Ludwig von Ficker

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Ficker, Ludwig von
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 18602
GND
Wikidata
Geburtsdatum 13. April 1880
Geburtsort München
Sterbedatum 20. März 1967
Sterbeort Innsbruck
Beruf Schriftsteller, Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.06.2016 durch WIEN1.lanm09hug
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Mühlau, Innsbruck
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 26. April 1966)


Ludwig von Ficker, * 13. April 1880 München, † 20. März 1967 Innsbruck, Herausgeber, Essayist.

Biographie

Seine Eltern waren die Lehrerin Maria Tschafellner und der renommierte Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Innbruck Julius von Ficker. Bis zur Legalisierung der elterlichen Ehe im Jahr 1896 lebte Ludwig von Ficker in München, danach in Innsbruck, wo er das Gymnasium abschloss. Er begann mit einem Jus-Studium in Innsbruck, wechselte aber bald zur Kunstgeschichte an den Universitäten Berlin, Wien und Rom, eine Dissertation über antike Skulpturen zur Zeit Michelangelos blieb unvollendet. Während der Studienzeit trat von Ficker vor allem durch dramatische Arbeiten an die Öffentlichkeit, so wurde beispielsweise "Der Hinkefuß. Eine dramatische Skizze" 1902 im "Tiroler Tagblatt" abgedruckt.

Nachdem er bereits 1909 die Tiroler Literaturzeitschrift „Der Föhn“ mitbegründet hatte, startete von Ficker 1910 sein kulturgeschichtlich wichtigstes Projekt, die Herausgabe der Zeitschrift "Der Brenner", die es bis 1954 auf achtzehn Folgen brachte. Obwohl von Ficker selbst selten das Wort ergriff, war es seine Persönlichkeit, die den "Brenner-Kreis" bildete, ihn führte und aufrechterhielt. Die wichtigsten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren der Kulturkritiker Theodor Haecker, der Philosoph Ferdinand Ebner sowie die Schriftsteller Theodor Däubler, Carl Dallago, Else Lasker-Schüler, Paula Schlier und natürlich Georg Trakl, den Ludwig von Ficker entdeckte, förderte und vor dem Vergessen bewahrte. Vorbild des "Brenner" war "Die Fackel" von Karl Kraus, worauf der Zeitschriftentitel auch anspielt.

Ficker lernte Kraus, nachdem er ihm einen Artikel gewidmet hatte, 1911 persönlich kennen. Der Venedig-Urlaub des Ehepaares Cissi und Ludwig von Ficker mit Karl Kraus, Georg Trakl, Bessie und Adolf Loos sowie Peter Altenberg im August 1913 ging in die fotografisch dokumentierte Kulturgeschichte ein. Außerdem waren Ludwig von Fickers Briefe aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, an dem er von 1915 bis 1918 als Frontsoldat und Offizier teilnahm, Quellen für Kraus’ Tragödie "Die letzten Tage der Menschheit".

Durch den Krieg und die folgende Inflation verlor von Ficker einen Großteil seines Vermögen und arbeitete ab 1921 für den Universitätsverlag Wagner. "Der Brenner", der sich immer mehr philosophischen und religiösen Fragen widmete, wurde 1940 von der Reichsschrifttumskammer auf die Liste des "schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt.

Die Stadt Innsbruck ehrte von Ficker 1955 mit der Verleihung des Ehrenringes, 1958 wurde er mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet. 1960 erhielt von Ficker außerdem den Großen österreichischen Staatspreis und 1966 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Ludwig von Ficker starb am 20. März 1967 in Innsbruck. Sein Nachlass wird vom 1964 gegründeten Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck betreut, das seit 1986 von Fickers riesiges Briefwerk herausgibt. Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt über 130 Korrespondenzstücke aus seiner Feder insbesondere an Karl Kraus und den Verlag "Die Fackel".


Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 17. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1968
  • Gerald Stieg: Der Brenner und die Fackel. Ein Beitrag zur Wirkungsgeschichte von Karl Kraus. Salzburg: Müller 1976 (Brenner-Studien, 3)
  • Ludwig von Ficker – Biographischer Kalender. In: Ludwig von Ficker: Briefwechsel 1909–1914. Hg. von Ignaz Zangerle u.a. Salzburg: Otto Müller 1986 (Brenner-Studien, 6), S. 376–387.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Marcel Atze: Cissi von Ficker informiert Karl Kraus über die Fronterlebnisse ihres Mannes Ludwig. In: Marcel Atze und Kyra Waldner (Hg.): „Es ist Frühling, und ich lebe noch“. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren. St. Pölten, Salzburg, Wien: Residenz 2014, S. 150–155.


Links

Brenner-Archiv: Ludwig von Ficker

Brenner-Archiv: Der Brenner