Nikolaikloster: Unterschied zwischen den Versionen

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|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
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Nikolaikirche (3, Landstr. Hauptstr., in Höhe der
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Nikolaikloster ( l, Singerstr. 13-15, Grünangerg. 10-12,
Salmg.; Pfarrkirche „Zum hl. Nikolaus"). Sie war älter als
+
Nikolaig. 1). In einem von ->• Paltram vor dem Freithof
das von Hz. Leopold VI. (1198-1230) gegr. Zisterzienserinnenkloster
+
1272 geschenkten Haus err. die Zisterzienserinnen vor
St. Maria vor dem Stubentor (->• Nikolaikloster
+
dem Stubentor (-+ Nikolaikloster [3]) ein Filialkloster
[3]), dem der Sprachgebrauch wegen seiner Nähe zur
+
samt Kirche (Vollendung 1274). Dorthin wurden 1276 auf
Nikolaikirche, im Hintergrund rechts die Rochuskirche. Stich von
+
Veranlassung Paltrams die Reliquien der hl. Deliciana aus
Johann Ziegler, 1783.
+
Prag gebracht. Spätestens im 14. Jh. erhielten die Nonnen
N. bald deren Patrozinium beilegte, obwohl zw. dem Kloster
+
auch ein angrenzendes, vormals dem Stift Heiligenkreuz
u. der N. kein rechtl. Zusammenhang bestand. Die N.
+
gehör. Haus (l, Singerstr. 9-11, Blutg. 5-9), das sie vermieteten.
dürfte spätestens im 12. Jh. als Gotteshaus einer kleinen
+
1385 entzog Hz. Albrecht III. den Nonnen das
Vorstadt an der Fernhandelsstr. nach Ung. (dreieck.
+
Kloster u. schenkte es den Zisterziensern zur Einrichtung
Marktpl. vor der heut. ->• Rochuskirche) entstanden sein.
+
einer Ordenslehranst., die aber 1525 (Zerst. beim großen
1267 verfügte der Wr. Pfarrer -> Gerhard von Siebenbürgen
+
Stadtbrand) erlosch. 1529-35 waren die vor den Türken
die Betreuung der N. durch einen Kaplan des Himmelpfortklosters.
+
geflüchteten Nonnen des N.s vor dem Stubentor u. jene
1397 ist von der Pfarrkirche „beim alten
+
des Maria-Magdalena-Klosters vor dem Schottentor hier
St. Niklas in der Landstraße" die Rede. Bei der Türkenbelagerung
+
einquartiert, 1535 mußten sie ausziehen (die ersteren gingen
von 1529 brannte man das Nikolaikloster nieder,
+
nach Hörn, die letzteren übersiedelten ins Laurenzergebäude).
die Ruinen wurden 1538 abgetragen. Das Areal schenkte
+
Das Kloster schenkte Kg. Ferdinand 1535 dem
Kg. Ferdinand am 18. 12. 1540 der Stadt W. zur Anlage
+
Wr. Bi. Johann Fabri persönl. (nicht dem Bistum!), der
eines Frdh.s (-*• Nikolaifriedhof). Auf dem Frdh., der den
+
darin 1539 ein Studentenheim stiftete; nach Fabris Tod
Platz vor der heut. Rochuskirche einnahm, err. man 1698
+
(1541) überließen seine Testamentsvollstrecker auf Veranlassung
eine Kapelle, die ab 1738 durch eine stattl. Barockkirche
+
des Landesfürsten 1545 das Gebäude samt der
mit eintürm. Fassade ersetzt wurde (Baubeginn am 26. 1.
+
Kirche den Franziskanern u. erhielten dafür das einst. Kaplanhaus
1738, Vollendung im wesentl. 1742, Weihe am 26. 7. 1745
+
bei St. Ruprecht (wo die Franziskaner einquartiert
durch Weihbi. Josef Breitenbücher zu Ehren des hl. Nikolaus).
+
gewesen waren). Ein Nachbargebäude kam an die
Die Fassade war durch 6 dor. Wandpfeiler u. 4 Statuen
+
Stadt W., die es 1534/35 stückweise an Bürger verkaufte
geschmückt, der Turm besaß 4 Glocken, das Dekkenfresko
+
(-> Fähnrichhof). Die Franziskaner blieben im N. bis
schuf Paul -» Troger. Die Kirche stand inmitten
+
1589; in diesem Jahr übersiedelten sie in das ihnen überlassene
410
+
Bußhaus St. Hieronymus. Nun diente das Gebäude
Niklasporten (3) -
+
als Waisenhaus der Stadt W. für arme Bürgerstöchter;
Niklastheater (5)
+
nach deren Übersiedlung ins -> Bürgerspital gründete
Nikolaivorstadt
+
Ksin. Eleonore im N. 1625 ein Clarissenkloster (besiedelt
der Landstr. Hauptstr. (vor der Gabelung der Erdbergstr.);
+
mit 1624 wegen der Bocskayschen Unruhen aus Preßburg
die Straße ging an beiden Seiten vorbei. 1784
+
geflüchteten Nonnen). Die Kirche wurde 1652-53 neu
wurde die N. über Weisung der Kirchenreformkomm. entweiht
+
erb. (Weihe am 9. 12. 1653), das baufäll. Kloster zw. 1669
u. abgebrochen; der sie umgebende ->• Nikolaifriedhof
+
u. 1731 erneuert. Am 12. 1. 1782 wurde das Kloster durch
wurde aufgelassen, das Gelände nach Planierung mit
+
Joseph II. aufgehoben; 1785 wurden die Kirche u. das
Bäumen bepflanzt. Das im Volksmund als „Platzl" bezeichnete
+
Konventgebäude demoliert. Auf dem Areal entstanden
Areal nahm später einen (noch bestehenden)
+
private Wohnhäuser. Das einst. Gnadenbild der Kirche,
Markt auf (seit 1991 auch Station der U 3). (Mitarbeit Richard
+
„Maria, Heil der Kranken", kam in das Franziskanerkloster
Perger)
+
in Maria Enzersdorf (NO).
Lit.: Perger-Brauneis, 93f.; Landstraße, 69f., 180; Karl Tauchmann,
+
Lit.: Perger-Brauneis, 183f.; Victor Renner, Berichte aus dem
Gesch. der Pfarre S. Rochus u. S. Sebastian (1933), 8 ff.;
+
N. über die Belagerung W.s im Jahre 1683, in: Wr. Komm.-Kai. 27
Kisch 2, 540fr.; Bibl. 3, 227.
+
(1889), 290ff.; Gugitz, Gnadenstätten l, 33; Benedikt Kluge, Regesten
 +
zur Gesch. des Cistercienserinnen-Klosters bei St. Niklas
 +
vor dem Stubentore, in: Joseph Kopallik, Regesten zur Gesch. der
 +
Erzdiözese W. l (1890), 197ff.; Haydn (Kat. 1982), 358; Kisch l,
 +
464f.; Realis 2, 218, 231 f.; Leopold Sailer, Die Wr. Ratsbürger
 +
(1931), 131 ff.; Bibl. 3, 175f.

Version vom 16. September 2013, 18:39 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 20688
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.09.2013 durch WIEN1.lanm08w11
  • 1., Singerstraße 13-15
  • 1., Grünangergasse 10-12
  • 1., Nikolaigasse 1
  • 1., Nikolaigasse 2
  • Nr.: 836 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 837 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 838 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 874 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 885 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 886 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 887 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 888 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 939 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 25.63" N, 16° 22' 27.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Nikolaikloster ( l, Singerstr. 13-15, Grünangerg. 10-12, Nikolaig. 1). In einem von ->• Paltram vor dem Freithof 1272 geschenkten Haus err. die Zisterzienserinnen vor dem Stubentor (-+ Nikolaikloster [3]) ein Filialkloster samt Kirche (Vollendung 1274). Dorthin wurden 1276 auf Veranlassung Paltrams die Reliquien der hl. Deliciana aus Prag gebracht. Spätestens im 14. Jh. erhielten die Nonnen auch ein angrenzendes, vormals dem Stift Heiligenkreuz gehör. Haus (l, Singerstr. 9-11, Blutg. 5-9), das sie vermieteten. 1385 entzog Hz. Albrecht III. den Nonnen das Kloster u. schenkte es den Zisterziensern zur Einrichtung einer Ordenslehranst., die aber 1525 (Zerst. beim großen Stadtbrand) erlosch. 1529-35 waren die vor den Türken geflüchteten Nonnen des N.s vor dem Stubentor u. jene des Maria-Magdalena-Klosters vor dem Schottentor hier einquartiert, 1535 mußten sie ausziehen (die ersteren gingen nach Hörn, die letzteren übersiedelten ins Laurenzergebäude). Das Kloster schenkte Kg. Ferdinand 1535 dem Wr. Bi. Johann Fabri persönl. (nicht dem Bistum!), der darin 1539 ein Studentenheim stiftete; nach Fabris Tod (1541) überließen seine Testamentsvollstrecker auf Veranlassung des Landesfürsten 1545 das Gebäude samt der Kirche den Franziskanern u. erhielten dafür das einst. Kaplanhaus bei St. Ruprecht (wo die Franziskaner einquartiert gewesen waren). Ein Nachbargebäude kam an die Stadt W., die es 1534/35 stückweise an Bürger verkaufte (-> Fähnrichhof). Die Franziskaner blieben im N. bis 1589; in diesem Jahr übersiedelten sie in das ihnen überlassene Bußhaus St. Hieronymus. Nun diente das Gebäude als Waisenhaus der Stadt W. für arme Bürgerstöchter; nach deren Übersiedlung ins -> Bürgerspital gründete Ksin. Eleonore im N. 1625 ein Clarissenkloster (besiedelt mit 1624 wegen der Bocskayschen Unruhen aus Preßburg geflüchteten Nonnen). Die Kirche wurde 1652-53 neu erb. (Weihe am 9. 12. 1653), das baufäll. Kloster zw. 1669 u. 1731 erneuert. Am 12. 1. 1782 wurde das Kloster durch Joseph II. aufgehoben; 1785 wurden die Kirche u. das Konventgebäude demoliert. Auf dem Areal entstanden private Wohnhäuser. Das einst. Gnadenbild der Kirche, „Maria, Heil der Kranken", kam in das Franziskanerkloster in Maria Enzersdorf (NO). Lit.: Perger-Brauneis, 183f.; Victor Renner, Berichte aus dem N. über die Belagerung W.s im Jahre 1683, in: Wr. Komm.-Kai. 27 (1889), 290ff.; Gugitz, Gnadenstätten l, 33; Benedikt Kluge, Regesten zur Gesch. des Cistercienserinnen-Klosters bei St. Niklas vor dem Stubentore, in: Joseph Kopallik, Regesten zur Gesch. der Erzdiözese W. l (1890), 197ff.; Haydn (Kat. 1982), 358; Kisch l, 464f.; Realis 2, 218, 231 f.; Leopold Sailer, Die Wr. Ratsbürger (1931), 131 ff.; Bibl. 3, 175f.