Lebensmittelkarten

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Lebensmittelkarten (2. Weltkrieg und Nachkriegszeit). 1) Am 28. August 1939 begann die Einführung der Bezugscheine als „Vorbeugemaßnahme", am 2. September wurde in der Volkshalle des Rathauses eine Auskunftsstelle in „Angelegenheiten der kriegswirtschaftlichen Bezugsregelungen" eröffnet. Während der Kriegsjahre wurden je nach Versorgungslage die mit Bezugscheinen zu beziehenden Lebensmittel und der Kreis der Empfänger geregelt (10. September Einführung der Bezugscheinpflicht für Mehl, 2. Oktober Kartenzwang auch für Gaststätten in Wien und so weiter). Die von den Kartenstellen ausgegebenen sechs bis zwölf Karten pro Person (inklusive Raucher-, Seifen-, Kleiderkarten und individuelle Bezugsberechtigungen) galten für eine Versorgungsperiode von drei bis vier Wochen. Gegen Kriegsende lauteten die Abschnitte der Karte nicht mehr auf bestimmte Waren, sondern enthielten nur Nummern, die zur Einlösung aufgerufen wurden, da die auf den Karten angegebenen Lebensmittel nicht mehr oder nur in vermindertem Umfang ausgegeben werden konnten.

2) Nach Kriegsende erfolgte die erste Verteilung von Lebensmitteln noch gegen Nummernabschnitte der Reichslebensmittelkarte der 74. Versorgungsperiode (9.-19. April 1945). Die erste Versorgungsperiode nach neuem System (Druck der Karten vom Oberkommando der Roten Armee veranlasst) umfasste den Zeitraum 7. bis 31. Mai 1945. Ab 2. Juni begann wieder ein vierwöchicher Rhythmus. Die in der 7., 8. und 9. Versorgungsperiode probeweise wieder eingeführte Warenbezeichnung musste ab der 10. Versorgungsperiode aufgelassen werden. Von der 6. bis zur 16. Versorgungsperiode wurden die Lebensmittelkarten für jede Zone durch Farbaufdruck unterschiedlich gekennzeichnet. In der 14. Versorgungsperiode (5.- 26. Mai 1946) fand eine zeitliche Angleichung aller Bundesländer statt. Die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgte von 1. Juni bis 30. August 1945 durch Sowjethilfe. Die ersten 12.000 Tonnen Nahrungsmittel wurden Wien von der sowjetischen Besatzungsmacht zur Verfügung gestellt. Die Erbsen in Dosen wurden für die ersten Monate nach Kriegsende zur Grundlage der Ernährung. Die wöchentliche Lebensmittelzuteilung bestand zunächst aus einem halben Laib Brot, 50 Gramm Fett und Erbsen. Von 1. September 1945 bis 30. März 1946 erfolgte die Versorgung durch die einzelnen Besatzungskommandanten, ab April 1946 bis 31. März 1947 durch die UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) und danach durch US-Kongresshilfe. Ab 11. März 1946 wurden Lebensmittel im Nährwert von 1.200 Kalorien pro Tag ausgegeben (tatsächlicher Kalorienwert jedoch am 7. April 1946 lediglich 805), im Mai 1946 von 950, ab 10. November 1947 von 1.700, ab 2. Februar 1948 von 1.800 und ab 13. September 1948 von 2.100 Kalorien täglich. Ab Jänner 1949 reduzierte sich die Kartenanzahl durch erste Auflassungen (Eier- und Kaffeemittelkarten, im Juni 1949 auch Erdäpfel- und Milchkarten). Im Sommer 1949 wurden bundeseinheitliche Lebensmittelkarten eingeführt. Am 11. Jänner 1949 konnte die Brot- und Mehlrationierung aufgehoben werden. Die Aufhebung des Lebensmittelbewirtschaftungsgesetzes erfolgte zwar am 31. August 1950, doch waren 1952 dennoch Zucker (bis 1. November), preisgestützte Speisefette, Margarine, Kunstspeisefett und Speiseöl sowie ausländisches Schmalz noch markenpflichtig. Kinder-, Mütter- und Selbstversorgerkarten wurden mit Ende 1952 aufgelassen. Die Versorgungsperiode wurde auf einen Monat ausgedehnt, und für 1953 wurden abschließend noch vier Dreimonatskarten aufgelegt.

Literatur

  • Handbuch Reichsgau Wien. Band 63/64. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1941
  • Handbuch der Stadt Wien. Band 67/68. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1952