882) ging das Unternehmen an seinen Sohn Moritz Kuffner über. 1890 kam es zum Neubau und Zubau einer Preßhefefabrik, 1891 wurde ein Maschinenhaus erbaut, und 1901 wurden neue Arbeitenvohnungen errichtet. Bei der Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft (22. Mai 1905) ergab sich ein Gesamtaktienkapital von fast 10 Millionen Kronen. 1913 umfaßte die Ottakringer Brauerei rund. 40.000 Quadratmeter (neben dem Brauereikomplex an der Ottakringer Straße auch Stallungen und Lagerplätze in der Thaliastraße, Haslinger- und Arnethgasse). Das Sudhaus verfügte über umfangreiche Maisch- und Läuterbottiche; die Gärbottiche bestanden zum Teil noch aus Holz, teilweise aber auch bereits aus Beton (sie faßten je nach Größe 60-500 Hektoliter Bier). Nach der Annexion Österreichs (1938) mußte die Familie Kuffner emigrieren. Die Ottakringer Brauerei wurde an Gustav Harmer verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 2,5grädiges Bier erzeugt. Gegen Kriegsende zerstörten Bomben die Mälzerei, nach Kriegsende wurde die Brauerei von sowjetrussischen Truppen besetzt. Ab dem 21. Juni 1945 konnte die Ottakringer Brauerei die Bierproduktion wieder in größerem Umfang aufnehmen. Die Brauerei selbst wurde unter treuhändische Verwaltung gestellt. 1946 kehrten Gustav Harmer und sein Bruder Robert zurück; der Kauf der Ottakringer Brauerei von der Familie Kuffner wurde legalisiert. Am 1. Juli 1977 verließ die Ottakringer Brauerei das Bierkartell (gegründet 1907, aufgelöst 1981). Nach langjährigen familiären Differenzen wählte man 1978 für die frühere „Ottakringer Brauerei Harmer AG" die Form einer Familien-AG. Am 1. Jänner 1984 wurde der Brauereibetrieb mit der gesamten Getränkeherstellung als AG von der Ottakringer Hefe- und Spiritusfabrik (16, Ottakringer Straße 89) getrennt, die als Schwesterbetrieb der Brauerei in Form einer GmbH, geführt wird. Im November 1986 konnte die geplante Mitarbeiter- und Kundenbeteiligung an der Ottakringer Brauerei verwirklicht werden. Der Bierausstoß, der 1848 12.572 Hektoliter 1898 212.582 Hektoliter und 1948 95.080 Hektoliter betragen hatte, erreichte 1987 408.163 Hektoliter. Mit neuen Biermarken („Goldfassl Pils" und „Goldfassl Spezial", seit 1992 alkoholfreies Bier „Null komma Josef [1993 österreichischer Marktanteil 41 %]), neues Flaschendesign (1989), Erwerb von Konzessionen für nichtalkoholische Getränke, Vergabe von Lizenzen (insbesondere nach Osteuropa) und gezielte Werbestrategien konnten neben dem heimischen Markt zusätzliche Märkte (beispielsweise Ungarn, Slowakische Republik, Italien und Länder der ehemaligen UdSSR) erschlossen werden. Der Ausstoß an sämtlichen produzierten Getränken erreichte 1992 940.000 Hektoliter. Bockkeller.

Literatur

  • Christoph Wagner: Wiener Bier. 150 Jahre Ottakringer Brauerei. 1987
  • Geschäftsberichte der Ottakringer Brauerei.