Merkleinsches Haus

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Märkleinsches Haus
Frühere Bezeichnung Hohes Haus
Benannt nach Christoph Merklein
Einlagezahl
Architekt Johann Lukas Hildebrandt
Prominente Bewohner Johann Andreas von Liebenberg, Antonio Maria Niccoló Beduzzi
PageID 2358
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 16.10.2014 durch DYN.elwu
  • 1., Am Hof 7
  • 1., Tiefer Graben 4
  • Nr.: 309 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 329 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 357 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Merkleinsches Haus (1, Am Hof 7, Tiefer Graben 4; Märkleinsches Haus, Hohes Haus; Konskriptionsnummer 329).

Vorgängerbauten

Hier standen einst drei Gebäude. Das an das Haus Am Hof 8 grenzende Haus wird 1445 erstmals urkundlich erwähnt. Für die nächsten zwei Jahrhunderte existieren nur wenige Daten, da die drei Gebäude zum Grundbuch des Hofspitals gehörten. In den 1560er Jahren sind zwei zweistöckige Häuser am Tiefen Graben und ein dreistöckiges Am Hof verzeichnet. Im Suttinger-Plan von 1684 sind bereits nur mehr zwei Gebäude eingezeichnet, Albert Camesina hingegen weist in seinem 1868 erschienenen Werk "Wiens Bedrängnis im Jahr 1683" noch drei Häuser aus. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich jedoch erklären, da zwei Häuser besitzrechtlich vereint waren und Vorder- und Hinterhaus bildeten. Das dritte, selbständige Gebäude gehörte zu dieser Zeit dem Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg. Aus dem Totenregister der Stadt Wien geht (im Gegensatz zur Angabe Camesinas) hervor, dass dieses Haus den Namen "Zur goldenen (großen) Weintraube" und die beiden anderen den Namen "Zum schwarzen Rössel" trugen. Zum Haus "Zur goldenen Weintraube" gehörte ein großer, tiefer Weinkeller, der in Anlehnung an das Nachbarhaus Stadt 328 "Zur kleinen Weintraube" (siehe Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe) "Zur großen Weintraube" genannt wurde. 1710 stand Christoph von Merklein (Märklein) im Besitz aller drei Häuser.

Merkleinsches Haus

1727-1730 errichtete Leopold Giessl nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt für Christoph von Merklein das heutige Gebäude. Im ersten Stock befindet sich ein Hauptsaal mit Stuckornamenten (erste Hälfte 18. Jahrhundert). Das Haus, das damals als höchstes Gebäude Wiens galt und eines der schönsten Barockhäuser der Stadt darstellt, lässt deutlich den Steilabfall zum Tiefen Graben erkennen (Am Hof vier- und am Tiefen Graben sechsstöckig mit darüber liegenden Mansarden).

Am 4. März 1735 starb der in Bologna geborene Hof- und Theateringenieur der Kaiserin Amalia, Antonio Maria Niccoló Beduzzi, in diesem Haus. Im Jahr 1858 wurde es umgebaut und von der "österreichischen Centralbank" erworben, die es jedoch bereits ein Jahr später an die Allgemeine Österreichische Baugesellschaft weiterverkaufte. Spätestens 1885 war es wieder in Privatbesitz. 1883 wurde eine Gedenktafel (mit Porträtbüste) für den Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg angebracht, der im Vorgängerhaus gestorben war.

Am 7. Juli 1897 erwarb die "Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe" das Haus, da die Räumlichkeiten im Nachbargebäude Am Hof 6-6A nicht mehr ausreichten. Nach dem Zusammenbruch der Bank wurde es 1935 von der Gemeinde Wien um 150.000 Schilling für die Feuerwehr erworben und 1935/1936 umgestaltet (das ursprüngliche Am Hof befindliche Portal mit Säulen und Pilastern musste damals den im Parterre untergebrachten Garagen der Feuerwehr weichen).

Im Bombenhagel vom 10. September 1944 wurde die am Tiefen Graben liegende Seite von zwei Bomben getroffen. Beim ersten Einschlag wurde das Dach sowie das oberste Stockwerk auf einer Länge von drei Fensterachsen weggerissen. Die zweite Bombe traf die Hausmauer am Gehsteig und beschädigte das Erdgeschoß sowie den ersten Stock und den Keller.

Heute ist das Wiener Feuerwehrmuseum in diesem Gebäude untergebracht.

siehe auch Hohes Haus.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Schank- und Gasthaus "Zur goldenen (großen) Weintraube"
  • Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe


Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 10
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 28
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 4 f.
  • Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 9
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 57 f.
  • Das Merkleinsche Haus am Hof in Wien, in: Grimschitz, Hildebrandt, S. 121
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 20
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 5
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 4
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 74
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 276-279