Karl Landsteiner (Arzt)

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Daten zur Person
Personenname Landsteiner, Karl
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ., ao. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 28388
GND
Wikidata
Geburtsdatum 14. Juni 1868
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. Juni 1943
Sterbeort New York
Beruf Pathologe, Immunologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 24.07.2014 durch WIEN1.lanm09eic
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Nobelpreis für Medizin (Verleihung: 1930)

Landsteiner Karl, * 14. Juni 1868 Wien, † 26. Juni 1943 New York, pathologischer Anatom, Immunologe, Gattin (1916) Helene Wlasto. Nach dem Studium an der Universität Wien (Dr. med. univ. 21. Februar 1891) hospitierte Landsteiner an der II. Medizinischen Universitätsklinik (Allgemeines Krankenhaus) unter Otto Kalcher und war nach einem Studienaufenthalt in Würzburg und Zürich (Vertiefung seiner ehemaligen Ausbildung) 1894/1895 Operationszögling an der von Eduard Albert geleiteten I. Chirurgischen Universitätsklinik, 1895/1896 Assistent am Hygieneinstitut bei Max von Gruber und arbeitete danach unter Anton Weichselbaum im pathologisch-anatomischen Institut, an dem er neben ausgedehnter, höchst fruchtbarer Forschungstätigkeit bis 1908 3.639 Obduktionen vornahm. Unter einfachen Bedingungen gelang Landsteiner 1901 die Entdeckung der klassischen Blutgruppen (A, B, 0; Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 1888 - lfd. 14 [1901], S. 1132 ff.) und 1902 gemeinsam mit dem Münchner Max Richter die Entwicklung einer Methode zur Bestimmung der Blutgruppen aus Blutflecken. 1903 habilitierte sich Landsteiner für pathologische Anatomie (ao. Prof. 1911). Zwischen 1903 und 1906 gelang ihm (mit J. Donath) die Aufklärung des Mechanismus der Entstehung der Kälteagglutininbildung und 1905/1906 mit dem Dermatologen Ernst Finger erstmals die Übertragung von Syphilis auf Affen sowie mit Viktor Mucha der Nachweis von Syphiliserregern durch die eigens von ihnen entwickelten Dunkelfeldmikroskopie. 1908-1920 war Landsteiner Prosektor am Wilhelminenspital; dort konnte er u. a. eine serodiagnostische Methode zum Nachweis der Poliomyelitis-Viren erarbeiten. Als er nach dem Ersten Weltkrieg keine adäquate Forschungsmöglichkeit mehr fand, wirkte er 1919-1922 als Prosektor am R. K. Ziekenhuis in Den Haag, wo ihm 1921 die Identifizierung eines bestimmten Antigenteils gelang (von ihm als „Hapten" bezeichnet); damit erbrachte er eine pionierhafte Forschungsleistung auf serologischem Gebiet, beflügelte aber auch entscheidend die damals im Entstehen begriffene immunologische Forschung. 1922 wurde Landsteiner an das New Yorker Rockefeller-Institut berufen (1939 emeritiert, aber lebenslanges Mitglied), wo er 1926/1927 (mit Philip Levine) weitere menschlichen Blutfaktoren beschrieb (beispielsweise M, N und P). 1933 veröffentlichte er die (bis heute zu den Klassikern der immunologischen Fachliteratur zählende) Monographie „Die Spezifizität der serologischen Reaktionen". 1940 krönte er (gemeinsam mit Alexander Wiener) seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Entdeckung des Rhesusfaktors (1941 gemeinsame Entwicklung eines Testsystems zu dessen Bestimmung). Damit war endgültig möglich geworden, den Mechanismus der „Neugeborenengelbsucht" zu klären und eine taugliche Verhütung dieses oftmals zum Tod führenden Krankheitsbilds (dem eine Rhesusinkompabilität zwischen Mutter und Kind zugrunde liegt) zu erarbeiten. Nobelpreis für Medizin (1930; für die Entdeckung der Blutgruppen), Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte Wien (1931), Goldene Medaille der Niederländischen Gesellschaft vom Roten Kreuz (1933), Cameron-Preis der Universität Edinburgh (1938); Ehrendoktorate der Universitäten Chicago, Brüssel, Harvard, Cambridge. Karl-Landsteiner-Schwesternschule, Landsteinerdenkmal.


Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt am Main: Ullstein 1967
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953-lfd.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 399 ff.
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9)
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 99 ff.
  • Paul Speiser: Karl Landsteiner, Entdecker der Blutgruppen. Wien: Brüder Hollinek 1961
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 1851 - lfd. 81 (1931), S. 309 f.; 98 (1948), S. 378 f.
  • Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 1888 - lfd. 60 (1948), S. 557; 95 (1983), S. 696 f.; 103 (1991), S. 130 ff. (G. Schmidt, Karl Landsteiner zum Gedenken)
  • Wiener Zeitung, 21.02.1986
  • Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag, 22.07.1982
  • Die Presse, 14.07.1968
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 23.06.1953, 12.06.1968, 21.07.1982