Manner: Unterschied zwischen den Versionen

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Manner (ursprünglich Josef Manner & Comp. AG), Süßwarenfabrik. Nach der Entlassung vom Militärdienst eröffnete Josef Manner (* 26. Juli 1865 Wien, † 5. Mai 1947 Wien [Dornbacher Friedhof]) am Stephansplatz ein kleines Geschäft, in dem er Schokolade und Feigenkaffee verkaufte. Da er mit der Schokoladequalität seiner Zulieferer nicht zufrieden war, kaufte er am 1. März 1890 mit seinem Militärkameraden Georg Gschwandtner (Teilhaber 1890-1892) in Margareten (5, Wildemanngasse [Strobachgasse] 7) einen kleinen Betrieb (Erzeugung von Schokoladetafeln und Figurenschokolade, später auch von Zuckerwaren und Nougatmassen); in Erinnerung an das erste Geschäft wurde die Stephanskirche zum Markenzeichen für seine Erzeugnisse (noch heute spendet die Firma alljährlich einen größeren Betrag für die Domrestaurierung). Noch im selben Jahr wurde der (zu klein gewordene) Betrieb ins Haus seiner Eltern in Hernals (17, Kulmgasse 17) verlegt; in wenigen Jahren dehnte sich rings um das Haus eine ständig wachsende Fabrik aus. Die Kreierung von „Manners Neapolitaner-Schnitten" (erstmals 1898 in einer Preisliste zu finden) war für den raschen Aufschwung des Unternehmens von großer Bedeutung; die Produktionspalette wurde ständig erweitert. Anfang 20. Jahrhundert wurde das Sortiment durch Bäckereien weiter ausgebaut. Anfangs war Josef Manner nicht nur Erzeuger, sondern auch sein eigener Verkaufsvertreter und Werbeagent. 1897 beschäftigte Manner bereits 100 Mitarbeiter. 1900 trat Johann Riedl als Companion in die Firma ein. 1904-1913 wurden zwei Fabriksgebäude errichtet, 1913 erfolgte die Umwandlung in eine AG (rund 1.000 Mitarbeiter), 1914 waren knapp 3.000 Arbeiter beschäftigt; die Firma wurde sozial fortschrittlich geführt, da es bereits 1911 einen Betriebsarzt und eine Werksküche gab, Wohnhäuser für Arbeiter errichtet wurden, die Mitarbeiter einen bezahlten Urlaub (maximal vier Wochen) erhielten und Unterstützungseinrichtungen für Pensionisten existierten. Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich die Firma nur langsam, doch konnte sie sich unter Josef Manners Leitung zum größten Süßwarenhersteller Österreichs emporarbeiten; der in den 20er Jahren erreichte Mitarbeiterstand von etwa 1.500 sank infolge der Weltwirtschaftskrise bis 1937 auf 800. Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Rückschläge. In den 50er und 60er Jahren konnte der Vorkriegsstand an Mitarbeitern wieder erreicht werden; erst 1964 wurde jedoch der Umsatz von 1914 überschritten; 1966 wurde ein Zweigbetrieb in Perg (Oberösterreich) gegründet. 1970 kam es zum Zusammenschluß mit dem im Besitz der Familie Andres befindlichen zweitgrößten Süßwarenerzeuger Österreichs, der Firma Napoli, Ragersdorfer & Co. (Fabriken in Favoriten und Himberg; Marken Napoli und [kurz vor der Fusionierung erworben] Casali). Die Versuche, im Ausland Betriebe zu errichten, brachten keinen Erfolg. Da die Eigentümerfamilien Manner, Riedl und Andres über rund 75% des Aktienkapitals verfügten und an der Unternehmensführung beteiligt waren, blieb der Charakter eines Familienbetriebs gewahrt.
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{{Organisation}}Manner (ursprünglich Josef Manner & Comp. AG), Süßwarenfabrik. Nach der Entlassung vom Militärdienst eröffnete Josef Manner (* 26. Juli 1865 Wien, † 5. Mai 1947 Wien [Dornbacher Friedhof]) am Stephansplatz ein kleines Geschäft, in dem er Schokolade und Feigenkaffee verkaufte. Da er mit der Schokoladequalität seiner Zulieferer nicht zufrieden war, kaufte er am 1. März 1890 mit seinem Militärkameraden Georg Gschwandtner (Teilhaber 1890-1892) in Margareten (5, Wildemanngasse [Strobachgasse] 7) einen kleinen Betrieb (Erzeugung von Schokoladetafeln und Figurenschokolade, später auch von Zuckerwaren und Nougatmassen); in Erinnerung an das erste Geschäft wurde die Stephanskirche zum Markenzeichen für seine Erzeugnisse (noch heute spendet die Firma alljährlich einen größeren Betrag für die Domrestaurierung). Noch im selben Jahr wurde der (zu klein gewordene) Betrieb ins Haus seiner Eltern in Hernals (17, Kulmgasse 17) verlegt; in wenigen Jahren dehnte sich rings um das Haus eine ständig wachsende Fabrik aus. Die Kreierung von „Manners Neapolitaner-Schnitten" (erstmals 1898 in einer Preisliste zu finden) war für den raschen Aufschwung des Unternehmens von großer Bedeutung; die Produktionspalette wurde ständig erweitert. Anfang 20. Jahrhundert wurde das Sortiment durch Bäckereien weiter ausgebaut. Anfangs war Josef Manner nicht nur Erzeuger, sondern auch sein eigener Verkaufsvertreter und Werbeagent. 1897 beschäftigte Manner bereits 100 Mitarbeiter. 1900 trat Johann Riedl als Companion in die Firma ein. 1904-1913 wurden zwei Fabriksgebäude errichtet, 1913 erfolgte die Umwandlung in eine AG (rund 1.000 Mitarbeiter), 1914 waren knapp 3.000 Arbeiter beschäftigt; die Firma wurde sozial fortschrittlich geführt, da es bereits 1911 einen Betriebsarzt und eine Werksküche gab, Wohnhäuser für Arbeiter errichtet wurden, die Mitarbeiter einen bezahlten Urlaub (maximal vier Wochen) erhielten und Unterstützungseinrichtungen für Pensionisten existierten. Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich die Firma nur langsam, doch konnte sie sich unter Josef Manners Leitung zum größten Süßwarenhersteller Österreichs emporarbeiten; der in den 20er Jahren erreichte Mitarbeiterstand von etwa 1.500 sank infolge der Weltwirtschaftskrise bis 1937 auf 800. Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Rückschläge. In den 50er und 60er Jahren konnte der Vorkriegsstand an Mitarbeitern wieder erreicht werden; erst 1964 wurde jedoch der Umsatz von 1914 überschritten; 1966 wurde ein Zweigbetrieb in Perg (Oberösterreich) gegründet. 1970 kam es zum Zusammenschluß mit dem im Besitz der Familie Andres befindlichen zweitgrößten Süßwarenerzeuger Österreichs, der Firma Napoli, Ragersdorfer & Co. (Fabriken in Favoriten und Himberg; Marken Napoli und [kurz vor der Fusionierung erworben] Casali). Die Versuche, im Ausland Betriebe zu errichten, brachten keinen Erfolg. Da die Eigentümerfamilien Manner, Riedl und Andres über rund 75% des Aktienkapitals verfügten und an der Unternehmensführung beteiligt waren, blieb der Charakter eines Familienbetriebs gewahrt.
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  

Version vom 10. Juni 2014, 20:32 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1890
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 10.06.2014 durch WIEN1.lanm08w13
  • Josef Manner & Comp. AG (1890)

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48° 12' 58.35" N, 16° 19' 18.86" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Daten zur Organisation

Organisationsdaten

Art der Organisation
Datum von 1890
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 22756
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 10.06.2014 durch WIEN1.lanm08w13

Adressen

  • 17., Wilhelminenstraße 6

Frühere Adressierung

Bezeichnungen

  • Josef Manner & Comp. AG (1890)

Personen

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48° 12' 58.35" N, 16° 19' 18.86" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Manner (ursprünglich Josef Manner & Comp. AG), Süßwarenfabrik. Nach der Entlassung vom Militärdienst eröffnete Josef Manner (* 26. Juli 1865 Wien, † 5. Mai 1947 Wien [Dornbacher Friedhof]) am Stephansplatz ein kleines Geschäft, in dem er Schokolade und Feigenkaffee verkaufte. Da er mit der Schokoladequalität seiner Zulieferer nicht zufrieden war, kaufte er am 1. März 1890 mit seinem Militärkameraden Georg Gschwandtner (Teilhaber 1890-1892) in Margareten (5, Wildemanngasse [Strobachgasse] 7) einen kleinen Betrieb (Erzeugung von Schokoladetafeln und Figurenschokolade, später auch von Zuckerwaren und Nougatmassen); in Erinnerung an das erste Geschäft wurde die Stephanskirche zum Markenzeichen für seine Erzeugnisse (noch heute spendet die Firma alljährlich einen größeren Betrag für die Domrestaurierung). Noch im selben Jahr wurde der (zu klein gewordene) Betrieb ins Haus seiner Eltern in Hernals (17, Kulmgasse 17) verlegt; in wenigen Jahren dehnte sich rings um das Haus eine ständig wachsende Fabrik aus. Die Kreierung von „Manners Neapolitaner-Schnitten" (erstmals 1898 in einer Preisliste zu finden) war für den raschen Aufschwung des Unternehmens von großer Bedeutung; die Produktionspalette wurde ständig erweitert. Anfang 20. Jahrhundert wurde das Sortiment durch Bäckereien weiter ausgebaut. Anfangs war Josef Manner nicht nur Erzeuger, sondern auch sein eigener Verkaufsvertreter und Werbeagent. 1897 beschäftigte Manner bereits 100 Mitarbeiter. 1900 trat Johann Riedl als Companion in die Firma ein. 1904-1913 wurden zwei Fabriksgebäude errichtet, 1913 erfolgte die Umwandlung in eine AG (rund 1.000 Mitarbeiter), 1914 waren knapp 3.000 Arbeiter beschäftigt; die Firma wurde sozial fortschrittlich geführt, da es bereits 1911 einen Betriebsarzt und eine Werksküche gab, Wohnhäuser für Arbeiter errichtet wurden, die Mitarbeiter einen bezahlten Urlaub (maximal vier Wochen) erhielten und Unterstützungseinrichtungen für Pensionisten existierten. Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich die Firma nur langsam, doch konnte sie sich unter Josef Manners Leitung zum größten Süßwarenhersteller Österreichs emporarbeiten; der in den 20er Jahren erreichte Mitarbeiterstand von etwa 1.500 sank infolge der Weltwirtschaftskrise bis 1937 auf 800. Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Rückschläge. In den 50er und 60er Jahren konnte der Vorkriegsstand an Mitarbeitern wieder erreicht werden; erst 1964 wurde jedoch der Umsatz von 1914 überschritten; 1966 wurde ein Zweigbetrieb in Perg (Oberösterreich) gegründet. 1970 kam es zum Zusammenschluß mit dem im Besitz der Familie Andres befindlichen zweitgrößten Süßwarenerzeuger Österreichs, der Firma Napoli, Ragersdorfer & Co. (Fabriken in Favoriten und Himberg; Marken Napoli und [kurz vor der Fusionierung erworben] Casali). Die Versuche, im Ausland Betriebe zu errichten, brachten keinen Erfolg. Da die Eigentümerfamilien Manner, Riedl und Andres über rund 75% des Aktienkapitals verfügten und an der Unternehmensführung beteiligt waren, blieb der Charakter eines Familienbetriebs gewahrt.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Franz Mathis: Big Business in Österreich 1. 1987, S. 196 f.
  • Rudolf Spitzer: Hernals. Zwischen Gürtel und Hameau. Wien: Mohl 1991, S. 140 ff.
  • Standard, 3.6.1990
  • Josef Manner: Familienchronik Manner (Manuskript 1991)