Kienmarkt (1): Unterschied zwischen den Versionen

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Kienmarkt (1). Urkundlich erstmals 1246 genannt kleiner Platz vor der [[Ruprechtskirche]]. Hier dürfte sich im 11. und 12. Jahrhundert ein großer, ovaler Marktplatz befunden haben, der nach der Anlage des [[Hoher Markt|Hohen Markts]] (um 1200) weitgehend verbaut wurde. Die Bezeichnung Kienmarkt umfaßte ursprünglich die heutigen Straßenzüge [[Judengasse]], [[Seitenstettengasse]], [[Sterngasse]], [[Salzgasse]], [[Marc-Aurel-Straße]], [[Vorlaufstraße]] und [[Salvatorgasse]]; sie leitet sich wahrscheinlich von den mit Harz getränkten Kienhölzern ab („Kien"), die den ärmeren Bewohnern der Stadt als Beleuchtung dienten und hier verkauft wurden. Am 16. April 1276 brach hier während einer Mondesfinsternis ein Brand aus, durch den viele Häuser am Kienmarkt und am Hohen Markt zerstört wurden. Im 15. Jahrhundert standen am Kienmarkt ebenso wie in den Staßenzügen der näheren Umgebung und am Hohen Markt mächtige Patrizierhäuser. Über die Entwicklung des Kienmarkts im Mittelalter war sich die Forschung lange Zeit nicht schlüssig. Im Zusammenhang mit der archäologischen Erforschung des [[Berghof (1)|Berghofs]] konnte Hertha Ladenbauer-Orel insgesamt vier Entwicklungsphasen von der Römerzeit bis zum Gassenmarkt in der Judengasse nachweisen; als nur noch der Gassenmarkt in der (verbreiterten) Judengasse abgehalten wurde, trennten die gotischen Häuser Ruprechtsplatz 4 und 5 den (heutigen) Ruprechtsplatz vom Kienmarkt (Fundamente 1970 ausgegraben). 1622 erlaubte Ferdinand II. den Juden, sich hier eine Synagoge zu erbauen. Ein Teil des Kienmarkts wurde 1863 [[Ruprechtsplatz]] benannt.
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Kienmarkt (1). Urkundlich erstmals 1246 genannt kleiner Platz vor der [[Ruprechtskirche]]. Hier dürfte sich im 11. und 12. Jahrhundert ein großer, ovaler Marktplatz befunden haben, der nach der Anlage des [[Hoher Markt|Hohen Markts]] (um 1200) weitgehend verbaut wurde. Die Bezeichnung Kienmarkt umfasste ursprünglich die heutigen Straßenzüge [[Judengasse]], [[Seitenstettengasse]], [[Sterngasse]], [[Salzgasse]], [[Marc-Aurel-Straße]], [[Vorlaufstraße]] und [[Salvatorgasse]]; sie leitet sich wahrscheinlich von den mit Harz getränkten Kienhölzern ("Kien") ab, die den ärmeren Bewohnern der Stadt als Beleuchtung dienten und hier verkauft wurden. Am 16. April 1276 brach hier während einer Mondfinsternis ein Brand aus, durch den viele Häuser am Kienmarkt und am Hohen Markt zerstört wurden. Im 15. Jahrhundert standen am Kienmarkt ebenso wie in den Staßenzügen der näheren Umgebung und am Hohen Markt mächtige Patrizierhäuser. Über die Entwicklung des Kienmarkts im Mittelalter war sich die Forschung lange Zeit nicht schlüssig. Im Zusammenhang mit der archäologischen Erforschung des [[Berghof (1)|Berghofs]] konnte Hertha Ladenbauer-Orel insgesamt vier Entwicklungsphasen von der Römerzeit bis zum Gassenmarkt in der Judengasse nachweisen; als nur noch der Gassenmarkt in der (verbreiterten) Judengasse abgehalten wurde, trennten die gotischen Häuser Ruprechtsplatz 4 und 5 den (heutigen) Ruprechtsplatz vom Kienmarkt (Fundamente 1970 ausgegraben). 1622 erlaubte [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand II.]] den Juden, sich hier eine Synagoge zu erbauen. Ein Teil des Kienmarkts wurde 1863 [[Ruprechtsplatz]] benannt.
  
 
== Literatur ==
 
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Version vom 24. November 2014, 20:39 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Ruprechtsplatz
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 5095
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 24.11.2014 durch DYN.patricktavernar

Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Kienmarkt (1). Urkundlich erstmals 1246 genannt kleiner Platz vor der Ruprechtskirche. Hier dürfte sich im 11. und 12. Jahrhundert ein großer, ovaler Marktplatz befunden haben, der nach der Anlage des Hohen Markts (um 1200) weitgehend verbaut wurde. Die Bezeichnung Kienmarkt umfasste ursprünglich die heutigen Straßenzüge Judengasse, Seitenstettengasse, Sterngasse, Salzgasse, Marc-Aurel-Straße, Vorlaufstraße und Salvatorgasse; sie leitet sich wahrscheinlich von den mit Harz getränkten Kienhölzern ("Kien") ab, die den ärmeren Bewohnern der Stadt als Beleuchtung dienten und hier verkauft wurden. Am 16. April 1276 brach hier während einer Mondfinsternis ein Brand aus, durch den viele Häuser am Kienmarkt und am Hohen Markt zerstört wurden. Im 15. Jahrhundert standen am Kienmarkt ebenso wie in den Staßenzügen der näheren Umgebung und am Hohen Markt mächtige Patrizierhäuser. Über die Entwicklung des Kienmarkts im Mittelalter war sich die Forschung lange Zeit nicht schlüssig. Im Zusammenhang mit der archäologischen Erforschung des Berghofs konnte Hertha Ladenbauer-Orel insgesamt vier Entwicklungsphasen von der Römerzeit bis zum Gassenmarkt in der Judengasse nachweisen; als nur noch der Gassenmarkt in der (verbreiterten) Judengasse abgehalten wurde, trennten die gotischen Häuser Ruprechtsplatz 4 und 5 den (heutigen) Ruprechtsplatz vom Kienmarkt (Fundamente 1970 ausgegraben). 1622 erlaubte Ferdinand II. den Juden, sich hier eine Synagoge zu erbauen. Ein Teil des Kienmarkts wurde 1863 Ruprechtsplatz benannt.

Literatur

  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1931 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 3/4), S. 73 f.
  • Hertha Ladenbauer-Orel: Der bistümliche Kienmarkt in Wien. In: Jahrbuch Landeskunde. Niederösterreich, Neue Folge 38, 1970, S. 76 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 464