Lobmeyr: Unterschied zwischen den Versionen

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Lobmeyr, Firma ([[1]]., [[Kärntner Straße 26]]).  
  
Joseph Lobmeyr senior gründete 1823 seine Glaserzeugung (Herstellung feinstgeschliffener Biedermeiergläser), siedelte sich wenig später in der Kärntner Straße an und wurde 1835 anlässlich der Lieferung eines ersten Services für die Hofburg zum K. u. k. Hoflieferanten ernannt. Ab 1860 durfte sich die Firma (nunmehr unter der Leitung der Brüder Josef junior und Ludwig Lobmeyr) "Josef & Ludwig Lobmeyr, k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler" nennen. Die Brüder Lobmeyr trafen am Beginn ihrer Tätigkeit eine radikale unternehmerische Entscheidung und vernichteten, um ihre Kunden für eine moderne Stilrichtung zu gewinnen, das gesamte Biedermeier-Warenlager ihres Vaters; die neue Firmenphilosophie, eine konsequente Unterstützung der Avantgarde, brachte Erfolg.  
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Joseph Lobmeyr senior gründete 1823 seine Glaserzeugung (Herstellung feinstgeschliffener [[Biedermeier]]gläser), siedelte sich wenig später in der Kärntner Straße an und wurde 1835 anlässlich der Lieferung eines ersten Services für die Hofburg zum K. k. Hoflieferanten ernannt. Ab 1867 durfte sich die Firma (nunmehr unter der Leitung der Brüder Josef junior und Ludwig Lobmeyr) "Josef & [[Ludwig Lobmeyr]], k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler" nennen. Die Brüder Lobmeyr trafen am Beginn ihrer Tätigkeit eine radikale unternehmerische Entscheidung und vernichteten, um ihre Kunden für eine moderne Stilrichtung zu gewinnen, das gesamte Biedermeier-Warenlager ihres Vaters; die neue Firmenphilosophie, eine konsequente Unterstützung der Avantgarde, brachte Erfolg.  
  
 
1862 stellten die Brüder Lobmeyr, die ihre Firma inzwischen zu internationalem Ansehen gebracht hatten, auf der Londoner Weltausstellung außergewöhnliches Trinkservice aus geschliffenem und graviertem Glas aus. Nach Josefs Tod (1864) war [[Ludwig Lobmeyr]] Alleininhaber. 1902 trat sein Neffe Stefan Rath als Gesellschafter in die Firma ein, übernahm 1917 den Betrieb, gründete eine Werkstätte in Steinschönau (Böhmen) und war auf der Kunstgewerbeausstellung 1925 in Paris mit seinen Kreationen äußerst erfolgreich (Grand Prix auf der Triennale in Mailand 1933 und auf der Weltausstellung in Paris 1937). 1938 übernahm Raths Sohn Hans Harald den Betrieb; er setzte sich vor allem für die Entwicklung zeitgenössischer Repräsentationsbeleuchtung ein. 1946 gründete er eine Berufsschule für Glasveredelung in Kramsach und 1949 gemeinsam mit Wilhelm Mahla die Salzburger Cristallglas-GmbH.  
 
1862 stellten die Brüder Lobmeyr, die ihre Firma inzwischen zu internationalem Ansehen gebracht hatten, auf der Londoner Weltausstellung außergewöhnliches Trinkservice aus geschliffenem und graviertem Glas aus. Nach Josefs Tod (1864) war [[Ludwig Lobmeyr]] Alleininhaber. 1902 trat sein Neffe Stefan Rath als Gesellschafter in die Firma ein, übernahm 1917 den Betrieb, gründete eine Werkstätte in Steinschönau (Böhmen) und war auf der Kunstgewerbeausstellung 1925 in Paris mit seinen Kreationen äußerst erfolgreich (Grand Prix auf der Triennale in Mailand 1933 und auf der Weltausstellung in Paris 1937). 1938 übernahm Raths Sohn Hans Harald den Betrieb; er setzte sich vor allem für die Entwicklung zeitgenössischer Repräsentationsbeleuchtung ein. 1946 gründete er eine Berufsschule für Glasveredelung in Kramsach und 1949 gemeinsam mit Wilhelm Mahla die Salzburger Cristallglas-GmbH.  
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1958 wurde die Firma "Lobmeyr Werkstätte GmbH. Wien" als Werkstättenbetrieb des Stammhauses eröffnet und produziert neuartige Beleuchtungskörper nach Entwürfen von Hans Harald Rath, der 1966 von ihm produzierte Luster als österreichisches Staatsgeschenk anlässlich der Eröffnung der Metropolitan Opera nach New York schickte. 1968 übernahmen nach seinem Tod die Söhne Harald, Peter und Stefan den Betrieb. Sie führten die internationale Studioglasbewegung in Österreich ein, gründeten ein erstes Glasstudio an der Keramikfachschule in Stoob (Burgenland) und das berühmt gewordene Glasstudio im Franzensbad in Baden. 1973 wurde eine Jubiläumsausstellung im Museum für angewandte Kunst gezeigt und das Stammhaus in der Kärntner Straße erweitert.  
 
1958 wurde die Firma "Lobmeyr Werkstätte GmbH. Wien" als Werkstättenbetrieb des Stammhauses eröffnet und produziert neuartige Beleuchtungskörper nach Entwürfen von Hans Harald Rath, der 1966 von ihm produzierte Luster als österreichisches Staatsgeschenk anlässlich der Eröffnung der Metropolitan Opera nach New York schickte. 1968 übernahmen nach seinem Tod die Söhne Harald, Peter und Stefan den Betrieb. Sie führten die internationale Studioglasbewegung in Österreich ein, gründeten ein erstes Glasstudio an der Keramikfachschule in Stoob (Burgenland) und das berühmt gewordene Glasstudio im Franzensbad in Baden. 1973 wurde eine Jubiläumsausstellung im Museum für angewandte Kunst gezeigt und das Stammhaus in der Kärntner Straße erweitert.  
  
Für die Wiederherstellung des Portals (des einzig erhaltenen gründerzeitlichen Portals in der Kärntner Straße) erhielt Lobmeyr 1994 den ersten Preis des Portalgestaltungswettbewerbs der Jungen Wirtschaft. Siehe auch [[Glasmuseum Lobmeyr]]. Die Familiengruft befand sich am St. Marxer Friedhof.
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Für die Wiederherstellung des Portals (des einzig erhaltenen gründerzeitlichen Portals in der Kärntner Straße) erhielt Lobmeyr 1994 den ersten Preis des Portalgestaltungswettbewerbs der Jungen Wirtschaft. Siehe auch [[Glasmuseum Lobmeyr]]. Die Familiengruft befand sich am [[St. Marxer Friedhof]].
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==Quellen==
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++e9678d17-7da4-4e8d-9e88-af9d85af3598VERA#Akt_____e9678d17-7da4-4e8d-9e88-af9d85af3598VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A4: Firmenakt: L116 Lobmeyer Josef, Glaser]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++7f06f68d-e6eb-474e-a79c-9bb9fe374843VERA#Akt_____7f06f68d-e6eb-474e-a79c-9bb9fe374843VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A49/1: FN 002197 g, Firmenbuchakt J. & L. Lobmeyr, Gründungsdatum 27.1.1970, Ersteintragung 26.11.1991, Löschungsdatum 21.02.1996, Firmensitz Wien, enthält HRA 8892]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++af2ae585-a255-4322-ab32-ab03482d2151VERA#Stueck__af2ae585-a255-4322-ab32-ab03482d2151VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/3: Handelsregister Ges 3/352, J. & L. Lobmeyr]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++3b2ab03d-b086-43ff-85f6-b32ad9ea2492VERA#Stueck__3b2ab03d-b086-43ff-85f6-b32ad9ea2492VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/6: Handelsregister E 6/400, J. & L. Lobmeyr]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++df733d70-c791-4a5f-bf5d-22fecd6786b9VERA#Stueck__df733d70-c791-4a5f-bf5d-22fecd6786b9VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/54: Handelsregister Ges 54/42, J. & L. Lobmeyr]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++d019278b-4875-4544-a4e8-e026247fa4ddVERA#Stueck__d019278b-4875-4544-a4e8-e026247fa4ddVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B76/44: Handelsregister A 44/235, Lobmeyr J. & L.; Lobmeyr, J. & L.]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++487fd38c-66d5-4fcb-9dc4-8f520c159859VERA#Akt_____487fd38c-66d5-4fcb-9dc4-8f520c159859VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A2: A 26/1864: Verlassenschaftsabhandlung Josef Lobmayr, Hofglashändler, verstorben am 2.6.1864]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++174a0ad8-7766-432d-9497-a1120f80dc7dVERA#Stueck__174a0ad8-7766-432d-9497-a1120f80dc7dVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A51: 11/1864: Testament Josef Lobmeyr]
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* [https://sammlung.mak.at/sammlung_online?&q=Lobmeyr DIGITALES MAK: Werke von Lobmeyr]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
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* János Kalmár / Mella Waldstein: K. u. k. Hoflieferanten Wiens. Graz: Leopold Stocker Verlag, 2001, S. 50
*János Kalmár / Mella Waldstein: K. u. k. Hoflieferanten Wiens. Graz: Leopold Stocker Verlag, 2001, S. 50
 
 
* Lobmeyr 1823-1973. 150 Jahre Österreichische Glaskunst [Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst und J. & L Lobmeyr, Wien ; 14. Juni - 22. Juli 1973]. Wien: Österreichisches Museum für angewandte Kunst 1973 (Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Katalog, Neue Folge 23)
 
* Lobmeyr 1823-1973. 150 Jahre Österreichische Glaskunst [Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst und J. & L Lobmeyr, Wien ; 14. Juni - 22. Juli 1973]. Wien: Österreichisches Museum für angewandte Kunst 1973 (Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Katalog, Neue Folge 23)
 
* 150 Jahre Lobmeyer. Wien: Rosenbaum 1973
 
* 150 Jahre Lobmeyer. Wien: Rosenbaum 1973
 
* Stefan Rath: Lobmeyr. Vom Adel des Handwerks. Wien [u.a.]: Herold 1962
 
* Stefan Rath: Lobmeyr. Vom Adel des Handwerks. Wien [u.a.]: Herold 1962
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==Weblinks==
 
*[https://www.lobmeyr.at/ Homepage der Firma Lobmeyr]
 
*[https://www.lobmeyr.at/ Homepage der Firma Lobmeyr]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 15:28 Uhr

Lobmeyr (April 2019), Portalentwurf von Alois Wurm-Arnkreuz
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1823
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Ludwig Lobmeyr
PageID 17959
GND
WikidataID Q876883
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Kärntner Straße 26 Lobmeyr 12 04 19.jpg
Bildunterschrift Lobmeyr (April 2019), Portalentwurf von Alois Wurm-Arnkreuz
  • 1., Kärntner Straße 26
  • Josef & Ludwig Lobmeyr, k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler (1860)

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 12' 18.60" N, 16° 22' 14.90" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lobmeyr, Firma (1., Kärntner Straße 26).

Joseph Lobmeyr senior gründete 1823 seine Glaserzeugung (Herstellung feinstgeschliffener Biedermeiergläser), siedelte sich wenig später in der Kärntner Straße an und wurde 1835 anlässlich der Lieferung eines ersten Services für die Hofburg zum K. k. Hoflieferanten ernannt. Ab 1867 durfte sich die Firma (nunmehr unter der Leitung der Brüder Josef junior und Ludwig Lobmeyr) "Josef & Ludwig Lobmeyr, k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler" nennen. Die Brüder Lobmeyr trafen am Beginn ihrer Tätigkeit eine radikale unternehmerische Entscheidung und vernichteten, um ihre Kunden für eine moderne Stilrichtung zu gewinnen, das gesamte Biedermeier-Warenlager ihres Vaters; die neue Firmenphilosophie, eine konsequente Unterstützung der Avantgarde, brachte Erfolg.

1862 stellten die Brüder Lobmeyr, die ihre Firma inzwischen zu internationalem Ansehen gebracht hatten, auf der Londoner Weltausstellung außergewöhnliches Trinkservice aus geschliffenem und graviertem Glas aus. Nach Josefs Tod (1864) war Ludwig Lobmeyr Alleininhaber. 1902 trat sein Neffe Stefan Rath als Gesellschafter in die Firma ein, übernahm 1917 den Betrieb, gründete eine Werkstätte in Steinschönau (Böhmen) und war auf der Kunstgewerbeausstellung 1925 in Paris mit seinen Kreationen äußerst erfolgreich (Grand Prix auf der Triennale in Mailand 1933 und auf der Weltausstellung in Paris 1937). 1938 übernahm Raths Sohn Hans Harald den Betrieb; er setzte sich vor allem für die Entwicklung zeitgenössischer Repräsentationsbeleuchtung ein. 1946 gründete er eine Berufsschule für Glasveredelung in Kramsach und 1949 gemeinsam mit Wilhelm Mahla die Salzburger Cristallglas-GmbH.

1958 wurde die Firma "Lobmeyr Werkstätte GmbH. Wien" als Werkstättenbetrieb des Stammhauses eröffnet und produziert neuartige Beleuchtungskörper nach Entwürfen von Hans Harald Rath, der 1966 von ihm produzierte Luster als österreichisches Staatsgeschenk anlässlich der Eröffnung der Metropolitan Opera nach New York schickte. 1968 übernahmen nach seinem Tod die Söhne Harald, Peter und Stefan den Betrieb. Sie führten die internationale Studioglasbewegung in Österreich ein, gründeten ein erstes Glasstudio an der Keramikfachschule in Stoob (Burgenland) und das berühmt gewordene Glasstudio im Franzensbad in Baden. 1973 wurde eine Jubiläumsausstellung im Museum für angewandte Kunst gezeigt und das Stammhaus in der Kärntner Straße erweitert.

Für die Wiederherstellung des Portals (des einzig erhaltenen gründerzeitlichen Portals in der Kärntner Straße) erhielt Lobmeyr 1994 den ersten Preis des Portalgestaltungswettbewerbs der Jungen Wirtschaft. Siehe auch Glasmuseum Lobmeyr. Die Familiengruft befand sich am St. Marxer Friedhof.

Quellen

Literatur

  • János Kalmár / Mella Waldstein: K. u. k. Hoflieferanten Wiens. Graz: Leopold Stocker Verlag, 2001, S. 50
  • Lobmeyr 1823-1973. 150 Jahre Österreichische Glaskunst [Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst und J. & L Lobmeyr, Wien ; 14. Juni - 22. Juli 1973]. Wien: Österreichisches Museum für angewandte Kunst 1973 (Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Katalog, Neue Folge 23)
  • 150 Jahre Lobmeyer. Wien: Rosenbaum 1973
  • Stefan Rath: Lobmeyr. Vom Adel des Handwerks. Wien [u.a.]: Herold 1962

Weblinks