Miasmentheorie

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Als die Cholera 1831 erstmals in Wien auftrat, waren Bakterien als Krankheitserreger noch nicht bekannt. Die damals vorherrschende Theorie zur Erklärung von Ausbreitungs- mechanismen von Seuchen wie der Cholera war die Miasmentheorie. Der griechische Begriff Miasma bedeutet Verunreinigung oder übler Dunst. Die Miasmentheorie ging davon aus, dass sich Krankheitserreger, die Miasmen, in schlecht riechender Luft befinden und sich über die Atemwege oder auch über die Haut direkt auf den Menschen übertragen und ihn krank machen. Die Luft wurde als ein Gemisch aus chemischen Verbindungen gesehen, die über die Haut, durch Atmung oder Nahrungsaufnahme unmittelbar in die Textur von Organismen, eindringen kann, aber auch Ausdünstungen der Erde, von Pflanzen und Tieren und andere Stoffe aufnimmt (Payer 1997: 43). Als Hauptansteckungsgefahr wurden Fäulnisprozesse im Boden, in stehenden Gewässern oder wie sie bei Leichen ablaufen gesehen, deren schlecht riechende Ausdünstungen auf den Menschen übergehen und „das labile Gleichgewicht der Kräfte im Inneren des Körpers erschüttern“ (Payer 1997: 43).

Gestank bedeutete also Krankheitsgefahr und sollte daher nach den damaligen Hygienevorstellungen des aufgeklärten Bürgertums entfernt werden. Die kleinen die Stadt durchfließenden Gewässer wie der Wienfluss, der Ottakringer oder der Alserbach wurden dementsprechend als Gesundheitsgefahr wahrgenommen und zum Seuchenherd erklärt. Maßnahmen wie die Einwölbung der kleineren Bäche, der Bau der Sammelkanäle entlang des Wienflusses nach der ersten Choleraepidemie oder die Einleitung von Eisenvitriol in Gewässer sind daher im Zusammenhang mit der Miasmentheorie zu deuten bei denen es darum ging, den üblen Geruch aus der direkten Wahrnehmung zu verbannen.

Literatur: Payer, Peter. Der Gestank von Wien: über Kanalgase, Totendünste und andere üble Geruchskulissen. Wien: Döcker, 1997.