Moritz Kuffner: Unterschied zwischen den Versionen

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Kuffner Moritz (ab 1878 Edler von), * 30. Jänner 1854 Wien, † 5. März 1939 Zürich (Hirslanden-Klinik), Industrieller, Alpinist, Gattin (1891) Elsa Holitscher (5.3.1867 Wien-Gaudenzdorf – 10.1.1938 Wien). Sohn von [[Ignaz Karl von Kuffner]], 3 Söhne Ignaz (11.1.1892 Wien – 4.2.1938 Wien), Dr. Johann (9.1.1894 Wien – 25.2.1973 Lausanne), Stephan (9.1.1894-Wien – 1.11.1976 Zürich)
 
Kuffner Moritz (ab 1878 Edler von), * 30. Jänner 1854 Wien, † 5. März 1939 Zürich (Hirslanden-Klinik), Industrieller, Alpinist, Gattin (1891) Elsa Holitscher (5.3.1867 Wien-Gaudenzdorf – 10.1.1938 Wien). Sohn von [[Ignaz Karl von Kuffner]], 3 Söhne Ignaz (11.1.1892 Wien – 4.2.1938 Wien), Dr. Johann (9.1.1894 Wien – 25.2.1973 Lausanne), Stephan (9.1.1894-Wien – 1.11.1976 Zürich)

Version vom 31. August 2016, 10:27 Uhr

Moritz Kuffner Porträt
Daten zur Person
Personenname Kuffner, Moritz
Abweichende Namensform
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 23239
GND
Wikidata
Geburtsdatum 30. Jänner 1854
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. März 1939
Sterbeort Zürich
Beruf Industrieller, Alpinist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 31.08.2016 durch WIEN1.lanm08w19
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Kuffner Moritz.jpg
Bildunterschrift Moritz Kuffner Porträt

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Kuffner Moritz (ab 1878 Edler von), * 30. Jänner 1854 Wien, † 5. März 1939 Zürich (Hirslanden-Klinik), Industrieller, Alpinist, Gattin (1891) Elsa Holitscher (5.3.1867 Wien-Gaudenzdorf – 10.1.1938 Wien). Sohn von Ignaz Karl von Kuffner, 3 Söhne Ignaz (11.1.1892 Wien – 4.2.1938 Wien), Dr. Johann (9.1.1894 Wien – 25.2.1973 Lausanne), Stephan (9.1.1894-Wien – 1.11.1976 Zürich)

Moritz Kuffner studierte an der Technischen Hochschule Wien und trat danach in die väterlichen Unternehmungen in Ottakring ein, die er ab 1882 leitete. Er erbte von seinem Vater und seinem kinderlos gebliebenen Onkel Jakob die Bierbrauerei und ein Millionenvermögen, das es ihm gestattete, sich privat mit Astronomie zu beschäftigen (Kuffner-Sternwarte). Er brachte die Ottakringer Brauerei und die Zucker-, Spiritus- und Presshefefabriken seiner Cousins Wilhelm und Karl in Diószegh in die „Ign.&Jac.Kuffner A.G., Ottakring-Döbling“ ein, deren Aktien nur Familienmitglieder besaßen. Wie sein Vater war er ein sozial denkender Arbeitgeber und schloss mit seinen Arbeitern den ersten Kollektivvertrag in einer österreichischen Brauerei ab. Er war 1900 bis 1903 Präsident des Brauherrenverbandes für Wien und Umgebung. Kuffner erbte von seinem Vater und seinem kinderlos gebliebenen Onkel Jakob auch ein Millionenvermögen, das es ihm gestattete, sich privat mit Astronomie zu beschäftigen und die Kuffner-Sternwarte errichten zu lassen. Er galt als hervorragendes Mitglied der jüdischen Wiener Gemeinde, war „Philosoph“, „Philanthrop“, Experte der englischen und französischen Literatur sowie als Nationalökonom. Er veranstaltete in seinem neuerbauten Palais Kuffner (heute Palais Harmer) in der Ottakringer Straße 118-120 Soiréen, an denen Mitglieder der unterschiedlichsten politischen und religiösen Führungsschichten teilnahmen. Er besaß eine bedeutende Sammlung u.a. von Gravierungen und Holzschnitten von Albrecht Dürer und war ein bedeutender Bergsteiger (Erstbesteigungen in den österreichische und Schweizer Alpen – Kuffnerpfeiler / Piz Palü und Kuffnergrat / Mont Mauduit). 1884-1889 veröffentlichte er Aufsätze in den Publikationen des Österreichischen Alpenvereins. 1900-1919 war er Mitglied des Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde sowie Mitglied des Industriellenklubs, der Gesellschaft der Musikfreunde und des Österreichischen Automobilklubs.

Bereits in der Monarchie und in der 1. Republik wurde er wegen seines jüdischen Glaubens als Großindustrieller wiederholt angefeindet, was sich u.a. im Ottakringer Bierboykott des Jahres 1911 äußerte.[1] Während des Ersten Weltkriegs konnte er wegen kriegswirtschaftlicher Vorschriften und Rohstoffmangel statt 12grädigem nur 4grädiges Bier erzeugen und litt besonders 1919 unter der Einverleibung der Heimat seiner Vorfahren Lundenburg (Breclav) in den neuen Tschechoslowakischen Staat.

1938 musste er nach dem „Anschluss“ seine Unternehmungen in Wien verkaufen, wobei die Arisierung durch den Hefefabrikanten Gustav II. Harmer nach Ansicht einer österreichischen Historikerkommission unter den Rahmenbedingungen des NS-Regimes relativ korrekt ablief.[2] Moritz Kuffner musste aber seine Kunstsammlung weitgehend in Wien lassen, um damit die Reichsfluchtsteuer und Vermögensabgabe finanzieren zu können.[3] Ein Teil der Familie emigrierte in die Tschechoslowakei und weiter nach Zürich, wo Moritz 1939 starb. Der Großteil der Familie Kuffner fiel jedoch dem NS-Terror zum Opfer.[4] 1945 wurde der Verkauf der Ottakringer Brauerei durch Restitutions-Nachzahlungen der Familie Harmer an Stephan und Johann Kuffner legalisiert, die aber eine neuerliche Beteiligung an der Brauerei und eine Rückkehr nach Wien verweigerten. Die beiden gründeten in der Schweiz die „Moritz- und Elsa-Stiftung“, die vor allem Berggebiete fördert.[5]

Kuffnergasse, Kuffner-Sternwarte.

Literatur

  • Michael Darthé: Ottakringer – Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien 2007
  • Klaudia Einhorn: Die vertriebene Familie Kuffner. Internet http://kuffner-sternwarte.at/sternwarte/familie-kuffner.php
  • Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Diplomarbeit Wien 2008
  • Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 71
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 35
  • Sophie Lillie: Was einmal war – Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien 2003, S. 615 - 628
  • Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler – Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Band 25, Heft 8/2000, S. 243-251
  • Georg Gaugusch: Wer einmal war - Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800 – 1938. Wien 2011 – Stichwort Kuffner
  • Historikerkommission (Hg.): Felber, Ulrike; Melichar, Peter, Priller, Markus; Unfried, Berthod; Weber, Fritz (Projektleitung): Eigentumsänderungen in der österreichischen Industrie 1938-1945/ Teil II Falldarstellungen, S. 637-647 Fall Ottakringer Brauerei, Spiritus- und Presshefefabrik AG
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Jahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014.
  • Werner W. Weiss: Die Kuffner-Sternwarte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 24), (W. W. Weiss, K.-Sternwarte), insbesondere S. 33 f.

Einzelnachweise

  1. Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Jahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 157.
  2. Michael Darthé: Ottakringer – Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien 2007, S. 41 ff.
  3. Sophie Lillie: Was einmal war – Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien 2003, S. 615 - 628.
  4. Klaudia Einhorn: Die vertriebene Familie Kuffner. Internet http://kuffner-sternwarte.at/sternwarte/familie-kuffner.php
  5. Paleczny, Brauherren, S. 167 f.; www.kuffner.ch